CW: light anxiety
„Wie lange werden wir denn brauchen, um die Klippen zu erreichen?", fragte ich Liam, der neben mir herging.
„Circa zwei Tage Fußmarsch, vielleicht auch länger, ganz davon abhängend, wie sicher die Wege sind."
„Okay, das ist gut oder?", überlegte ich laut.
„Nicht zwingend. In zwei Tagen sind wir erst an der Klippe und ich kann nicht sagen, wie weit es dann bis zu dem Versteck der Rebellen ist, uns bleib fast keine Zeit.", seine Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammen gepresst und ich wusste nicht so genau, was ich darauf antworten sollte. Eine Weile gingen wir so schweigend nebeneinander her, doch irgendwann hielt ich die angespannte Stimmung zwischen uns nicht mehr aus und schloss statt dessen zu Deren auf, der ganz vorne lief, sodass ich Liam am Ende unserer Gruppe zurück lies.
Deren blickte mich von der Seite an und schien sofort zu erkennen, was in mir vorging. Er legte freundschaftlich einen Arm um meine Schulter und drückte mich an sich. Die Nähe tat mir gut, auch wenn es noch sehr ungewohnt war, nach all den Jahren der Einsamkeit.
„Er ist immer so verschwiegen, das ist nicht deine Schuld.", begann er zu erklären, nachdem er mich wieder losgelassen hatte. „Er öffnet sich fremden Leuten nicht mehr, seitdem er einem Unbekannten, der nach Hilfe fragte, den Schutzort seiner Familie verraten hatte und sie daraufhin von Soldaten ermordet worden sind. Das ist zehn Jahre her.", sagte er gedankenverloren.
„Sie haben seine Familie ermordet?", fragte ich bestürzt. „Ja, seine Eltern und seine drei jüngeren Schwestern. Ferris und ich kannten ihn schon bevor die Welt für uns gefährlich wurde und wir alle in Coille Schutz suchten. Er hat sie wahrhaftig geliebt, mehr als irgendjemand sonst hätte lieben können."
Ich verstand nun, weshalb er im einen Moment so offen war und im nächsten wieder verschlossen. Es war eine Schutzmaßnahme, eine Barriere, die er zwischen seinen Gefühlen und anderen Menschen errichtet hatte. Genau, wie auch ich es in all den Jahren getan hatte.
Auf einmal viel mir wieder der Moment ein, in dem er Sina so liebevoll ins Bett gelegt hatte und ein Stich fuhr mir durchs Herz, jetzt ergab diese Zärtlichkeit so viel Sinn.
Schweigend liefen wir nebeneinander her und lauschten dem knacken der Äste unter unseren Füßen und dem Zwitschern der Vögel in den Bäumen. Ich genoss die Sonne, die warm auf meinen Mantel schien und dafür sorgte, dass ich an diesem Herbsttag nicht fror. Gemeinsam mit Ferris und Deren wanderte ich durch den Wald, Liam ein Stück hinter uns.
Als die Sonne schließlich ihren höchsten Punkt erreicht hatte schloss Liam wieder zu uns auf. Die Zwillinge überraschte sein plötzliches Auftauchen anscheinend überhaupt nicht. Sie hatten sich bestimmt schon längst daran gewöhnt und ließen Liam in Ruhe, solange er wollte.
„Nicht mehr Lange und wir sollten Baihle erreichen. Das ist die nächste große Stadt auf unserem Weg. Sie wird auch die Stadt der tausend Reisenden genannt. Viele Heimatlose ziehen dort hin, um zu tauschen und zu handeln. Da können wir dir auch etwas anständiges zum Anziehen kaufen, nicht so einen dünnen Fahnen.", gedankenverloren betrachtete Liam mein zerrissenes Kleid, vielleicht haftete sein Blick eine Sekunde zu lang darauf. Als ich an mir herunterblickte musste ich ihm zu meiner Schande recht geben. Der untere Teil meines Kleides bestand nur noch aus löchrigen Fetzen, die dunkelbraun und matschig an meinen Beinen klebten. Und auch der weite Ausschnitt war wohl nicht zum Kämpfen gedacht. Der Freizügigkeit auf einmal unangenehm bewusst verschränkte ich meine Arme vor meinen Brüsten.
Ich fühlte mich plötzlich sehr verwundbar und wollte mich verteidigen und fragen, wer denn bitte überhaupt auf die bescheuerte Idee gekommen war, mir diesen Hauch von einem Kleid anzuziehen, als Ferris - der vorausgegangen war - die Hand warnend in die Höhe erhob und bewegungslos stehen blieb. Reflexartig fasste Liam mich an der Schulter und wie angewurzelt verharrten wir, es dauerte nicht lange, bis ich begriff was Ferris aufgeschreckt hatte.
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Eloen: Erbin von Eldora (Teil I)
FantasíaIch blickte in die roten Augen des Dämons und ging vor ihm auf die Knie. "Ich schenke Euch einen Gefallen. Einen Wunsch. Was immer es ist, das Ihr von mir wollt, Ihr sollt es bekommen." Eloen Niam Glynwarin ist die letzte Überlebende des Herrscherg...