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V A L

Ich bin nicht dumm. Wirklich nicht. Sogar meine Professoren in der Schule haben mein Potential erkannt und mir immer wieder versichert, dass ich es weit bringen kann. Und ich weiß, dass ich es weit bringen kann.

Aber dass ich Blake Westbrook in mein Bett gelassen habe und mich von ihm verführen habe lassen, zählt definitiv nicht zu meinen Glanzleistungen. Was rede ich, es führt die Liste der dümmsten Entscheidungen in meinem Leben an. Es steht auf Platz eins ... naja der Sex war gut, also vielleicht nicht Platz eins. Aber in die Top five gehört es.

Ich atme tief durch und wische mit dem nackten Unterarm über den beschlagenen Spiegel im Bad. Ich wollte einen One-Night-Stand, um von dem ganzen Stress runterzukommen. Aber so wie ich mich jetzt fühle, habe ich den Stressfaktor um ein Doppeltes erhöht. Und das Treffen mit meiner Mom, zu dem ich so oder so schon zu spät komme, ist weit weg von Entspannung.

Gott, ich kann ich mich wieder im Bett verkriechen?

Besser nicht, es riecht nach Blake und versautem Sex. Vielleicht sollte ich heute Abend noch die Bettwäsche waschen.

Ein letztes Mal atme ich tief durch und beeile mich nun, um meine Mutter nicht noch mehr Grund zur Verärgerung zu geben. Hastig föhne ich mir die Haare, schminke mich angemessen, um meiner Mom zu gefallen und ziehe mich an. Nachdem ich in die Jeans und die brave Bluse geschlüpft bin, rufe ich mir einen Uber. Gott sei Dank ist das Lokal, mit der ich mit Mom zum Brunch treffe, nicht weit weg. Und der Uber kommt auch gleich.

Gerade als ich nach meinen Mantel greife, geht die Tür auf und eine lächelnde Rachel schwirrt herein. „Schönen guten Morgen."

„Der Morgen ist alles andere als schön.", murmle ich und schlüpfe in den warmen beigen Mantel.

Rachels Lächeln stockt und schon tut es mir leid, dass ich meine miese Laune an ihr auslasse. „Mit dem falschen Fuß aufgestanden?", fragt sie vorsichtig. Ihre dunklen Haare umranden ihr hübsches Gesicht und durch die großen braunen Augen kann man diesem Mädchen einfach nie böse sein. Ich mochte sie von der ersten Sekunde an.

„Ja ... nennen wir es so.", sage ich. Wohl eher mit dem falschen Kerl. „Und jetzt treffe ich mit Mom also, falls ich danach zur Furie werde, tut es mir jetzt schon leid."

„Es sei dir verzeihen.", lächelt sie. „Hey, wenn es dir hilft, können wir es uns heute Abend gemütlich machen. Du weißt schon, Mädelsabend, Filme mit sexy Kerlen und Knabberzeugs."

„Hört sich perfekt an.", sage ich mit einem lechzendem Seufzer.

„Okay, ich besorg das Knabberzeug. Und du überlegst welchen Film wir sehen wollen."

„Abgemacht.", sage ich. „Also ich muss jetzt, sonst bin ich einen Kopf kürzer."

Rachel lacht und schält sich aus ihrer dicken Jacke, als ich die Tür schließe.

Zwei Stunden muss ich überstehen. Bloß zwei Stunden, dann kann ich wieder den Klauen meiner Mom entfliehen und so tun als hätte ich ein perfektes Leben. Ich steige aus dem Uber, merke den würgenden, immer größer werdenden Kloß in meinem Hals und versuche krampfhaft zu schlucken. Es ist bloß meine Mom, die Frau, die mich auf die Welt gebracht hat. Ich wünschte ich könnte sagen, die mich auch großgezogen hat, mit mir gespielt hat und mir Dinge beigebracht hat, aber das was mein Kindermädchen.

Das Lokal erscheint vor meinen Augen und ich halte an. Bleibe wie abrupt davorstehen und starre auf die verglaste Tür. Warum ist das nur so schwer? Ich muss bloß einen Fuß vor den anderen setzen und da rein gehen. Aber am liebsten würde ich umdrehen, zurück zum Campus fahren und mich an meine Designs setzen.

The Game - Kingston University Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt