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V A L

Das Kingston College hat einen weitläufigen, verzwickten Campus. Viele Möglichkeiten, sich zurückzuziehen oder sich vor neugierigen Blicken zu verstecken. Momente, in denen man aus den vollen lauten Wohnheim flieht und sich ein stilles heimliches Eckchen sucht. Ich werde immer besser darin, die geheimen Örtchen aufzuspüren, wo ich in Ruhe arbeiten kann. Aber heute habe ich kläglich versagt.

Ich müsste nicht mal meinen Kopf heben, um mich zu vergewissern, dass Blake vor mir steht, in seiner Collegejacke, seinen dunklen Timberland Boots, den blonden Haarschopf gerade so frisiert und mit diesem verschmitzten Lächeln, das er schon so perfektioniert hat, dass es sein Markenzeichen ist. Ich wette er würde es versichern lassen, so wie J.Lo ihren Hintern versichern hat lassen.

Dennoch sehe ich hoch, um keinen billigen Kommentar zu ernten, dass ich ihn ignoriere. Ich sehe ihn an und da, da ist dieses Grinsen. Verschmitzt, frech und unglaublich unwiderstehlich.

„Tja, Westbrook, auch wenn es witzig sein sollte, bin ich tatsächlich bestellt und nicht abgeholt.", erkläre ich knapp und klappe den Laptop auf meinem Schoß zu. Auf meinen Oberschenkeln ist es schon warm geworden, weil mein Laptop heiß gelaufen ist. Photoshop braucht viel zu viel Energie. Oder ich einen neunen Laptop. Aber ich hänge an dem Teil zu sehr.

Wir haben uns die ganze Woche über nicht gesehen, zuletzt letztes Wochenende beim hitzigen Mario-Kart-Spiel bei den Jungs zuhause. Und da hing deutlich eine unausgesprochene Spannung zwischen uns. Je mehr ich mich bemühte die Sache mit ihm abzutun, desto mehr heizt sich zwischen uns die Luft auf. Wir wissen beide, dass es ein Fehler war, aber keiner von uns steigt über die Sache einfach so darüber. Wir stehen davor und wissen nicht recht, wie wir damit umgehen sollen. Zumindest geht es mir so. Wie Blake genau darüber denkt, weiß ich nicht. Seine gelassene Lockerheit und Unbekümmertheit irritieren mich manchmal.

„Eine Valentina Kingsely wird doch nicht versetzt.", meint er und setzt dabei eine so ernste Miene auf, dass ich ihm diesen lächerlichen Scherz fast glaube.

„Doch, so ist es. Ivy hat mich versetzt." Ich zucke unbekümmert mit den Schultern. „Ich vermute mal, sie hängt an den Lippen von Drew.", sage ich.

Blake hebt die Hand und hält Daumen und Zeigefinger so dicht zusammen, dass ein minimaler Spalt Luft dazwischen bleibt. „Der Schwimmer-Typ?", fragt er nach kurzen Überlegen mit gerunzelter Stirn.

Bei seiner Geste muss ich lachen. Ich nicke. „Ja, genau der."

Die Schwimmer-Typen haben etwas zu knappe Badehosen an und da bleibt meist wenig verborgen. Und Drews Hose sitzt doch sehr locker. Ivy hat sich tatsächlich mal beschwert, dass er etwas klein geraten ist, aber sie meinte er macht es mit Fingergeschick und seiner beweglichen Zunge wieder wett.

„Verblüffend, dass du darüber so genau Bescheid weißt.", sage ich und wiederhole seine Geste. „Und, dass die beiden zusammen sind. Aktuell, also momentan." Um ehrlich zu sein rechne ich jeden Tag damit, dass ich einen verzweifelten Anruf von einer verheulten und schluchzenden Ivy bekomme. Aber vielleicht sollte ich den beiden wirklich mal eine Chance geben und die letzten fünf Schluss-mach-Aktionen vergessen.

Blake sieht sich knapp um und setzt sich mir gegenüber auf die Bank. Ich stutze. Diese Geste, dieser Blick über die Schulter erschreckt und zugleich überrascht es mich nicht im Geringsten. Als hätte ich mich gerade selbst beobachtet. Verblüffend, dass er ebenso sein Umfeld im Auge hat, wie ich das tue.

„Tja, wäre schön, wenn ich es nicht wüsste, aber Cam hat mich mal zu einem Schwimmer-Wettbewerb der Uni geschleppt, weil er überlegt hat Schwimmen als Leistungssport zu probieren. Es war schwer nicht hinzusehen.", erklärt er sich und verzieht seine hübschen markanten Gesichtszüge. „Und am Wochenende habe ich die beiden zusammen auf der Party gesehen."

The Game - Kingston University Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt