Wir nahmen wieder den Bus zum Stadtrand und verabschiedeten uns dort. Der Flughafen war nicht weit von der Haltestelle entfernt. Kate regelte unseren Flug an der Information: "Entschuldigen Sie? Ich weiß, wir sind etwas spät, aber sind heute noch 7 Plätze bei einem Flug nach Port Angeles frei?" "Heute? Da sind Sie wirklich sehr spät dran." antwortete die Frau. Als sie Kates Blick sah, ergänzte sie schnell: "Aber ich kann ja mal nachsehen. Welche Klasse wollen Sie denn reisen?" "Erste!" erklärte Kate. "Ja, dort ist bei jedem Flug etwas frei. Wollen Sie sofort fliegen?" "Wenn das möglich wäre. Unsere Begleiter kommen auch gleich." antwortete Kate jetzt etwas freundlicher. "In Ordnung, der Flieger geht in einer knappen Stunde 14.05 Uhr. Hier sind Ihre Tickets. Bitte melden Sie sich bei der Gepäckkontrolle." "Dankeschön." "Du warst aber streng." flüsterte ich ihr zu, als wir auf die anderen warteten. "Wäre ich nett gewesen, dann könnten wir jetzt nicht fliegen. Ah, da kommen sie." erwiderte Kate und wir nahmen den Vieren ein wenig Gepäck ab. "Es ist alles geklärt. Der Flieger kommt in einer Stunde."
Bei der Gepäckkontrolle ging alles ganz schnell und so hatten wir noch reichlich Zeit. Als zum Einstieg aufgerufen wurde, waren wir mit die ersten die reingingen. Die erste Klasse war in beige gehalten und die Sitze waren sehr weich. Nach ca. 9 Stunden stiegen wir in Los Angeles um und danach waren es nur noch 2 Stunden, jedoch schlief ich trotzdem ein. Kurz nach Mitternacht kamen wir schließlich an. Es dauerte lange bis unser Gepäck schließlich erschien und wir machten uns auf den Weg nach Forks. Es war schon jetzt sehr windig und wir hatten wahrscheinlich Glück gehabt, dass wir überhaupt noch fliegen durften. Denn am Flughafen sah man schon viele gestrichene Flüge.
Als wir ankamen, stand mein Dad schon an der Tür. Er wirkte sehr erschöpft: "Schön, dass ihr wieder da seit. Wir hätten uns denken können, dass ihr vor dem Sturm herkommt." Nach einer langen Umarmung, durch die mir wieder bewusst wurde in welcher Gefahr wir uns befanden, ging ich ins Wohnzimmer. Alle waren im Zimmer, bis auf Alice. Rosalie und Mum waren die ersten, die uns in voller Anmut begrüßten. Danach wurden wir einmal durch die ganze Familie gereicht. "Alice...?" fragte ich Esme leise und sie nickte betrübt nach oben. Jacob sah mir nach, als ich die Treppe hochging, er folgte mir aber nicht.
Alice' Tür stand eine handbreit offen und ich drückte sie vorsichtig auf. Meine Tante saß auf dem Fenstersims und schaute hinaus. Ihre Haare standen nicht, wie immer, zu allen Seiten ab, sondern lagen glatt an. Ihre Sachen sahen aus, als hätte sie sie seit Tagen nicht gewechselt. "Alice?" fragte ich leise und ging zu ihr. Sofort sprang sie auf und drückte mich zu Boden. Ihre Augen waren tiefschwarz und sie hatte dunkle Augenringe. Ihr Blick war verschleiert. "Alice, Alice, schsch...Alles gut, ich bin's nur, Renesmée!" beruhigte ich sie. Sie ließ von mir ab und setzte sich wieder auf das Fensterbrett. "Hey, wie geht's dir? Willst du vielleicht reden?" versuchte ich es erneut. "Hallo." flüsterte sie mit rauer Stimme. Ich legte den Arm um sie und sie stieß mich nicht weg. Wir saßen eine Weile so da und niemand sagte ein Wort. Plötzlich fing Alice an zu sprechen: "Es tut mir leid...dass ich dich angegriffen habe. Ich...Jasper ist weg. Er ist weg...Ich hätte ihn nicht alleine lassen sollen. Es war egoistisch von mir...ich wollte nicht nach Australien...ich wollte unbedingt nach England." schluchzte sie. "Nein, nein, das ist doch nicht deine Schuld. Niemand ist Schuld. Jasper wurde überrascht." tröstete ich sie. Dann schwieg sie wieder. "Wie wär's wenn du dir etwas anderes anziehst und mit nach unten kommst. Tanya und Carmen kommen auch bald." schlug ich vor. Sie nickte langsam. Ich ließ sie in Ruhe und ging wieder hinunter. "Wie lange hat Alice nichts mehr getrunken?" fragte ich Carlisle. "Seit ca. einem Monat. Das letzte Mal jagen waren wir vier Wochen vor Jaspers Verschwinden." antwortete er. "Ihr geht es echt nicht gut." "Da hast du Recht, aber wenigstens hast du sie hier runter bekommen." sagte er mit einem leichtem Lächeln und blickte auf. Alice kam die Treppe hinunter, in frischen Sachen, jedoch schwebte sie nicht so anmutig wie üblich, sondern ging so, als wenn jeder Schritt schmerzhaft wäre. Sie setzte sich neben Esme. "Nessie? Möchtest du hier schlafen, oder in unserem Haus?" fragte Mum. Als sie schlafen sagte, überrollte mich die Welle der Müdigkeit, die ich vorhin erfolgreich vertrieben hatte. "Ich geh in unser Haus." seufzte ich und sagte allen Gute Nacht. Zusammen mit Jacob lief ich durch den Wald. Ich hatte meine eigenen vier Wände vermisst. Der Geruch von den Möbeln und von Staub überdeckte den Duft meiner Eltern, sie müssen schon eine Weile nicht mehr hier gewesen sein.
"Nessie, bist du wach?" Ich hörte Jacobs Stimme aus meinem Zimmer. "Ja." rief ich ihm vom Garten aus zu und stellte die zwei Topfpflanzen ins Haus. Der Wind war eindeutig stärker geworden, deshalb sicherte ich alles. Der kleine Teich war schon mit einer Plane überdeckt und die kleinen Steindämonen die Mum so sehr mochte standen jetzt im Ankleidezimmer. Eigentlich war unser Haus ja sehr wetterfest, da es mitten im Wald stand und von großen Bäumen umgeben war. "Hey, warum bist du denn schon wach?" Jake war an der Tür erschienen. Ich hatte schlecht geträumt, hätte der Wahrheit entsprochen, aber ich wollte meinen Freund nicht beunruhigen: "Vor dem Fenster saß ein Vogel, der wollte mich mit seinem Gesang unbedingt wecken." "Ich glaube er ist immer noch da." antwortete Jake und küsste mich. "Komm wir machen uns auf den Weg zu den Cullens, bevor es anfängt zu regnen." schlug ich vor. Jacob zog sich an und ich tauschte meine Jogginghose gegen meine Lieblingsjeans. Eigentlich hatten wir uns beeilt, aber als ich die Haustür aufmachte, goss es. "Na klasse." bemerkte Jake, nahm meine Hand und rannte los. Bis auf die Haut durchnässt kamen wir an. Tanya und Carmen waren schon da, auch sie wirkten leicht nass. "Nessie, schön dich zu sehen. Geht es dir soweit gut?" fragte Carmen gleich und umarmte mich. "Ja. Ich finde es auch schön." antwortete ich und drückte auch Tanya. Ich setzte mich vor Mum auf den Boden und ließ sie mein Haar mit ihren Fingern kämmen. "Die heutige Tagesplanung ist entspannt. Heute Abend werden wir auf Liam treffen. Siobhan und Maggie wurden von den Rumänen bzw. von Chelsea verschleppt. Er ist sehr verzweifelt." sagte Carlisle. Ein besorgtes Raunen ging durch das Zimmer. "Wenn wir machen können, was wir wollen, würde ich gern Embry und Quil besuchen. Kommst du mit Ness?" fragte Jacob. Ich schaute meinen Dad an. Er lächelte kurz. "Klar, warum nicht." Ich löste mich von Mum und folgte ihm hinaus.
DU LIEST GERADE
Bis(s) zum ersten Licht - Nessie & Jake
FanfictionNach 7 Jahren des Wartens sind Jake und Nessie endlich ein Paar. Doch dieses Glück wird plötzlich gestört und immer mehr Leute verschwinden. Das Leben der Cullens und der Quileute wird auf eine harte Probe gestellt. Viel Spaß beim Lesen