21. Das verhängnisvolle zusammengesetzte Nomen mit D

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P.o.v. To

Seite an Seite standen wir am Rand der Ebene vor den Toren Erebors, die wir gerade im Stechschritt überquert hatten. Zu unseren Füßen auf dem langen See, dessen Schwärze alles verschluckte, lag einsam Esgaroth, unwissend auf sein Verderben wartend. Der Drache war noch nicht bei ihnen angekommen, doch das, sogar auf die Entfernung hörbare Flügelrauschen verhieß nichts Gutes für die Menschen.

"Sie werden sterben", der kleine Hobbit konnte die Augen nicht von der Stadt lösen, "Vielleicht werden nur ein paar überleben."

Innerlich stimmte ich zu, doch es war bereits zu spät. Wir konnten nichts mehr tun um den Leuten da unten zu helfen. Die Stadt würde brennen, das war sicher.

Mit einem Brüllen stieß die Feuerschange nun nach unten. Der Himmel brannte und ich bildete mir ein die Hitze des Feuers bis hier rauf spüren zu können. Erneut spie Smaug eine Salve tödlichen Feuers aus und fegte über die einstürzenden Dächer hinweg, als wären es Kartenhäuser im Wind. Rauch und Glut stoben in den zunehmend dunkler werdenden Himmel. Es war wunderschön und grausam zugleich.

Eine Weile sahen wir einfach nur still zu wie der Drache Seestadt in Feuer und Wasser versenkte, wie Menschen litten und starben, wie die Stadt ihr brutales Ende fand.

In meinem Kopf begann eine langsame, traurige Version von Smoke on the water zu spielen. Ich schloss kurz die Augen, versuchte das, eigentlich so unpassende Lied, aus meinem Kopf zu verdrängen, doch es gelang mir nicht.

Wir standen so lange da, bis nur noch schwarzer Rauch aus den toten Häusern strömte, die Glut konnte man hier oben nicht mehr erkennen.

"Kommt mit! Alle!", es war eindeutig Thorin der das tiefe Schweigen gebrochen hatte und nun mit schnellen Schritten den Rückweg antrat.

"Hey wir können sie da unten nicht einfach ihrem Schicksal überlassen! Sie brauchen Hilfe! Willst du das sie alle sterben?", ich riss mich von dem grauenvollen Anblick, der nichts anderes als das Ende verbildlichte, los, lief dem König ein Stück hinterher und wartete dann fassungslos auf eine Reaktion.

"Was dort unten passiert ist nicht mein Problem! Ich werde meine Leute nicht in das Feuer schicken, aus dem sie gerade erst entfliehen konnten! Außerdem, was denkst du wie lange es dauern wird bis die Überlebenden kommen und den Berg mit all seinem Inhalt für sich beanspruchen? Wir müssen das Gold schützen, das ist unsere erste Priorität!"

"Bitte was?", ich wusste nicht ob ich wütend, entsetzt oder einfach nur enttäuscht sein sollte. "Wenn du das tust bist du nicht besser als Thranduil."

Thorins Lippen bebten und er machte einen Schritt auf mich zu, stoppte dann aber.

"Ihr. Kommt. Mit!" Es war ein klarer Befehl, auf den er keinen Wiederspruch duldete, und ja, ich hatte ein bisschen Schiss, wenn er diesen Blick aufsetzte.

Trotz allem machte ich schon den Mund auf, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

"Sag lieber nichts", Fili trat neben mich und sah mich ernst an, "Er würde dir nicht wehtun, aber..."

Ich erwiderte seinen eindringlichen, leicht besorgten Blick und nickte leicht.

Der Kronprinz suchte nochmals eine Bestätigung in meinen Augen, bevor er mit einer Handbewegung andeutete, dass wir seinem Onkel folgen sollten und losging.

Zurück am Tor befahl die Eichenqueen uns auch schon die Zwerge links und rechts neben dem Eingang zu köpfen. Gut, er drückte es etwas anders aus, aber das Ergebnis, große Felsbrocken die den Weg versperrten, war das Gleiche. Dann forderte er uns harsch dazu auf alles an brauchbarem Material heranzuschaffen, was für den Bau einer Mauer nützlich sein könnte. Letzten Endes schleppte ich schon zum dritten Mal in vierundzwanzig Stunden dämliche Steine durch die Gegend. Als ob es nichts Besseres zu tun gäbe, wie zum Beispiel Goldengel machen oder sockig auf Smaugs kalt gewordener Goldbadewanne herum schlittern! Oder vielleicht nach Esgaroth runter gehen und versuchen zu helfen! Aber nein, der König will eine Mauer und was der König will, kriegt er auch! Scheiß auf blutende Hände!

Zwei dumme Grashalme auf dem Weg zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt