Epilog

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Wieder einmal tasten sich die krallenartigen Schatten der Dunkelheit an den undurchdringlichen Nebel heran, unter welchem sich der einst prächtige Glanz, zu etwas zerbrechlich glimmenden gewandelt, versteckt. So gut, dass kaum jemand weiß dass Licht unter einer dicken Schicht von Vergessen und Zeit noch lebt. Doch das Dunkel weiß vieles, es selbst ist Bestandteil von allem, denn ohne Nacht würde man den Tag kaum schätzen. Und doch hassen wir das Unbekannte mit seinen Verstecken und Tücken, anstatt es dafür zu lieben. Wie soll man es auch lieben, gerade jetzt wo es vorhat den Schleier zu überwinden um das Helle zu umgarnen und in eine tiefe Falle zu locken, wo es sein Untertan wäre?

"Hast du mich schon vermisst? Du dachtest doch nicht wirklich ich würde nach so viel Arbeit aufgeben", flötete ebendiese Dunkelheit siegessicher. Die Worte blieben unbeantwortet, doch der stille Kampf begann. Kein Schmerzenslaut durchdrang die schwere Nachtluft, schon lange spielten Gefühle keine Rolle mehr.

"Jetzt magst du noch Kraft haben, aber bald, und der Tag ist nicht mehr fern, wirst du aufgeben, dich fallen lassen. Ab diesem Tag dienst du mir, bis das Ende kommt und ich keine Marionette mehr brauche"

"Niemals!", ein Außenstehender würde den menschlich Ruf nicht erkennen, er würde ihn einem von Leid gepeinigten Wolf zuordnen, "Ich kämpfe! Und wenn es bis zum Untergang der Ewigkeit dauert! Vielleicht bleibt mein Widerstand ungesehen, doch ich kämpfe für meine Familie und für alle anderen Familien unter dem Schatten, auch wenn sie sich nicht mehr an mich erinnern."

"Versuch es nur. Aber vergiss nicht, umso heller das Licht scheint, desto tiefer ist die Dunkelheit. Die Sonne geht abends unter, doch die Schatten schwinden nie. Aber gut, lassen wir den Morgen grauen, ein weiteres mal nur für dich, dennoch, die Nacht wird sicher folgen."

Tatsächlich, die ersten Strahlen tasteten sich über den nahezu leblosen, trotz der Strapazen und mit sich ziehenden Narben, wunderschönen Körper.


Zwei dumme Grashalme auf dem Weg zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt