Kapitel 9

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Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte ich ihn an. Konnte das hier wirklich sein Ernst sein? Um mir so etwas zu sagen hätte er auch einfach an meiner Tür klingeln können. Oder anrufen. Oder , noch besser: Er hätte es einfach sein lassen können.

"Und...was erwartest du jetzt von mir?"

Samu legte sich seine Hand in den Nacken, rieb sie etwas daran herum, bevor er tief ausatmete und beide Hände in seine Hosentasche steckte und mit den Füßen auf und ab wippte. Es war keine Kunst zu merken, dass er wirklich nervös war. Jedoch war mir das in dem Moment egal.

"Can we walk for a bit?"

"Ich muss gleich wieder arbeiten."

Er sah auf den Boden, dann kurz zur Seite, so , als müsste er sich kurz beruhigen, bevor er wieder zu mir schaute.

"Yeah, I know. Please, just...ten minutes?"

Eigentlich wollte ich gerade überhaupt nicht mit ihm reden, ich wäre am liebsten wieder in den Pub gegangen und hätte mich mit Brendon und Dallon unterhalten, doch so kalt könnte ich nun auch wieder nicht sein, weshalb ich nach kurzem Zögern nickte. Nun konnte man eine Erleichterung seinerseits erkennen. Samu trottete los, und ich ging in moderatem Tempo neben ihm her. Draußen war es schon dunkel, und so langsam fingen die ersten Sterne an zu scheinen. Die Straßen in Dublin waren wie leer gefegt, nur die Straßenlaternen und die Lichter aus den einzelnen Bars und Pubs belebten die Gegend etwas.

"You know..."

Samu fing an zu reden, und machte sofort wieder eine Pause. Seine Hände waren noch immer in seinen Hosentaschen vergraben, und es sah so aus, als würde er darin irgendetwas haben , womit er herumspielte.

"Fuck, I just have to tell you. We've been trough so much together, and lately, it just seems like you're slipping trough my fingers with everything that happens. We argue a lot, you've been together with someone else, we lied to each other... I just can't stand it anymore. I...I still love you, you know..."

Augenblicklich blieb ich stehen. Meine Augen waren geweitet, und ich blickte Samu an. Ich wollte das alles nicht hören! In dem Moment, als ich mich umdrehen und zurück zum Pub laufen wollte, hielt er mich an meinem Handgelenk fest, und wandte mich somit wieder zu sich. Erst jetzt bemerkte ich, dass er vor mir kniete. Nein. Bitte, bitte nicht jetzt!

"Lina...please, I can't hold it in for any longer."

Ich war so geschockt, dass ich nicht einmal etwas sagen konnte, ihn nicht stoppen konnte , und so stand ich einfach mit Tränen in den Augen vor ihm, während er ein kleines rotes Kästchen aus seiner Hosentasche holte, und dies öffnete.

"Angelina, love, will...will you marry me?"

Ein silbern strahlender Ring , von den Laternen erhellt, glänzte in dem Kästchen, welches mir vor die Nase gehalten wurde. Samu hatte mittlerweile mein Handgelenk losgelassen, und auch er sah so aus, als wären seine Augen leicht glasig. Ich lockerte mich ganz langsam aus meinem festen Stand, hob meine Hand etwas an...

...und verpasste ihm einen Schlag auf die Wange, bevor ich mich endgültig herumdrehte und Tränenüberströmt zurück zum Pub lief. Als ich dort ankam, wandte ich kurz meinen Kopf zur Seite, bevor ich die Eingangstür öffnete. Samu war mir nicht gefolgt.

Schnell trocknete ich meine feuchten Wangen mit meinem Handrücken ab, und ich war froh, dass ich bloß Wasserfeste Mascara auf meinen Wimpern hatte , denn diese war zum Glück nicht verwischt. Das erste, was ich bemerkte, war, dass noch immer keine Live Musik mehr spielte, und die beiden Hocker vor meinem Platz hinter der Theke waren auch leer. Na super. Ich verdrehte meine Augen, und ging dennoch wieder an die beiden Plätze zurück, da Brendon's Bierglas noch dort stand. In dem Moment, als ich es wegholte, und damit zur Spülmaschine hinter dem Holztresen laufen wollte, fiel ein kleiner Zettel auf den Boden. Verwundert hob ich ihn auf.

"Mussten gehen, Kenny ging es nicht gut. Falls du dich noch weiter unterhalten willst...Klapp den Zettel auf."

Ich tat, wie mir beschrieben wurde, und blickte kurz darauf auf eine Handynummer. Darunter stand der Name "Brendon". Dies zauberte mir ein kleines Lächeln auf die Lippen, und ich stach mir das Papier in meine vordere Hosentasche, bevor ich zu Florian ging, und ihm sagte, dass ich meine Pause schon früher beende. Ich wollte einfach nur Nach Hause, also musste ich meine Schicht schnell hinter mich bringen. Immerhin war ich heute nur bis 11 Uhr eingeteilt.

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Ich kam endlich in meiner Wohnung an, und versuchte, so leise wie es ging hinein zu huschen, sa ich auf Gar keinen Fall wollte, dass Samu mitbekommt, dass ich hier bin. Vermutlich saß er sowieso in irgend einer Bar und betrank sich. Und genau das hatte ich jetzt auch getan.

Ich schloss meine Tür hinter mir ab, schmiss meine Schuhe in die Ecke, streifte meine Hose über die Beine, ließ sie einfach mitten im Flur liegen, dass Shirt folgte kurz darauf. Mir war heiß, also lief ich Einfach in meiner Unterwäsche herum. Hat ja sowieso niemanden zu interessieren.

Mein nächster Halt war die Küche, wo ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um mir das Waldmeisterlikör und den Wodka aus dem oberen Schrank zu holen. Mit den beiden Flaschen bewaffnet ließ ich mich auf mein Sofa fallen, legte meine Füße auf dem Tisch davor ab, und schon trank ich einen Schluck des teuren Likörs. Und in dem Moment fühlte ich mich wieder wie damals. Damals, als ich immer wegen Samu getrunken hatte. In den letzten beiden Jahren hatte ich das so gar nicht mehr gemacht. Und jetzt verfalle ich wieder in diese schlechte Gewohnheit.

Nach geschlagenen zwei Stunden lag ich noch immer in der selben Position auf dem Sofa, und ich war ziemlich... Betrunken. Und ich fühlte mich richtig, richtig mies. Durch den Alkohol wusste ich aber zum Glück nicht mehr warum. Langsam stand ich auf, denn ich hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, meine Wohnung aufzuräumen. Mit meinen Klamotten im Flur fing ich an.

Als ich meine Hose hochhob, spürte ich mein Handy in der Hosentasche, und zog es heraus. Doch dies war nicht das einzigste, was ich danach in der Hand hielt. Der Zettel. Eine Handynummer. Brendon. Nein, Lina! Doch mein Verstand war zu benebelt, um nachzudenken. Und somit wählte ich Brendon's Nummer.

"Brendon Urie?"

Ich sagte ihm er solle vorbei kommen, nannte ihm noch schnell meine Adresse, und legte Anschließend schon auf. Ich wollte nicht, dass er merkte, dass ich betrunken war. Völlig gedankenlos ging ich wieder in das Wohnzimmer, legte meine Klamotten auf den Tisch neben die beiden Flaschen, saß mich hin, und wartete. Die Wohnung war komplett dunkel, und nur das Licht des Mondes schien durch die großen Fenster. Es war richtig schön. Nun ja, so, wie ich es nun momentan wahrnehmen konnte.

Keine zwanzig Minuten später klingelte es an der Tür.

Noch immer nur in Unterwäsche bekleidet stolperte ich durch den Flur, und als ich die Klinke in der Hand hielt, zögerte ich kurz. Eine Warnung von meinem Unterbewusstsein? Bestimmt, nur konnte ich sie einfach nicht verstehen, weswegen ich die Wohnungstür öffnete. Brendon stand vor mir, in einer engen schwarzen Jeans und schwarzem Shirt, und als er mich erblickte, weiteten sich seine Augen und sein Mund fiel offen, wohl eher vor Verwunderung.

"Eh, Hey, was..."

Noch bevor er etwas weiteres sagen konnte, legte ich meine Hände in seinen Nacken, zog ihn leicht zu mir herunter und küsste ihn. Nach einem kurzen Moment der Überraschtheit wanderten seine Hände zu meinem Rücken, genau unter die Stelle meines BHs. Ich spürte seine Warmen Hände auf meiner Haut, und presste meinen Körper noch fester an ihn.

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Ein ereignisreiches Kapitel , endlich mal wieder :D

Im nächsten geht es dann heiß her ;D

Bis dahin ...bleibt gespannt :)

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