🎆12. 𝒮𝒾𝓁𝓋ℯ𝓈𝓉ℯ𝓇𝓉ü𝓇𝒸𝒽ℯ𝓃🎆

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Für @redhead18 🎆

"Puh, Mum, das war wieder mehr als nur gut. Ich glaube, jetzt kannst du mich nur noch rollen Jude. Wie einen Fußball." Lachend lehnte Reece sich in dem Stuhl zurück und legte seine Hände auf den Bauch. Er hatte- wie so oft- weit mehr gegessen als eigentlich gut für ihn war, doch wenn seine Mutter so groß kochte, konnte er dem einfach nicht widerstehen.

Und zu seiner Verteidigung- Jude und Lauren ging es nicht besser. Auch die beiden hatten ihre Disziplin vollkommen über Bord geworfen und würden, so wie es aussah, ins neue Jahr rollen.

"Was haltet ihr davon, wenn wir im Garten eine Runde kicken? Geht das bei dir Reece?" Schlug Lauren vor. "Klar, ein bisschen kicken ist gar kein Thema. Mom, steht das Tor noch?" "Meine beiden Kinder sind Profi-Fußballer. Natürlich steht das Tor noch." Kopfschütteln sah seine Mutter ihn an. "Verletzt euch nur bitte nicht. Ich weiß, ihr seid alle drei Ehrgeizig, aber..."

"Mom, wir kicken nur etwas. Das wird hier nicht so rau wie ein Liga-Spiel." "Sagst du jetzt." Murmelte sie, bevor sie sich ergab und die Hände hob. "Habt Spaß, Kinder."

Und so stürmten alle in den Garten, wie es schon seit ihrer frühesten Kindheit gewesen war. Nur, dass sie mittlerweile nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt waren, denn es gab kein Familienfest ohne Jude, der als Reece' Freund fester Bestandteil der Familie James geworden war.

Sie wechselten sich ab, mal spielten Reece und Lauren gegeneinander, während Jude ins Tor ging, mal gab es das Duell der Liebenden, während Lauren den Kasten hütete. Die Bewegung tat ihnen allen nach dem üppigen Essen gut, weshalb sie jede Vorsicht in den Wind schlugen. Immer wieder tricksten sie und auch kleinere Fouls wurden ausgepackt- bis das passierte, was passieren musste.

Lauren knickte um, als sie Jude austänzeln wollte, stürzte und hielt sich, kaum, dass sie am Boden lag, schon den Knöchel. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht verriet Reece alles, was er wissen musste und noch während Jude ein Kühlpack aus der Küche holte, half Reece seiner Schwester auf die Beine. Diese kämpfte sichtlich mit ihrer Beherrschung und so half er ihr bis zur Rückbank seines Autos. Wenn Lauren so litt, war ein Krankenhausbesuch unausweichlich.

Er nahm sich gar nicht die Zeit, zurück ins Haus zu laufen, sondern wartete nur noch auf Jude, der den Ernst der Lage ebenfalls erkannt hatte und im Haus bereits Bescheid gesagt hatte.

Im Krankenhaus ging alles ganz schnell- manchmal hatte es doch Vorteile, so bekannt zu sein. Lauren wurde untersucht und um schlimmere Verletzungen auszuschließen, wurde bald darauf der Chefarzt für weitere Untersuchungen geholt.

Jude und Reece saßen währenddessen auf unbequemen Stühlen im Wartezimmer, während die Uhr unerbittlich tickte.

"So habe ich mir Silvester eigentlich nicht vorgestellt." Unterbrach Jude irgendwann die Stille und Reece seufzte. "Es tut mir leid..." "Muss es nicht." Schnitt Jude seinem Freund sofort das Wort ab und legte eine Hand auf seine. "Ich sagte, ich hatte es mir anders vorgestellt. Das hatten wir beide. Dass Lauren sich verletzt hat, ist absolute scheiße, wirklich. Aber im Endeffekt zählt nicht, wo wir sind, oder? Ob wir jetzt hier ins neue Jahr starten oder bei deinen Eltern oder sonst wo. Hauptsache, wir sind zusammen, oder etwa nicht?"

"Das stimmt..." Reece seufzte und lehnte seinen Kopf an Judes Schulter. "Warum bist du so weise, Bellingham?" "Einer von uns muss es ja sein." Zog dieser seinen Freund liebevoll auf, bevor er ihm einen Kuss auf die Stirn drückte.

"Gleich ist es soweit."

"2023 und wir sitzen im Krankenhaus." Reece musste doch etwas lachen. "Vielleicht sollten wir uns harmloser Sport widmen. Vielleicht Schach spielen oder so?"

"Dann würdest du dir noch am Schachbrett die Hand aufschneiden, Reece. Oder dir würde der Koffer auf den Fuß fallen und dir den Fuß brechen. Wir sind einfach unfähig. Sieh es ein." Lauren kam auf Krücken in den Raum gehumpelt und ließ sich auf einen weiteren Stuhl fallen. Für einen Moment war ihr Blick ernst, doch dann konnte sie ein Lachen nicht unterdrücken. "Glück im Unglück, ich fall nicht lange aus. Die Bänder sind nicht komplett durch." "Immerhin." Reece stimmte in ihr Lachen ein und so konnte auch Jude sich nicht mehr davor wehren.

"Pünktlich schaffen wir es nicht mehr zurück, aber da hinten steht ein Getränke-Automat. Wie wäre es, wenn ich uns was zu trinken hole und wir hier anstoßen?" "Klingt nach einem Plan." Lauren grinste schief. "Danke Jude." "Immer"

Mit einem Lächeln organisierte er drei Flaschen Cola und einige Pappbecher, während Lauren und Reece ihre Eltern anriefen, um sie auf den neusten Stand zu bringen. Zum Glück nahmen diese es gelassen auf- schließlich kannten sie es kaum anders. Reece und Lauren hatten ihnen schon in ihrer Kindheit viel Zeit in Krankenhäusern beschert. Dementsprechend verabredeten sie einfach nur, später zusammen anzustoßen.

Nachdem Reece aufgelegt hatte, machten sie sich zusammen auf den Weg nach draußen. Auch, wenn sie nun kein klassisches Silvester hatten, könnten sie dennoch das Feuerwerk bewundern.

Und als die Uhr 12 schlug, trafen ihre Pappbecher mit einem "Happy new Year!" zusammen, bevor Reece Jude einen liebevollen Kuss auf die Lippen drückte und sie dann alle zusammen Auld Lang Syne anstimmten.

Wie sie da vor dem Krankenhaus standen und laut und schief sangen, waren sie wohl auch noch Jahre später das Gesprächsthema der Ärzte und Pfleger, die sich jedes Jahr an Silvester von den drei Profifußballern erzählten, die ihre kleine Silvesterfeier auf dem Parkplatz abgehalten- und so zahlreiche Patienten zum Lachen gebracht hatten.  So war nicht nur ihr 2023 mit Humor gestartet, sondern hatte die Teils trostlosen Flure wieder mit Freude erfüllt.

Adventskalender 2022Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt