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V A L

Klopf, Klopf.

Grummelnd schlage ich mir den Polster über den Kopf und drehe mich auf die andere Seite. Unter meiner Bettdecke ist es heiß und stickig, aber das nehme ich in Kauf, wenn ich nicht aufstehen muss. Und soweit ich weiß, ist mein erster Kurs an einem Freitag erst Mittag und es kann noch nicht Mittag sein. Ergo muss ich noch nicht aufstehen. Moment, es ist doch Freitag?

Klopf, Klopf.

Dieses Mal lauter. Mehr so als würde jemand die Tür eintreten, weil unter dem Schlitz der Tür Rauch hervortritt. Ich frage mich wer das sein könnte und ob es wirklich so wichtig wäre. Ich weiß nur, dass Schlaf im Moment wichtig ist, denn ich liege noch nicht lange in meinem Bett. Gestern überkam mich eine künstlerische Eingebung und ich saß bis spät in die Nacht an meinen Arbeiten und Designs. Ich konnte nicht aufhören, ich war wie im Rausch und alles um mich herum verschwamm zu unwichtigen kleinen Wölkchen, die wie ein Sturm an mir vorbeizogen. Ich liebe diese Stunden. Nur ich und meine Leidenschaft.

Mittlerweile hat sich das Klopfen zu einem Hämmern gesteigert. Ein bedrohlich lautes Hämmern und somit mein Stichwort aufzustehen und denjenigen die Nase zu brechen, der meine Tür mit einem Boxsack verwechselt.

Ich ziehe meinen schwarzen Kimono vom Haken an der Wand und trotte mit der Verkleidung eines Zombies zur Wohnungstür des kleinen Wohnheimzimmers, das ich mir mit Rachel Adams teile. Im vorbei gehen bemerke ich, dass Rachels Zimmertür offensteht. Entweder ist sie schon auf den Beinen und macht irgendwo Yoga, oder sie liegt im Bett ihres Freundes.

Ich mache mir nicht die Mühe meine blonde Mähne zu bändigen. Wenn ich denjenigen damit abschrecken kann und er dadurch verschwindet, ist mir das mehr als recht. Ich öffne die Tür und eine ausgeschlafene, muntere Ivy York lächelt mich an. Natürlich.

„Bitte sag mir, dass du einen triftigen Grund hast mich so früh zu wecken und die Tür einzutreten.", bitte ich sie und lehne mich an die offene Tür, während mich ihre muntere Art regelrecht blendet.

„Nein.", sagt sie schlicht. „Und nur zu deiner Info, es ist fast zehn Uhr." Sie blickt auf ihr Handgelenk, an dem eine dicke vergoldete Uhr schimmert. „Moment, es ist zehn Uhr."

„Oh, echt?" Ich reibe mir die Augen, weil ich Ivy noch nicht klarsehe. Ist es tatsächlich schon so spät? Vielleicht sollte ich ihr dankbar sein, dass sie mich geweckt hat, andernfalls hätte ich den Kurs verschlafen.

„Ja." Sie zieht ihre Augen zu Schlitzen. „Du siehst aus, als hättest du eine wilde Nacht hinter dir. Wer war es? Brandon oder jemand neues? Wer von der Footballmannschaft?", zwitschert Ivy mit anzüglichen Grinsen. Sie flitzt an mir vorbei in die Wohnung und ich schließe hinter uns.

„Niemand.", kläre ich auf.

Sie bleibt stehen und sieht mich wissentlich an, aber sie weiß gar nichts. „Oder was es Hector?"

Typisch Ivy. Sie redet von meinem Vibrator, den ich in einer betrunken Mädelsnacht in einem Pub mit dem Namen Hector getauft habe. Wie es dazu kam, keine Ahnung. Aber wir waren uns einig, dass der Name Hector für einen rosa Dildo angemessen ist. An dem Abend saßen wir in einer Bar und indem Ivy über alles und jeden so offen spricht, hat es nicht lange gedauert, bis wir bei ihrem liebsten Thema angekommen sind. Spaß und Männer.

„Nein, der auch nicht.", bestätige ich mit Nachdruck. Ich schalte die Kaffeemaschine ein und hole zwei Tassen aus dem Schrank. „Ich saß an meinen Arbeiten und es hat bis spät in die Nacht gedauert."

„Hast du sie in deinem Zimmer oder waren es Skizzen?", fragt sie interessiert nach.

„Mehr Skizzen. Nach neuen Stoffen habe ich auch gesucht.", erzähle ich ihr, während ich zwei Tassen Kaffee zubereite. „Ich habe einen super Blog einer Frau aus Chicago entdeckt, die ihre eigenen Kreationen postet und schreibt welche Stoffe sie verwendet hat. Ich sags dir, die sehen mega aus."

The Game - Kingston University Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt