In den Armen eines Dea

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CW: light sexual content (mit consent!)

Mein Herz schlug schneller. Es war nicht unbedingt die Tatsache, dass wir flogen, sondern die, dass wir buchstäblich über dem Nichts schwebten. Alleine würde ich fallen, tief und lange. Sehr tief und sehr lange. Doch schützend von Liam gehalten fühlte ich mich sicher. In den Armen eines Dea, den ich kaum länger, als eine Woche kannte und der mir trotzdem so vertraut war, als wäre er ein Teil von mir selbst.

Nur wenig später sah ich vor uns ein Loch in der Felswand, auf das wir zielstrebig zusteuerten. Als wir dort angekommen waren flog Liam ein Stück hinein und setzte mich vorsichtig auf dem Boden ab. Begleitet von einem kühlen Wind lies Liam seine großen Flügel verschwinden.

Die Höhle selbst bestand nur aus dunkelgrauem Stein und war wie ein Wasserloch ausgehöhlt, keine scharfen Ecken und keine spitzen Kanten waren übrig geblieben. Vor dem Eingang floss wie ein kleiner Wasserfall auf einer Seite der kleine Bach hinunter, der uns bis hier her begleitet hatte und jetzt einfach ins Nichts stürzte. In den kleinen Wassertröpfchen spiegelte sich das Sonnenlicht wie ein Regenbogen und warf schimmernde Flecken auf die Höhlenwände. Die Sonne selbst war ein Spektakel für sich. Ganz nah schien der feuerrote Stern und war doch so weit weg. Inzwischen war die Sonne bereits hinter den Felsbrocken der Steinwüste untergetaucht und kam auf unserer Höhe darunter wieder hervor, es war, als würde die Sonne ein zweites Mal unter gehen. Nur dieses mal in dem dunkelblau-lilanen Nebel, der sich unter Eldora erstreckte. Die Sonne wurde einfach langsam davon verschluckt. Wahrscheinlich würde sie Morgen genau auf der anderen Seite des Kontinents wieder aus eben diesem Nebel auftauchen.

Ich setzte mich an die Öffnung und lies die Beine hinunter baumeln, während Liam hinter mir die Decken ausbreitete, um den Boden wenigstens ein bisschen gemütlicher zu machen. Dann setzte er sich neben mich. Gemeinsam betrachteten wir den Sonnenuntergang, der schnell von einem immer dunkler werdenden Sternenhimmel abgelöst wurde. Ich genoss dieses Gefühl von purem Frieden und schloss die Augen um es mir ganz genau einzuprägen. Dieses Gefühl wollte ich nie wieder in meinem Leben vergessen. Es schien mir so kostbar in dieser kaputten Welt.

„Ich habe die Sterne noch nie so hell und so groß gesehen!", flüsterte ich ehrfürchtig.

„Glaubst du, deine Familie kann dich gerade eben von dort oben sehen?", fragte er mich vorsichtig und schaute zu mir herüber. Ich wandte ihm mein Gesicht zu und sagte mit vollstem Vertrauen: „Ja, ich weiß, dass sie dort sind!"

„Was denkst du halten sie von dem, was du jetzt machst? Das wofür du kämpfst?", er blickte mir immer noch in die Augen, was mich beinahe sprachlos werden lies. Ich machte den Mund auf, doch es kam keine Antwort hervor. Also schloss ich ihn wieder und blickte in die Sterne, suchte dort nach einer Antwort. „Ich weiß es nicht. Ich hoffe sie sind stolz? Bestimmt macht es sie traurig, dass mein Bruder und ich uns so fremd geworden sind.", es klang mehr nach einer Frage, als mir eigentlich lieb war. Ich hatte fast keine Erinnerungen mehr an meine Eltern, keine glücklichen jedenfalls.

Seine Hand berührte meine und hielt sie fest. „Ich bin mir sicher, sie sind stolz.", raunte er mir zu. Ich blickte ihm wieder ins Gesicht und meinte erkennen zu können, dass sich mein eigener Schmerz und meine eigene Einsamkeit darin widerspiegelten. Ob er seine Familie auch so sehr vermisste, wie ich meine? Bestimmt, wie könnte er auch nicht?

Und dann waren meine Lippen auf seinen. Ich fuhr ihm durch das goldblonde weiche Haar und krabbelte auf seinen Schoß, als er sich mir mehr zu wand, weit genug vom Höhlenausgang entfernt, dass wir nicht in die Tiefe stürzen konnten. Und er küsste mich zurück. Leidenschaftlich und drängend, als hätten wir keinen weiteren Tag mehr gemeinsam zu leben. Es gab nur das jetzt, das zählte.

Ich löste mich von ihm und blickte ihm in die Augen. Mein Herz klopfte schnell und ich versuchte wieder zu Atem zu kommen. „Du weißt nicht, wie lange ich mir das schon gewünscht habe, Eloen.", flüsterte er mir mit rauchiger Stimme zu, dann nahm er mein Gesicht zwischen seine Hände und zog mich wieder zu sich.

Eloen: Erbin von Eldora (Teil I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt