Die Gefühlsschwankungen, die ich zu Anfang an Eveline kritisiert hatte, erfüllten nun mein innerstes mit einer undefinierbaren Zufriedenheit. Sie konnte fordernd, frech und bestimmend sein, nur um im selben Augenblick verlegen und schüchtern zu sein. Doch ihre liebevolle, tolerierende und warmherzige Art blieb bei jedem Gemütszustand erhalten. Egal welche Emotion sie mir offenbarte, mit der Zeit hatte ich alle davon schätzen gelernt. Diese Momente mit ihr, abseits von Bedenken, Komplikationen und des Vertrages, machte mir bewusst, wie sehr ich mich in ihrer Nähe nach Jahrhunderten das erste Mal frei fühlte. Die fehlenden Erinnerungen an meine Vergangenheit waren in Evelines Gegenwart nicht mehr von Bedeutung. Das Hier und Jetzt formte mich. Eveline formte mich. Sie brachte Gefühle und Eigenschaften in mir hervor, die ich nie an mir geglaubt hätte. Dies erfüllte und erschrak mich gleichermaßen.
»S-So ein Blödsinn!«, riss mich Eveline aus meiner Träumerei. »Essen ist keine Banalität! Ich mache uns jetzt etwas!«, schnaubte sie überzeugt und ging zur Küche herüber. Im Grunde wusste ich, dass sie sich nur ablenken wollte und keinesfalls ihren Fantasien nachgeben wollte. Es war nach Jahren wieder das erste Mal, dass ich es mit Überzeugung in Erwägung zog, dass mich eine Frau berührte. Als ich noch körperliche Aufträge erledigt hatte, hatte ich nach den ersten beiden, die meisten Klienten ohne Penetration befriedigt, oder ihnen einen erfüllenden Traum geschenkt. Umso mehr ich gegen die Natur meiner Gattung kämpfte, umso mehr erschien mir der Drang, dass ich berührt werden sollte - und meine Klienten es wollten - unnötig.
Leicht über Evelines Ablenkung amüsiert seufzte ich und ging ihr in der Küche zur Hand. Anders als bei den Malen, an denen ich ihr bei der Essensvorbereitung half, war Eveline dieses Mal nicht nervös oder versuchte Abstand von mir zugewinnen. Im Gegenteil, sie kritisierte sogar mein Schneiden des Gemüses. Es sei zu "Samurai-mäßig" nach ihren Worten. Für mich machte es keinen Unterschied. Etwas musste in Stücke geschnitten werden, was interessierte da der Stil? Meine Verwirrung ihrer Anmerkung gegenüber amüsierte Eveline. Ihr herzliches Lachen und das Strahlen ihrer Augen zu sehen, befreite meine Brust von dem Druck der letzten Jahre und das Abendessen war gefühlt schneller fertig.
»Was ich dich schon immer fragen wollte«, begann Eveline, nachdem wir gegessen hatten. »Außerhalb dieser Zentrale in eurer Welt, gibt es da auch noch ... ich sage mal ... andere Arbeitsstellen? Gibt es in eurer Welt auch Freizeitaktivitäten? Hobbys? Oder müsst ihr nur arbeiten?«
»Selbstverständlich haben wir genauso Freizeit wie ihr«, antwortete ich und nahm ihr den Teller, während sie abspülte zum Abtrocknen ab. »In der Welt der Engel gibt es das jedoch nicht. An sich gibt es in meiner Welt auch andere Arbeitsstellen wie du es bezeichnest, aber die meisten solcher Stellen sind außerhalb der Zentrale noch altmodisch aufgebaut. Späher für andere Welten. Kundschafter, die Informationen zusammentragen und die Einrichtungen der Kriegsgefolgschaften.«
Eveline senkte nachdenklich den Blick. »Ähm ... ich ... wie gestaltest du deine Freizeit, wenn du ..., wenn du nicht bei mir bist und der Arbeit nachgehst?« Ich spürte, dass sie einige Fragen bezüglich des Krieges hatte, es aber absichtlich nicht ansprach.
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Love Crises with a Demonᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰ
Fanfic[auf unbestimmte zeit pausiert] "Evelines Wunsch wird wahr - doch zu welchem Preis?" Eveline hat genug von ihrem frustrierenden Liebesleben und verbringt ihren Geburtstag allein mit Wein und Kuchen. Als sie die Kerzen ausbläst, taucht plötzlich ein...