Schnaubend beobachtete ich, wie sich die Flammen ihren Weg über das Häuschen des Weibes bahnten. Dicke Rauchwolken haschten nach Aufmerksamkeit der Menschen. Bald würde der Brand entdeckt werden, doch das scherte mich nicht. Ich war weitaus mit anderen Dingen beschäftigt, die mich sauer machten. Richtig sauer! Soeben war mein letztes Druckmittel gegen das Bastard Halb-Balg vor meinen Augen verschwunden. Dass der Wächter des Weibes seine verborgene, rezyklierte Energie eines Seraphims nutzen könnte, um seinen Schützling an einen mir fernen Ort zu schaffen, hatte ich in keinster Weise erwartet. Zuerst hatte mir dieser alte Incubus einen Strich durch die Rechnung gemacht, den leeren Körper des Halb-Balgs nutzen zu können und nun der Wächter. Ich spannte meinen Kiefer an. Am liebsten würde ich den Energiefluss der beiden aus dem Kreislauf reißen und sie mit eigenen Händen im Nichts verschwinden lassen!
»Fuck!«, schimpfte Petra neben mir. »Was war das? Hast du nicht gesagt, dass diese Eveline deine Versicherung sein würde, um Agares und Levi herauszulocken und dass ihr Wächter kein Problem sei? Zwar hat er dir die Informationen gegeben, die du vermutet hattest, aber wer hätte denn ahnen können, dass sich der Engel selbst aufgibt?«
Hörbar zischte ich die Luft aus meinen Lungen und wandte meinen Blick bedrohlich zu der Succubus. »Hast du mehr Dinge für mich, die ich nicht bereits weiß?«, knirschte ich. »Warum bist gerade du mir zur Verfügung gestellt worden? Unfähig. Alle sind unfähig«, murmelte ich in mich hinein. »Es wird Zeit, dass ich endlich an der Spitze der Dämonenwelt stehe, mit der Macht, die mir zusteht. Nicht den letzten drei Obigen, nicht dem Halb-Balg. Mir alleine ist es bestimmt, die Gesetze der geistigen Welten zu verändern!«
Petra schürzte nervös die Lippen und trat einen Schritt zurück. »Ähm ... Barbatos ... deine wahre Gestalt kommt durch. Du ... du solltest dich beruhig-« Ich holte mit meinem dünnhäutigen Flügel aus und brachte Petra zum Schweigen. Mit aufgeplatzter Unterlippe und Schnitt an der Wange ging sie überrumpelt zu Boden.
»Wenn du deinen Mund nicht für mein Glied verwenden willst, hältst du gut daran, ihn gar nicht erst zu öffnen, du wertloses Dämonenweib!«, knurrte ich und schloss angespannt die Augen. Langsam baute sich die Aura des Zornes um mich herum ab und die Flügel meiner richtigen Gestalt zogen sich in meine weitaus attraktiveren Hülle zurück, während Petra sich wankend auf die Füße brachte.
Ich achtete nicht weiter auf sie und öffnete das Portal zur Dämonenwelt. Es konnte nur einen Ort geben, an dem der Wächter, seinen Schützling gebracht haben könnte, an dem auch Menschen existieren konnten. Dies schloss auch Lebewesen ein, die nur zur Hälfte irdisches Blut besaßen. In der geistigen Welt Dragsa. Einst lebten dort neun Schicksalsgöttinnen, als die mächtigsten unter ihrer Art. Während sechs von ihnen den Ruf nach Veränderung verspürten, entschieden sich die anderen Schicksalsgöttinnen Urd, Skuld und Verdandi für Harmonie ihresgleichen und Unabhängigkeit. Ihre Wege zerstreuten sich anhand der unterschiedlichen Ansichten. Während die drei Ältesten weiter in Dragsa lebten, erschlossen sich die übrigen für sich alleine einen Weg, der jenseits der Konflikte zwischen den geistigen Welten war und existierten als freie, ungebundene Gottheiten. Sie verstreuten sich in den geistigen Dimensionen und entzogen sich sämtlichen Reichen. Fernab von Einflüssen und Verträgen folgten sie ihrer eigenen Bestimmung. Bis heute stehen Urd, Skuld und Verdandi für die Förderung des Friedens in Dragsa, während ihre anderen Schwestern ihre eigene Existenz formten und den Weg der Neutralität bestritten, um sich selbst zu entwickeln.
Mein Interesse galt insbesondere eine der sechs losgesagten Schicksalsgöttinnen, und zwar die der Gelegenheit. Vör konnte den Verlauf von Ereignissen lenken. Und diese mussten zu meinen Gunsten gelenkt werden! Das Nephilim-Weib sollte nicht ihre himmlische Hälfte wiedererlangen. Sie sollte als sterbliche in meinen Fängen sein. Ihre Schreie sollten Agares und das Halb-Balg aus ihrem Loch locken. Ihre Tränen sollten den reinkarnierten Bastard blind vor Wut machen, damit ich ihn zerstören konnte. Wenn er dann gebrochen vor mir zu Boden liegen würde, würde ich ihm die abgezogene Haut seiner Geliebten als Leichentuch überlegen!
Zu lange hatte ich für die drei verkalkten Obigen den Laufburschen gespielt. Über die Jahre hinweg hatte ich so viele Impulse unterdrückt, nur um heimlich meinen Nutzen ziehen zu können. Als mir die Aufgabe betraut wurde, Hel das Amulett zu entwenden, sollte sie die erste sein, die sich mir als baldigen neuen Herrscher der Dämonenwelt anschloss. Sie war schließlich fähig, was Magie betraf. Leider hatte ich wohl zu viel von ihr gehalten. Auch sie war einfältig und blind, nicht zu erkennen, dass die geistigen Welten einen Umbruch brauchten. Wer sich mir nicht anschloss, war nutzlos. Also versiegelte ich ihre magische Kraft, damit sie mir nicht gefährlich werden konnte. Rückblickend und in Anbetracht der Situation, verfluchte ich meinen damaligen arroganten Fehler, Hel nicht getötet zu haben. Denn ihr Verstand war weiterhin eine Gefahr. Die Alte, hatte es sogar in den letzten hundert Jahren geschafft, ihren Aufenthalt so gut zu verborgen, dass selbst die drei letzten Obigen nicht wussten, wo sie sich befand. Schon seit Jahren stellte ich mir die Frage, wie dies sein konnte, da sie keine Magie mehr besaß. Ich musste eine Made übersehen haben. Eine Made, die sich an Hels Seite geschlichen hatte und nun für sie Zauber wirkte.
Der Punkt war erreicht, an dem ich jeden der sich mir widersetzte brennen sehen wollte! Alles sollte sich nach meinem Wille erneuern und mich in die Sphäre eines Gottes erheben! Eines Wesens, das über den Dimension sämtlicher Welten stand!
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Love Crises with a Demonᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰ
Fanfic[auf unbestimmte zeit pausiert] "Evelines Wunsch wird wahr - doch zu welchem Preis?" Eveline hat genug von ihrem frustrierenden Liebesleben und verbringt ihren Geburtstag allein mit Wein und Kuchen. Als sie die Kerzen ausbläst, taucht plötzlich ein...