Kapitel 17

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Kyra folgte Valeriu nach unten und raus auf den Innenhof. Es war immer noch Nacht, aber sicherlich schon etwa drei Uhr. Man sah nicht den Mond, da Regenwolken alles einheitlich grau färbten, aber es nieselte nur schwach. In den meisten Ländern der gemäßigten Zone war der September angenehm und nur mit wenig Niederschlägen. Also, solange man nicht am Meer oder auf einer Insel wohnte, in Großbritannien regnete es ja immer junge Hunde und Katzen.

"Hast du schon Fähigkeiten entwickelt oder die Basics gelehrt bekommen?", erkundigte sich der Mann, der um die 500 Jahre älter sein durfte als sie.

"Keine Fähigkeiten, aber Alucard hat mir die gezielte Einsetzung der verbesserten Sinne und Fähigkeiten beigebracht, also das dritte Auge, lichtschnelle Fortbewegung, gezielte Verstärkung des Körpers bei Angriff und Verteidigung und die Wahrnehmung von anderen Wesen im Umkreis." Das sie letzteres schon vor Alucards Lektionen konnte und sich nur kurz umstellen musste, musste sie nicht sagen.

"Was ist mit Gravitationsbeeinflussung, Telekinese, Telepathie, Manipulation, Hypnose, die Kontrolle über andere Ghuls, Tiere oder das Wetter, das Laufen durch Gegenstände, die Verwandlung in Tiere, die Unterwerfung der eigenen Aura, um weitere Fähigkeiten zur Verfügung zu haben, sowie das Kooperieren mit Tiergeistern?"

Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Natürlich hatte sie von all dem schon mal gehört, aber sie hatte nicht gedacht, dass das alles die Basics waren. Was waren dann erst die individuellen Fähigkeiten? "Nein, dafür hatten wir noch keine Zeit. Wobei... steht das Unterwerfen der Aura auch irgendwie in Zusammenhang mit der Wahrnehmung der eigenen Aura?"

"Ist die Vorstufe. Um etwas zu unterwerfen, muss man schließlich wissen, wo sich dieses etwas überhaupt befindet."

"Okay, also dass kann ich." Bevor er das Gespräch weiterführen konnte, aber mit einer kleinen Gedenkpause dazwischen, fragte sie weiter: "Was sind denn so individuelle Fähigkeiten? Gedankenlesen und Teleportieren, würde ich schätzen, oder?"

Valeriu trug kurz einen Gesichtsausdruck, den selbst Kyra deuten konnte: "Oh-je-wo-fange-ich-da-an?". "Ja, die gängigsten sind die beiden. Soweit man überhaupt sagen kann, das etwas gängig ist. Irgendeine Draculina hatte es sich mal in die Kopf gesetzt, alle Fähigkeiten aufzulisten. Auf Rupea haben wir ein Exemplar davon, das kannst du dir gerne ausleihen. Allerdings fürchte ich, dass es noch lange nicht fertig ist, diese Draculina habe ich persönlich das letzte Mal aber vor 80 Jahren gesehen, also weiß ich nicht einmal, ob sie noch lebt."

"Ich dachte, eigentlich alle Draculinas wären Alucards Huren gewesen?", wunderte sie sich.

"Ja, vollkommen korrekt, allerdings war er Kleophea nach ein paar Jahren leid. Und sie ihn überraschenderweise auch."

"Überraschenderweise?"

Valeriu blickte sie unsicher an. "Sagen wir es mal so: Ich habe bisher noch so gut wie keine Draculina erlebt, die von ihm - ähm... unter uns Draculs nennen wir es meist 'gepfählt' - wurde und danach nicht absolut vernarrt in ihn war. Oder zumindest in seinen Schwanz."

Von dieser Vulgarität wäre sie als Mensch errötet, auch wenn Karl eine weit schlimmere Ausdrucksweise gehabt hatte. Als wäre es normal, dass sich ein Mann Dutzende, wenn nicht Hunderte, Frauen verwandelte und mit ihnen schlief ... und diese dann immer mehr von ihm wollten...

Sie schüttelte sich. Auch wäre Karl oder irgendeiner der anderen, die als Bezahlungsmethode für Valium oder die Informationen über den "Priester" lediglich ihren Mund oder andere Öffnungen akzeptiert hatten, sanfter oder freundlicher zu ihr gewesen, wäre sie niemals freiwillig zu einem von ihnen ins Bett gestiegen. Auch wenn sie zugab, dass sie für Valium, das sie selbstständig einnehmen konnte, um nicht von Karl oder den anderen erpresst zu werden, genau das getan hatte, was Karl bei sich wünschte. Somit war ihr Verhalten damals durchaus irrational gewesen. Zumindest bis zu einem gewissen Grad.

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