24. Wir sind kuhl

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Pov. Ju

Wir saßen nun schon mindestens eine Stunde hier oben auf dem Steinplateau, hatten zugesehen, wie der Himmel sich von schwarz in ein helles Blau gewandelt hatte und die Sonne die vielen, klar leuchtenden Sterne ersetzt hatte. Der Schneefall war auch immer weniger geworden, bis jetzt nur noch vereinzelte Flocken vom Himmel fielen und in der Luft umhertanzten, so unbesorgt, als wüssten sie nicht, dass bald ein Kampf hier toben würde. Die ganze Umgebung sah wie mit Puderzucker bestäubt aus und alles, auf das die Sonne traf, glitzerte. Alles hätte friedlich sein können, wenn nicht diese Anspannung überall zu spüren gewesen wäre. Wir versuchten das mit irrem Geplapper zu überspielen, doch bald verfielen sogar wir in nachdenkliches Schweigen.

Die Sonne war schon halb am Horizont zu sehen, als sich in Dal etwas bewegte. Die vielen goldenen Elbenpanzer blitzten jedes Mal, wenn ein Lichtstrahl zwischen den Häusern hindurch fand. Nach und nach traten immer mehr aus der Stadt heraus und das seltene Glitzern war bald ein glänzendes Meer, welches seine Wogen immer weiter in Richtung Berg schickte. Ganz am Anfang gingen Thranduil und Bard, erster auf seinem knuffigen Elch, zweiter auf einem fetten weißen Pony. Unter uns regte sich auch etwas, doch als das gesamte Heer aus Dal angekommen war und in exakter Formation dastand, herrschte eine geladene Ruhe.

Jede Seite schien die jeweils andere zu mustern und alle sahen sehr ernst aus, bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir entdeckt wurden. Zuerst brach Gemurmel unter den Fischern aus, dann sahen schließlich auch die Buchenqueen und Bard zu uns hoch, was beide überrascht dreinschauen ließ. Das Kinn des ehemaligen Kanführers krachte mal wieder schwungvoll auf den Boden, denn er hatte wohl nicht damit gerechnet uns so bald, beziehungsweise an diesem Ort wiederzusehen, vor allem, weil unsere Waffen wieder an unsere Rücken geschnallt waren und gefährlich glänzten. Das unterstrich unsere Position dann doch hoffentlich nicht so sehr, dass sie auf uns schossen. Aber man spielte ja bekanntlich so lange mit dem Feuer, bis es einen verbrannte und noch war es noch nicht unangenehm heiß. Gut, vielleicht kokelten unsere Haarspitzen schon etwas.

Der Waldlandkönig schien weniger überrascht, aber eher besorgt, dass wir unser Wort brechen könnten und ließ seine Hand als versteckte Warnung zu seinem hübschen Schwert gleiten. Doch wir hatten nicht vor Wortbrüchig zu werden, vor allem, weil wir doch glaubten, dass Thorin sich in dieser Situation einsichtig zeigen würde. Deshalb nickten wir ihm nur zu, um stumm auf seine Drohung zu antworten, dass wir verstanden hatten.

Natürlich war es ein gewisser Zwergenkönig, der mit einem wohl gezielten Pfeil vor die Hufe des Hirsches und den dezent provozierenden Worten, "Der nächste trifft euch zwischen die Augen", das sogenannte Gespräch begann, was natürlich von dem dummen Zwergenpack bejubelt wurde. Thrandy lächelte nur herablassend, während er mit seiner Hand einmal winkte, woraufhin alle gold gepanzerten Elben perfekt synchron ihre Bögen zogen und mit Pfeilen auf das Tor unter uns zielten. Ich hatte eigentlich wenig Angst im Fall der Fälle getroffen zu werden, da diese Soldaten bestimmt nicht danebenschossen.

Die Aktion erhielt die beabsichtigte Wirkung und das Geschrei eine Etage tiefer verstummte. Auf ein weiteres Zeichen wurden die Langbögen wieder weggepackt und die Machtdemonstrationsrunde war klar an Thranduil gegangen.

"Wir kommen, um euch zu sagen, dass die Begleichung eurer Schuld angekommen und angenommen wurde", sagte der fabulöse Blondschopf eiskalt und unbeeindruckt.

"Ich habe euch nichts gegeben. Ihr habt nichts!", meinte der andere König herausfordernd. Nach einem fragenden Blick in Richtung Elb, zog Bard den Arkenstein aus seiner Mantelinnentasche und hielt ihn hoch.

"Wir haben das hier", waren seine schlauen Worte.

"Sie haben das Königsjuwel! Diebe!", kam es jetzt entrüstet von Kili, "Wie kommt das Erbstück unseres Volkes in eure Hände."

Zwei dumme Grashalme auf dem Weg zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt