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von Ylvi42, danke für Ylvi87 s Hilfe

„Wieso habt ihr mir das angetan? Wie konnte es so weit kommen? Ist es nur, weil ich anders bin, als ihr es seid?", diese Fragen hatten sich in seinen Verstand gebrannt, er stellte sie sich jeden verdammten Tag aufs Neue, eine Antwort erhielt er nie.

Sie hatten ihn zurückgelassen, als er sie am dringendsten gebraucht hatte. Und dass nur, weil er etwas an sich hatte, was jeder normale Mensch sofort tot sehen wollte. Er war ein Werwolf, eine Nachtgestalt, die schnell außer Kontrolle geriet und alles vernichtete, was ihr in den Weg kam.

Er hatte sich in einer aussichtslosen Situation befunden, war den Jägern ins Netz gegangen. Seine,,Freunde" hatten es alles mit angesehen, sie hätten ihm helfen können, aber der Fakt, dass er ihnen dieses Geheimnis, seit sie sich kannten, verschwiegen hatte, hatte in ihnen eine riesige Wut und Verachtung geweckt. Jeder von ihnen hatte nur einen verächtlichen Blick für den Werwolf übriggehabt. Bei den einen war es ihm noch egal gewesen, aber als er den wütenden und verletzten Blick von diesem einen Jungen gesehen hatte, war sein Herz in tausend Teile zerbrochen, seine Welt war über ihm zusammengestürzt. Nur mit Mühe und Not war er allein diesen furchtbaren Menschen entkommen und hatte sich Rache geschworen, Rache an den Jägern und den Menschen, die er mal als Freunde, als seine Familie bezeichnet hatte.

Die Straßen waren weiß, der frische Schnee knirschte leise unter Minhos Füßen, während er durch das kleine Dorf bummelte. Es herrschte ein reges Treiben, überall wurde wunderschöner Weihnachtsschmuck aufgehängt, es duftete von allen Seiten köstlich nach den leckersten Sachen. Jeder in diesem Dorf hatte gute Laune, die Vorweihnachtszeit war eine der schönsten. Das war auch das Einzige, was Minho noch in diesem Dorf hielt, die Vorweihnachtszeit und der Fakt, dass er hier eine kleine Hütte besaß, in welcher er leben konnte, Minho kam dem großen Marktplatz immer näher, in dessen Mitte ein Brunnen stand. Am Rande des Platzes befanden sich die unterschiedlichsten Geschäfte, die einen kleiner, die anderen größer. Auch hier waren viele Menschen, die zusammen und mit guter Laune einen großen Weihnachtsbaum in der Mitte des Platzes neben dem Brunnen aufbauten, Minho ließ seinen Blick über die Menge schweifen und wurde sofort ein bisschen traurig. Er hatte auch mal so eine Gemeinschaft gehabt, sie hatten ihn jedoch verraten und jetzt war er wieder allein, so wie früher. Plötzlich zog jedoch ein kleiner, unscheinbarer Laden die Aufmerksamkeit des jungen Mannes auf sich. ,,Dreamcatcher" stand in verschnörkelten, silbernen Lettern über der Tür, den Laden umgab eine geheimnisvolle Atmosphäre. Von Neugier gepackt schritt Minho auf die Tür zu, als er sie öffnete ertönte das helle Klingeln eines kleinen Ladenglöckchens. Der junge Mann fand sich in einem etwas abgedunkelten Raum wieder, die Fenster waren mit dünnen Vorhängen verdeckt, sodass etwas Licht ins Ladeninnere fiel, man von außen jedoch nicht so gut hineinschauen konnte. Ein süßlicher Geruch lag in der Luft, vernebelte leicht Minhos Werwolfsinne. In dem fahlen Licht konnte man auf dem Boden viele Sitzkissen ausmachen, an den Wänden hingen unzählige Gemälde und auch ein großer Spiegel. Dieser Laden war mit Wahrsagerkram nur überfüllt, zwischendrin befanden sich auch noch ein paar Kerzen, die dem Raum zusätzlich etwas Licht schenkten und die Atmosphäre noch geheimnisvoller wirken ließen, Besonders aber hatte es Minho dieser Spiegel angetan. Ehrfürchtig schritt er auf diesen zu und wollte gerade einen Blick hineinwerfen, als er hinter sich Schritte vernahm. Eine Stimme, die der von Felix Konkurrenz machte, hielt ihn jedoch von seinem Vorhaben ab." Der Spiegel, der deine größten Geheimnisse, deine größte Sehnsucht offenbart. Schaue mit Bedacht hinein, junger Mann, viele Menschen sind durch den Einblick verrückt geworden" Direkt hinter Minho war eine junge Frau mit bläulich-schimmernden Haaren aufgetaucht und hatte ihm diese Worte in sein linkes Ohr geflüstert. Jeder in diesem Dorf kannte sie nur unter dem Namen Dami und auch ihre Freundinnen, allesamt Wahrsagerinnen oder so was wie Hexen, waren nur teilweise mit ihren richtigen Namen bekannt. Die Nackenhaare des Werwolfs hatten sich aufgestellt, er war sofort in Alarmbereitschaft verfallen. Als er sich umdrehte, standen ihm insgesamt sieben junge Frauen gegenüber, die ihn alle aufmerksam musterten. „Er will unbedingt hineinschauen, das sieht man ihm an der Nasespitze an. Aber er versucht den Wunsch zu unterdrücken. Meine Junge, wenn du so neugierig bist, können wir dich nicht davon abhalten. Diese Neugierde würde dich irgendwann nur verrückt machen", schaltete sich nun auch Yoohyeon ein. „Das können wir kein weiteres Mal verantworten. Die letzten, die hineingeschaut hatten, waren am nächsten Tag wie aufgestochene Hühner durch das Dorf gerannt und haben irgendwas Wirres vor sich hin gerufen haben und nach einem halben Jahr haben sie ununterbrochen nach einer Person gesucht", JiU, die oberste Wahrsagerin zog Minho am Arm zurück, der junge Mann war mehr als verwirrt.,,Seitdem hatte aber auch niemand mehr einen Blick hineingeworfen, vielleicht ist es an der Zeit es wieder zu versuchen", überlegte SuA laut und wieder vor den Spiegel. JiU gab sich schließlich zog Minho geschlagen und gewährte Minho den Einblick in den Spiegel.

Es war, als würde er in den Spiegel eintauchen. Minho stand in dem Dorf auf der Straße und schaute sich irritiert um. Es sah genau so aus, wie in Echt mit dem kleinen Unterschied, dass die Menschen leichte Ähnlichkeit mit Geistern hatten. Und dann sah er sie vor sich, die Menschen, die ihn einst aus seiner Einsamkeit gerettet hatten, die ihn aber auch wieder in diese Einsamkeit zurückgeschickt hatten, Woojin, Chan, Changbin, Hyunjin, Jisung, Felix, Seungmin und Jeongin standen unweit von ihm. Sein Ebenbild konnte er neben Jisung ausmachen, bei genauerem Betrachten erkannte er, dass seine eigenen Hände mit denen von Jisung verschränkt waren und der kleine braun-haarige ihm gerade sein unbeschreibliches Lächeln schenkte. Sie lachten alle zusammen, jeder hatte gute Laune. Diese Szene löste etwas in Minho aus, doch bevor er darüber nachdenken konnte, veränderte sich das Bild plötzlich. Vor ihm umarmten sich gerade alle zum Abschied, bevor sie in verschiedenen Straßen des Dorfes verschwanden. Jisung und er hielten sich immer noch an den Händen und Minho sah dabei zu, wie sie langsam durch die Straßen schlenderten, dem Zuhause von Jisung immer näherkamen. Als sie vor der Tür standen blieb Jisung plötzlich stehen, nahm Minhos Hände in seine und drehte sich zu ihm. Minho sah dabei zu, wie Jisung seinem Ebenbild noch ein bisschen näherkam und ihm vorsichtig einen Kuss auf die Lippen drückte. Minhos Arme legten sich wie von selbst um Jisung und zogen ihn noch näher zu sich, ohne den Kuss zu unterbrechen. Dem zuschauende Minho liefen stumm Tränen über seine Wange, während er sich vorstellte, wie das wohl in Echt wäre. Als sich Jisung wieder von Minho löste, lächelten sie sich noch einmal kurz an, bevor sich auch ihre Wege trennten. Minho sah zu, wie Jisung hinter der hölzernen Tür verschwand und er selbst die Straße weiter entlangschritt, durch den Tränenschleier wirkte jedoch alles leicht verzerrt. Ohne es wirklich zu realisieren, streckte der junge Mann seine Hand nach Jisung aus, schien etwas rufen zu wollen, doch kein Ton kam über seine Lippen. Plötzlich veränderte sich seine Umgebung wieder und er fand sich vor dem Spiegel wieder, Dami hatte ihn leicht an seiner Schulter zurückgezogen, sodass er aus seiner Illusion herausgekommen war. Während Minho sich in seiner Trance befunden hatte, war ein Junge in Minhos Alter in dem Laden aufgetaucht. Er hatte braune Haare und ziemliche Ähnlichkeiten mit einem kleinen Quokka. Der Junge hatte mit seinen Freunden von weitem beobachtet, wie Minho in dem Laden verschwunden war und war neugierig geworden, Seine Freunde warteten vor der Tür, während er in den Laden hineingegangen war und das, was er gesehen hatte, hatte ihm direkt die Tränen in die Augen getrieben.

,,Jisung, wo bleibst du...?", der Rest seiner Frage blieb ihm im Halse stecken, als er sah, dass die Wangen seines Freundes nass von Tränen waren. Einige der Wahrsagerinnen hatten die zwei Neuankömmlinge schon bemerkt, sahen nun dabei zu, wie Chan Jisung liebevoll in seine Arme zog, dieser befreite sich jedoch aus Chans Griff und schritt zielstrebig auf Minho zu. Dieser hatte ihm den Rücken zugedreht und die Augen geschlossen, er wollte sie am liebsten nie wieder öffnen, für immer in seiner Illusion bleiben. Plötzlich spürte er, wie sich von hinten zwei Arme um ihn legten und ein warmer Körper sich an seinen Rücken drückte. Als dann auch noch Jisungs Geruch in Minhos feiner Nase erschien entspannte er sich leicht.

,,Bitte lass diesen wunderschönen Traum nie wieder enden", dachte er sich.

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