A Hellsing Story

Kapitel 15

"Wer sind denn bitte Valeriu und Katharina?" Seine Meisterin sah ihn mit hochgezogenen Brauen an, nachdem er ihr das Telefon zurückgegeben hatte. Mutmaßlich wäre es besser gewesen, wo anders zu telefonieren, aber a) kannte er keinen Standort eines anderen Telefons und b) hatte er nicht die geringste Ahnung, wie seine Nummer lautete, die allerdings beim Haupttelefon der Hellsings eingespeichert war, da Dakaria eine Zeitlang mehr oder minder für Hellsing gearbeitet hatte. Beziehungsweise war Hellsings Verbindung aufs Festland. Wenn Arthur oder Walter etwas zu Ohren kam, dass in Deutschland, Griechenland, Rumänien, Bulgarien, Moldau, Ukraine, Weißrussland und Russland jemand sein Unwesen trieb, war Dakaria die erste Anlaufstelle. Diese schaltete Betreffende dann sofort aus oder teilte es anderen Vampiren mit. Ob Integra auch hin und wieder Dakaria anrief, wusste er nicht, allerdings hielt er es bei ihrem Zeitplan für logischer, wenn Walter das übernahm.

"Valeriu ist eins meiner Kinder und Katharina ist ... weder Mensch noch Vampir ... und auch kein Tier", ergänzte er schnell, als ihm einfiel, dass das durch die Nachricht sich sehr nach Haustier anhörte.

Integra zog eine Braue hoch. "Also ist sie was?"

"Sie war ein Mensch und in ihrem Leben meine Geliebte, aber nach meinem Tod ... wurde sie verflucht. Oder eher ihr Körper."

"Also ähnlich wie Vampire?", versuchte Integra aus den schwammigen Informationen schlau zu werden.

"Nein, kein bisschen so. Ich meine, wir Vampire haben Seelen. Ihre Seele ist längstens gestorben, nur noch ihr Körper lebt, ohne Persönlichkeit."

"Wieso muss man ihr dann etwas zu Essen geben?", wunderte seine Meisterin sich weiter, während sie immer noch die Akten in der Hand hielt, über die sie eigentlich hatten sprechen wollen.

"Weil sie immer noch Hunger empfindet ... oder ihr Körper zumindest etwas zu essen braucht. Wenn sie zu lange kein Fleisch bekommen hat, beginnt sie, sich selbst aufzuessen", erklärte er weiter, auch wenn ihm jedes Wort in Erinnerung rief, welchen Preis Katha für ihre Liebe zu ihm gezahlt hatte.

"Und sie kann ... nicht sterben?"

Er sah seine Meisterin verwirrt an. "Wie kommen Sie denn darauf?"

"Wenn sie sterben kann, wieso ... Naja, wäre es nicht besser, sie dann zu erlösen?", setzte die Hellsing neu an und Alucards Mundwinkel zogen sich nach unten.

Um seine Beherrschung nicht zu verlieren, verließ er seinen Platz und ging etwas durch den Raum. Im Endeffekt blieb er am Fenster stehen und sah in sein Spiegelbild. Am liebsten wollte er sich abwenden. "Es wäre wohl das beste, aber... ich werde niemanden erlauben, ihr ein Haar zu krümmen, am wenigsten mir selbst."

Er spürte den fragenden Blick, ignorierte ihn aber gekonnt. Irgendwann besann sich Integra wieder auf das eigentliche Thema. Nachdem sich nach dem Überfall die Wogen wieder geglättet hatten und erst morgen das Treffen mit dem Vatikan stattfand, konnten sie sich jetzt wieder Kyra zuwenden. "Also die Informationen, die du uns gegeben hattest, sind soweit zu bestätigen gewesen. Wenn auch nicht die Übergriffe, zumindest die Medikamentenhistorie lag noch vor. Und wenn man bereits als Kind so etwas bekommen hatte, ist das Ergebnis nicht mehr sonderlich verwunderlich", merkte sie an und steckte sich eine Zigarre in den Mund.

"Das Ergebnis?", fragte er, auch wenn er wusste, worauf sie hinaus wollte.

"Ihr Verhalten bei Hellsing, das was sie sagte, wie sie sich benahm, was sie eben nicht sagte... das alles halt."

Er grunzte bestätigend. Er würde das Ganze zwar nicht auf die Medikamente schieben, auf die Schläge und die Übergriffe ihres Großvaters schon eher, aber vermutlich kam das alles doch eher zusammen mit den psychischen Erkrankungen, die sie seit ihrer Geburt besaß oder sich durch ihre Umgebung in ihren Kindesjahren manifestiert hatten.