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B L A K E

Sie streckt mir prompt dem Mittelfinger entgegen, grinst fies und verschwindet in der Menge. Ein klassischer Valentina-Kingsely-Zug.

Und verdammt, ich hätte es wissen müssen.

Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen und verfluche mich aber im selben Moment für meine wenigen Gehirnzellen, wenn es um Val geht. Sie hatte Recht, ich hätte klar sagen sollen, von welchem Kuss ich spreche. Jetzt stehe ich etwas dumm da und habe meine einmalige Chance auf einen Kuss von Val verpatzt.

Zugegeben, es war nicht gerade schlau diese Wette abzuschließen. Aber es wäre eine einfache Sache gewesen. Eine einmalige Chance ohne dummes Nachspiel einen Kuss von Val zu erhaschen. Seit ich diese Frau zum ersten Mal gesehen habe, wollte ich wissen, wie sich ihre vollen Lippen auf meinen anfühlen. Und dieses Bier-Pong-Spiel wäre die Chance gewesen, es herauszufinden, ohne dass es in ein dummes oder falsches Licht gerückt wäre. Es wäre ein Spiel gewesen.

Ich hatte die anfängliche Panik in ihren Augen gesehen. Ich weiß, dass Val ihr Liebesleben sehr diskret hält. Und wenn es mich zum Arschloch macht, aber ich musste sie herausfordernd. Denn ehrlich gesagt, nahm ich an, dass sie den Sieg einpacken würde. Sie ist gut in Bier-Pong und das weiß sie. Sonst hätte sie nie zugestimmt. Am Schluss zitterte ihre Hand bereits und ich konnte beobachten, wie sich ihre Stirn in Falten lag und sie den Becher vor mir fokussierte.

Damit, dass sie mich mit einem lächerlichen freundschaftlichen Wangenkuss abspeist, habe ich nicht gerechnet.

Ich geselle mich zu meinen Teamkollegen und lasse mich von ihren belanglosen Unterhaltungen berieseln. Nach einer Weile schlage ich den Weg in die Küche ein, um mir eine Falsche Wasser zu holen. Während der Saison versuche ich meine Mengen an Alkohol sehr gering zu halten. Wir haben morgen zwar kein offizielles Training, aber ich versuche sechs Tage die Woche zu trainieren und mit einem Kater klappt das nur suboptimal. Und wenn ich es in die Profiliga schaffen will, und scheiße verdammt, das will ich, kann ich mich schon mal drauf einstellen, dass ich noch mehr trainieren muss. Und das jeden einzelnen Tag.

Die Küche leert sich langsam, da die meisten in der kühlen Nachtluft eine Abkühlung suchen. Ich sehe mich um und finde auf der Arbeitsfläche ein paar unbenutzte Becher. 

„Hey Mann." Fitz klopft mir auf die Schulter und lehnt sich mit verschränkten Armen an die Arbeitsfläche. Er trägt nur ein schwarzes Shirt und ich kann an seinen Armen die Tattoos erkennen, von denen sein gesamter Oberkörper bedeckt ist. Ich habe keine Ahnung wie viele er sich schon stechen hat lassen, aber wenn ich mir das überlege, müsste er die letzten zwei Jahre jeden Monat im Studio gewesen sein. Wenn ich nur daran denke, wird mir schon schwindelig. Auch wenn die Dinger noch so klein sind, laufe ich vor Nadeln davon.

„Wo steckst du denn? Hab dich vorhin gesucht.", sage ich und schenke mir aus einer eisgekühlten Wasserflasche in den Becher ein.

„Wir waren alle draußen, aber Spiderman und Cam sind schon abgehauen. Und ich will auch gleich los. Ich teile mir mit den Mädels einen Uber.", erklärt er. „Du sag mal, kann ich mir morgen dein Auto leihen? Ich muss meinen in die Werkstatt bringen und Mittag nach Boston. Am Abend bin ich wieder zurück."

Langsam nicke ich, weil ich weiß, dass mir morgen ein zäher Samstag bevorsteht. „Ja sicher, geht klar. Ich muss morgen nirgends hin, besser gesagt darf ich nirgends hin. Lernen wäre mal eine gute Freizeitbeschäftigung.", sage ich.

Fitz nickt langsam, reißt aber dann den Kopf herum. „Perfekt. Rachel fährt mit meinem zur Werkstatt. Hast was gut bei mir, Kumpel.", sagt er.

„Klar. Sag Bescheid, wenn was ist.", biete ich ihm an. Ich kippe das Wasser in einem Zug hinab. Verdammt, eiskalt, aber gut.

The Game - Kingston University Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt