Kapitel 1

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Das Kapitel kommt zwar viel früher als geplant, aber ich konnte mich nicht zurückhalten, die Story schreit förmlich danach, weiter geschrieben zu werden (/.\)
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Ich war mittlerweile mit ein paar Umschweifen an der neuen Wohnung angekommen, und war gerade dabei, den Schlüssel aus meiner Jackentasche zu kramen. Meine Hände zitterten noch immer wie verrückt, und als ich den Schlüssel zum Schloss führte, hielt ich dort erst einmal kurz inne und lehnte mich mit der Stirn leicht gegen die Tür, außerdem musste ich meine Augen schließen , sonst wäre ich vermutlich sofort in Ohnmacht gefallen.

Vor genau solch einem Vorfall hatte ich immer Angst gehabt. Davor, dass er plötzlich wieder auftaucht, und diese Gefühle , die ich hatte, bei seinem Anblick wieder aufleben, und mir mein jetziges Glück zerstören. Und genau das ist auch passiert. Ich zitterte, meine Hände wurden schwitzig, ich stotterte. Und wer kennt diese Attribute bitte nicht, wenn man nunmal verliebt ist.

Jetzt war es aber nunmal einfach so, dass ich einen Verlobten hatte. Und, nun ja, ich mag ihn schon sehr. Aber ich wusste von Anfang an, dass ich bei Phil nie das Gefühl wie bei ihm haben könnte, und dieser Gedanke Schlich sich jetzt langsam wieder in mein Gehirn, und er brachte noch viele weitere Zweifel und Überlegungen mit. Das konnte ich gerade wirklich nicht gebrauchen!

Ich versuchte, mich für die nächsten Minuten zu beruhigen, und somit schloss ich letzten Endes die Tür auf. Innen angekommen roch es nach Pizza, und als ich durch den Durchbruch in das Wohnzimmer lugte, wusste ich auch, wieso. Auf der bereits in der Wohnung etablierten Couch lag Phil mit Kopfhörern auf den Ohren, vor ihm auf dem sperrigen Holztisch (wir mussten uns wirklich neue Möbel zulegen) lagen kleine Hefte, und daneben ein offener Pizzakarton. Bei dem Anblick musste ich erst leicht grinsen, doch keine Sekunde später ließ ich meine Mundwinkel wieder sinken. Phil war so ein lieber Kerl. Er hatte es nicht verdient, eine Verlobte zu haben, die sich nach Jahren noch immer nach ihrem Ex-Freund verzehrt.

Ich schüttelte meinen Kopf, und ging leise in das Schlafzimmer, in welchem wir unsere Koffer deponiert hatten. Das Bett, welches der Vormieter dagelassen hatte, wollte ich lieber nicht benutzen, weswegen Phil mir schon eine seiner Campingmatratzen aufgeblasen hatte. Ich konnte ihn nicht einfach verlassen, nicht jetzt. Vielleicht war das mit Samu ja bloß ein dummer Zufall, ich meine, ich hatte ihn lange nicht gesehen, und es wäre doch möglich das ich gar nichts mehr für ihn fühle? Warum mache ich mir eigentlich selbst etwas vor.

Dennoch, ich würde Phil nicht verlassen. Irland ist groß, und somit würde ich Samu schon aus dem Weg gehen können. Es musste einfach klappen!

Ich wollte gerade mit dem ausziehen meiner Kleidung beginnen, als ich hörte, wie aus dem Flur vor unserer Wohnung ein unglaublicher Lärm hervordrang. Zumindest empfand ich es als laut, denn als ich zur Tür lief und noch schnell ins Wohnzimmer sah, erkannte ich, dass Phil noch immer tief und fest schlief, musste wohl an den dicken Kopfhörern liegen. An der Tür lehnte ich mein Ohr gegen das dünne Holz, um zu erkennen, wer oder was sich dort im Treppenhaus zu schaffen machte. Ich hörte schwere Schritte auf den Stufen, und als diese sich immer weiter unserer Wohnung näherten, rutschte mir mein Herz in die Hose. Ich war wirklich sehr ängstlich gewesen, und solche Situationen begünstigten dies nicht gerade sehr. Somit sah ich mich schnell um, und entdeckte in der Ecke neben der Tür eine Vase, welche auf einem kleinen Holztischchen deponiert war. Ein Glück!

Ich schnappte mir also besagte Vase, und als ich kurz darauf hörte, wie es an der Wohnungstür schurrte , öffnete ich diese blitzschnell und schlug mit der Vase auf den Kopf der Person. Durch den Luftzug, welchen ich verursacht hatte, Schlug die Wohnungstür hinter mir ins Schloss. Mist!

Die Person, welche ich attackiert hatte, hielt sich beide Hände an die Stirn, und fing an, zu fluchen.

"Shit, what's wrong with you?"

Nein. Das konnte jetzt wirklich nicht wahr sein! Ich tat einen Schritt zurück, und legte langsam und mit zitternder Hand einen Finger auf den Hauptlichtschalter. Ich kannte die Stimme. Und ich hatte sie vor knapp einer Stunde schonmal gehört.

Behutsam drückte ich den Schalter, und schon im nächsten Moment hätte ich auf der Stelle losheulen können. Wie konnte das verdammt nochmal möglich sein? War er mir gefolgt?

Vor mir stand Samu, noch immer eine Hand an der Stirn, und er war gerade dabei, seinen Kopf in meine Richtung zu drehen, und meinen Blick einzufangen.

"Wait...you?!"

Genervt rollte ich meine Augen.

"Das habe ich auch gerade gedacht. Was machst du hier? Bist du mir etwa gefolgt?!"

Samu ließ seinen Arm sinken, und ich erkannte eine ziemlich große Schnittwunde an seiner Schläfe, knapp über der Wunde, die er sich vor Jahren schon einmal zugezogen hatte. Er blickte mich ernst an.

"I live here."

Meine Augen weiteten sich.

"Du...wohnst hier?"

"Yeah. Ich wusste nicht, dass du auch here bist."

"Da sieh mal einer an..."

Murmelte ich, während ich nervös mit meinen Händen spielte.

"Tut mir leid, dass ich dich verletzt habe. Ich dachte, du wärst ein Einbrecher."

"You didn't hurt me. It's okay, love."

Sein sanfter Ton jagte mir erneut eine Gänsehaut über den Rücken.

"Samu..."

"Okay, okay. I know you're in a relationship, but...I just feel so close to you, after all the time I still can't get my eyes off of you. When you're near me I can't even think of anything else, it's just....I don't know."

Ich atmete einmal tief Durch, bevor ich einen Schritt auf ihn zuging, und mich auf die Zehenspitzen stellte.

"Lass mich deine Wunde mal sehen..."

Behutsam strich ich mit einem Finger seine etwas länger gewordenen Haare zur Seite, und betrachtete die aufgeschlitzte Haut, die zum Teil heftig blutete, sodass sich schon kleine Tropfen auf seiner Stirn bildeten.

"Das sollten wir lieber verbinden lassen...Ich fahre dich in das nächste Krankenhaus."

"You don't have to. I've got a medical kit in my flat."

Ich stellte mich wieder normal vor ihn hin, und beschloss, ihm zu helfen, da ich mich ja eben sowieso ausgesperrt hatte, und wenn Phil selbst von dem ganzen Lärm nicht wach wurde, würde er auch nicht auf mein klopfen oder rufen reagieren.

"Okay, wo ist deine Wohnung?"

Samu trat einen Schritt zur Seite, sodass ich auf die Tür hinter ihm blicken konnte. Verdammt!

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