29. And some that die deserve life...

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Pov. To

Ich schob mich durch die Masse an Personen, welche in den Berg hineinströmte. Es war ein einheitlicher dunkler Strom. Die Männer hielten ihre Hüte in den Händen, die Frauen sahen meist bedrückt zu Boden.

Ich erreichte eine Säule, an der hoch über meinem Kopf eine Fackel befestigt war und schlängelte mich schnell dorthin durch zum Rand. Nachdem ich mich mit einem entschuldigenden Nicken an einer älteren Frau vorbeigedrängt hatte, fand ich meine Freundin an die Säule gelehnt und betrübt in die Menge starrend. Als ich in ihr Blickfeld trat sah sie auf.

"Hey", war alles was mir entgegenkam.

"Hey", gab ich ebenso knapp und leise zurück. Wir reihten uns gemeinsam wieder in den Strom ein und ließen uns von den Elben und Menschen in das Innere des Berges schieben. Keiner sagte ein Wort. Auch nicht, als die Trauergemeinde in einen riesigen Saal trat, in dem eine große Tribüne aufgebaut war. Die Wände waren in regelmäßigen Abständen mit Fackeln beleuchtet, doch das Ende der Sitzreihen konnte ich im Dunkeln trotzdem nicht ausmachen. Ganz vorne auf einer Erhöhten Plattform waren drei imposante Särge aufgereiht. Einer aus dem grünlich schimmernden Marmorgestein des Erebors. Dieser strahlte in den düsteren Hallen geradezu eine unverschämte Freude, zu solch traurigen Stunden aus, denn die filigranen Einmeißelungen waren zeitlos und zeigten auf unverständliche Art und Weise Szenen, die jeder für sich interpretieren konnte. Der rechte war augenscheinlich aus gräulichem Eisenerz und wirkte eine beeindruckende und einschüchternde Macht auf den Betrachter aus. Der letzte, ganz links, war aus hellem Holz. Verästelte Verzierungen schmückten die Seiten und die Ränder und wenn ich mich nicht irrte waren die Spitzen der Ästchen leicht vergoldet.

Doch was viel mehr Blicke auf sich zog, waren die drei Personen auf den Totenbetten. Dwalin. Dain. Tauriel.

Ich konnte es von hier unten nicht genau erkennen, doch die Gesichtszüge des Kriegers, des Königs und der Wache wirkten entspannt und friedlich, als würden sie nur schlafen und gleich aufstehen um sich etwas zu Essen zu holen. Wie viel würde ich geben, um diese Vorstellung wahr werden zu lassen.

Ich seufzte leise, zupfte kurz meine schwarze Bluse zurecht und humpelte anschließend hinter Ju eine kleine Treppe hinauf auf das Plateau. Den Familienmitgliedern, engen Freunden und den Mitgliedern der Gemeinschaft waren Plätze ganz vorne zugewiesen worden. Thorin stand bereits mit vor dem Körper verschränkten Fingern und ernstem Blick im Schatten und beobachtete schweigend wie sich der Saal langsam füllte. Nachdem sich eine Ewigkeit später alle gesetzt hatten und Ruhe eingekehrt war, trat der König unter dem Berge hinaus ins Licht.

Die paar Sekunden die er regungslos vor den Särgen verharrte, fühlten sich an wie Jahre. Der gesamte Saal schien die Luft anzuhalten und die schwere Luft machte es fast unerträglich still sitzen zu bleiben. Ich zwang mich dazu ruhig zu sitzen und flach zu atmen, um in der Stille ja kein Geräusch zu machen. Ich beobachtete wie Thorin langsam den Mund öffnete, sah wie sich der Schein der Fackeln in seinen verdächtig glänzenden Augen spiegelte, bewunderte die Kraft, die er trotz allem ausstrahlte. Dann begann er zu sprechen.

"Es ist nie der richtige Zeitpunkt. Es ist nie der richtige Tag. Es ist nie alles gesagt. Es ist immer zu früh und es schmerzt immer. Was uns bleibt sind Erinnerungen, Gedanken, Gefühle, schöne Stunden und unvergessliche Momente. Diese Momente gilt es in unseren Herzen festzuhalten", er holte tief Luft.

"Dwalin war einer meiner besten Freunde. Vielleicht hielten ihn Leute, die ihn nicht kannten für griesgrämig und verschlossen, doch er war stets ausgeglichen und gerecht gegenüber seinen Freunden, Bekannten und seiner Familie. Ich hatte die Ehre ein Teil dieses engen und sorgfältig ausgewählten Kreises sein zu dürfen und ich bin froh um jede einzelne Sekunde, die ich mit ihm verbringen und in der ich ihn Freund nennen durfte. Wir lernten uns über seinen Bruder und meinen ebenso engen Freund Balin kennen. Damals, vor der Zeit der Feuerschlange in genau diesen Hallen. Balin fragte mich wo mein Vater sei und stellte mir, nur durch einen Zufall damit seinen Bruder vor. Im Nachhinein bin ich froh, dass mein Vater an diesem Tag nicht im Berg war, denn wäre es nie zu diesem Treffen gekommen, wäre mir vielleicht ein treuer, ehrlicher Freund verwehrt geblieben. Ich danke Mahal für diese unvergessliche Zeit", Thorins Hände krallten sich unbemerkt in den Stoff seines Mantels, wohl um zu überspielen, wie sehr sie zitterten.

Zwei dumme Grashalme auf dem Weg zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt