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Genau eine einzige Sekunde hätte gefehlt, bis der Timer abgelaufen und die Bombe in dem Haus explodiert wäre. „Das war knapp", sagte Chishiya. Kurz darauf kam der 2. Jäger, oder besser gesagt Jägerin wieder zu sich. Als sie realisierte, dass sie verloren hat, fing sie an zu wimmern und kroch zurück, doch dann kamen schon aus ihrem Halsband mehrere Kugeln heraus, die direkt in ihren Kopf schossen. Ihr Blut spritzte in alle Richtungen und ich versuchte Deckung zu nehmen, bekam aber auch etwas ab. „Sie wurde auch nur zu dem Spiel gezwungen", sagte Arisu.

„Saskia?" Plötzlich tauchte Aguni hinter mir auf. „Gott sei Dank, es geht dir gut!", entgegnete ich. Jetzt war es Aguni, welcher mich in eine Umarmung zog. „Danke Chishiya. Los, komm, wir müssen zurück." Aguni nahm meine Hand. „Zurück? Wohin zurück?", fragte ich. „Das siehst du dann, nun komm!" „Saskia!", rief Arisu mir hinterher. „Pass auf dich auf, Arisu!", konnte ich noch sagen, ehe mein Bruder mich um die Ecke zog und mich zu einem Auto führte.

„Wo fahren wir denn hin? Und wo ist eigentlich dein Begleiter?", fragte er. „Tod. Er hat sich geopfert, damit ich den Jäger überführen konnte", sagte er und ich sah ihn kritisch an. „Glaubst du mir etwa nicht?" „Doch, es überrascht mich nur, wie kalt du das erzählst." „Das ist das, was die Welt aus dir macht", entgegnete er nur. „Und wo fahren wir jetzt hin?" „Zum Beach." „Zum Beach? Was ist das?" „Das wirst du sehen, wenn wir angekommen sind."

Vor dem Beach angekommen, half Aguni mir aus dem Auto hinaus. Wo auch immer wir waren, es sah aus, wie eine große Hotelanlage. „Ich bringe dich jetzt in ein Zimmer", sagte er und ich folge ihm stumm, durch die Flure des riesigen Gebäudes. „Was ist das hier?", fragte ich, doch bekam natürlich keine Antwort. Irgendwann kamen wir vor einer Zimmertür an. Aguni trat ein, ich folgte ihm, wie immer. „Das ist jetzt dein Zimmer." „Wo ist deins?" „Ein Stockwerk höher." Ich zog eine Augenbraue hoch. „Was ist denn jetzt schon wieder?", fragte er nach und seine Stimme klang streng. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also schwieg ich einfach. „Saskia?", fragte er nach und wurde etwas lauter. „Schau dich an, Aguni", antwortete ich. Nun war er es, der mich verwirrt anblickte. „Was meinst du?" „Wie sprichst du mit mir? Was ist mit dir passiert? Du bist eiskalt, gibst kurze, knappe Antworten und deine Stimme wirkt so.. böse. Ich bin deine Schwester! Nicht dein Feind. Wir haben uns doch nur wenige Tage nicht gesehen." Ich redete mir alles von der Seele runter, dass mir einfiel. „Nur wenige Tage? Wie lange bist du schon hier?", war das einzige, worauf er reagierte. „Keine Ahnung.. ich glaube, drei Tage müssten es jetzt sein. Und du?" „Schon einige Wochen." Meine Augen wurden größer. „Einige Wochen?", wiederholte ich entsetzt. „Aber es ist doch grade erst einmal ein paar Tage her, als du mit deinem besten Freund unterwegs warst..", sprach ich. „Nein, das ist schon einige Wochen her", entgegnete Aguni. „Die Zeit hier läuft anders", murmelte ich. „Wie auch immer. Ganz egal, wie lange du schon hier bist, es hat dich verändert. Du lässt fast keine Sekunde vergehen, ohne das zu zeigen." Aguni sah mich an, dann ging er einen Schritt auf mich zu. „Es tut mir leid", entschuldigte er sich dann. „Bitte sei einfach nicht so zu mir, du warst nie so. Ich hab mich so gefreut, zu sehen, dass du lebst", erklärte ich. „Denkst du, ich hab mich nicht gefreut?" Nun lächelte mein Bruder das erste Mal, bevor er mich in eine Umarmung zog. Jetzt verspürte ich wieder die Wärme, die mein Bruder schon früher immer versprühte, wenn ich mit ihm zusammen war.

Auf einmal klopfte es an der Tür, doch ehe ich herein sagen konnte, wurde sie schon geöffnet. „Takeru!" sagte ich freudig, als ich sah, wie der beste Freund von meinem Bruder den Raum betrat. „Es ist also wirklich wahr", lachte er und umarmte mich kurz. „Der Fahrer, der dich zum Spiel brachte, erzählte mir, dass du eine neue Spielerin mitgebracht hast. Als er mir diese Person beschrieb dachte ich, dass es sich dabei nur um Saskia handeln könnte. Schön, dass du noch lebst", erzählte er und ich lächelte leicht. „Woher wusstest du, dass ich ihr dieses Zimmer geben würde?" „Dein Zimmer liegt genau oben drüber. Ich hab geraten, dass du ihr das nächste Zimmer an deinem geben wirst, immerhin ist sie deine Schwester." „Wie lange bist du denn schon hier?", fragte Takeru. „Drei Tage ungefähr. Bist du schon so lange hier, wie Aguni?" Er nickte. „In der Zwischenzeit haben wir uns das hier aufgebaut - herzlich Willkommen im Beach!, sprach er. „Und was ist das hier genau?", fragte ich nach. „Das hier ist ein Ort für alle Spieler und Spielerinnen, an denen sie sich sicher fühlen können. Hier sind wir zuhause. Alle gemeinsam bestreiten wir die Spiele, nicht nur, um unseren Aufenthalt hier zu verlängern, sondern auch um gemeinsam alle Spielkarten des Kartendecks zu sammeln, damit wir dann alle in unsere Welt zurückkehren können." „Du glaubst also, dass wenn wir alle Karten haben, können wir zurück in die normale Welt?" „Sicher, für was sind die Karten sonst da?" Ich zuckte mit den Schultern. „Welche Spiele hast du schon gespielt?" „Erst zwei. Ein Herz Sieben Spiel und das letzte mit meinem Bruder." „Ein Herz Sieben Spiel? Herzlichen Glückwunsch für den Sieg! Hast du denn die Karte dabei?" Hastig nickte ich, holte die Karte aus meiner Hosentasche raus und überreichte sie ihm. „Danke! Diese hat uns noch gefehlt. Da hast du uns schon geholfen, ohne dass du lange hier warst. Dann hast du dir diese Zimmergröße sogar verdient." Verwirrt sah ich ihn an. „Ich sehe, du brauchst noch mehr Erklärungen. Wenn du Karten gewinnst, die wir noch nicht besitzen oder einen großen Teil dazu beiträgst, dann steigst du auf. Das bedeutet, du hast mehr Privilegien, bekommst ein größeres Zimmer und kommst früher nachhause." „Früher nachhause?" „Wir können nicht alle zeitgleich nachhause. Es geht nur einer nach dem anderen, dafür sammeln wir ja alle Karten. Diese Reihenfolge ist fest gelegt und umso mehr du dazu beiträgst, umso sehr betrifft es dich. Verstanden?" Ich nickte stumm. „Gut." Takeru war gerade dabei, den Raum zu verlassen, da hielt er nochmal inne.

„Bevor ich es vergesse. Du darfst natürlich im Beach bleiben, du gehörst quasi zur Familie. Aber im Beach gibt es drei Regeln:

1. Alle tragen Strandklamotten. Es gibt keine Ausnahmen. Dann kannst du keine Waffen verstecken, denn nur der Militärtrupp darf Waffen besitzen.

2. Alle Karten, die du in den Spielen gewinnst, gehen an den Beach.

3. Verstößt du gegen die Regeln oder schadest du dem Beach, wirst du getötet.

Magical Hearts » Chishiya || Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt