Kapitel 2

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Und da saß ich nun. Vor mir ein blutender Samu, und ich mit einem großen Pflaster in der Hand. Wieso nur kommt mir diese Szene bekannt vor?

Ich legte meine Hände vorsichtig an seine Stirn, und schon die Haarsträhnen zur Seite, die in sein Gesicht gefallen waren, nachdem ich die Blutung endlich zum Stoppen gebracht hatte. Zart drückte ich mit meinen Fingern das Pflaster leicht fest, und als ich meinen Blick von seiner Stirn zu seinen Augen sinken ließ, hielt ich kurz inne.

Die blauen Augen funkelten mich an, und ich kannte dieses Funkeln. Es war immer in seinem Blick zu erkennen gewesen, kurz bevor er mich geküsst hatte. Doch dazu würde ich es sicher nicht kommen lassen. Schnell stand ich vom Boden auf, und räumte im Stehen die Verbandssachen in den kleinen Koffer hinein und legte ihn neben Samu auf seinem schwarzen Sofa ab.

"So, das dürfte es gewesen sein. Ich denke nicht, dass ich dir jetzt noch helfen muss."

Ich Strich mir kurz meine Hände an meiner Hose ab und zupfte darauf mein Oberteil zurecht, bevor ich mich energisch auf den Weg zu seiner Wohnungstür machte. Ich hielt schon den Griff in der Hand, als ich seine Stimme hinter meinem Rücken hörte.

"Lina?"

Ich verdrehte meine Augen , und wandte mich mit genervtem Gesichtsausdruck zu ihm um.

"Was?!"

"You have no key."

Mist. Das ich mich ausgesperrt habe hatte ich natürlich total vergessen. Dennoch, egal was ich machen müsste, ich schlafe von mir aus auch auf dem Flur, es wäre mir alles lieber gewesen als die Nacht in seiner Wohnung zu verbringen.

"Ja, ich weiß. Ich bleibe auf dem Flur."

"What?"

Ich hörte den leisen Unterton eines Lachens in seiner Stimme, weswegen ich einfach schnell die Tür aufriss, sie danach zuschlug und mich anschließend neben meiner Wohnungstür auf den Boden fallen ließ. Ich stütze meinen Kopf an der harten Betonwand ab, der Marmorboden , auf welchem sich die Hälfte meines Körpers befand, war eiskalt. Ich schloss meine Augen. Das darf doch alles nicht wahr sein!

Genau aufs Sprichwort wurde die Tür neben mir aufgemacht, und zwar leider die falsche. Samu blickte auf mich herab, und stützte sich mit einer Hand am Türrahmen ab, sodass sich seine Muskeln anspannten. Ja, ich hasste ihn, aber irgendwo war ich noch immer das verrückte Fangirls geblieben.

"Come Inside."

Ich wandte meinen Blick von ihm ab, und schaute geradeaus auf die Treppe.

"Nein."

"Hey, I won't do anything, I just don't want you to freeze your ass off."

Diese Bemerkung brachte mich zum schmunzeln, und ich war froh, dass ich Samu nicht angeschaut hatte, sonst hätte er es noch mitbekommen.

"I know that you're smiling."

Ich konnte mir das das weitere Grinsen nicht verkneifen, und so blickte ich ihn letztendlich belustig aber auch leidvoll an.

"Samu, bitte, lass es gut sein. Ich kann mich einfach nicht in deiner Nähe aufhalten, es tut viel zu sehr weh."

Als er seinen Mund öffnete, um etwas zu erwidern, hörte ich plötzlich, wie die andere Tür neben mir, meine Wohnungstür aufgesperrt wurde. Noch bevor diese geöffnet war, war Samu verschwunden.

Jetzt war es Phil, der mich entgeistert anblickte.

"Baby, warum sitzt du hier auf dem Boden?"

Der Ton in seiner Stimme war so süß und mitfühlend, und eigentlich hätte ich dadurch eine erfüllende Wärme in mir spüren müssen, doch das tat ich nicht.

"Oh, ich....ich hab mich ausgesperrt, ich dachte ich hätte etwas gehört und wollte nachsehen."

Ich fand es besser, ihm nichts von meiner Begegnung mit Samu zu erzählen.

"Wieso hast du nicht geklopft?"

Langsam richtete ich mich auf.

"Phil, du hast geschlafen wie ein Stein, und hattest Kopfhörer auf. Du hättest mich nicht gehört."

Er überlegte kurz, und zog mich danach zärtlich an sich, um mir einen sanften Kuss auf die Stirn zu geben.

"Du hast recht, es tut mir leid meine Süße. Kommst du jetzt mit rein?"

Ich nickte ihm teilweise gespielt Lächelnd zu, und folgte ihm in die Wohnung.

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