Ich halte es nicht mehr in meinem Bett aus. Unruhig gehe ich zuerst in meinem Zimmer auf und ab aber fühle mich eingesperrt. Leise, um Jonas nicht zu wecken, gehe ich in die Küche, um etwas zu trinken. Stehe an der Spüle und nach ein paar tiefen Atemzügen fühle ich mich besser, setzte mich auf die Couch.
„Püppi!", rufe ich nach Alex, als ich zur Tür rein komme.
„Ich bin im Bad.", antwortet er mir und ich flitze in die Richtung.
Noch unterm Laufen erzähle ich aufgeregt weiter. „Du hast doch gesagt, du hast nächste Woche ein langes Wochenende. Und ich habe mir überlegt, wir könnten doch wegfahren."
Mein Freund steht im Bad mit einem Handtuch um den Körper und sieht mich neugierig an. Bei dem Anblick schimpfe ich mich innerlich wieder, das falsche Wort benutzt zu haben, denn vor mir steht eindeutig meine Freundin.
Ihr Gesicht hat sich auf hübsche Weise verändert. Ihre Haut ist noch weicher, sie hat jetzt eine richtige Taille und kleine Brüste zeichnen sich unter dem Handtuch ab. Die Haare sind noch immer, in einem flotten Kurzhaarschnitt, jedoch viel femininer. Dunkelbraun wurde von ihrer natürlichen Haarfarbe abgelöst, ein Mix aus goldblond mit einem rötlichen Touch.
„Du siehst hübsch aus Püppi.", rutscht es mir raus, Alex strahlt und gibt mir einen Kuss.
„Danke Baby, aber hast du nicht gerade was von Wegfahren gesagt?", fragt sie neckisch.
„Dein Anblick hat mich kurz den Faden verlieren lassen.", entgegne ich kess und ziehe sie zu mir.
Wieder leuchten ihre Augen, aber sie gibt mir einen kleinen Klaps auf meine Arme, die sie jetzt fest umschließen.
„Na, na, na, du gehst mir nicht an die Wäsche, bevor du nicht weiter erzählt hast!"
Ich überlege nur kurz, bevor ich sie aufhebe und ins Wohnzimmer trage. Alex lacht vergnügt. Vorsichtig setze ich sie auf dem Sofa ab.
„Also ich finde, wir haben echt ein hartes Jahr hinter uns und mit unserem Urlaub hat es auch nicht geklappt, was meinst du zu ein paar Tagen in den Bergen? Ich hab ein hübsches Hotel in Südtirol gefunden, mit ganz viel Schnickschnack?", frage ich, aber spare mir das Beste für den Schluss auf.
Alex Gesicht erhellt sich noch mehr und sie krabbelt auf meinen Schoß, um mich zu küssen.
„Das hört sich verdammt gut an! Du bist der beste Freund der ganzen Welt!", schnurrt sie an mein Ohr.
„Dabei war ich noch gar nicht fertig!", grinse ich sie an.
„Was gibt es denn noch?", fragt Alex überrascht.
„Morgen hole ich dich nach der Arbeit ab und wir gehen einkaufen. Wir hauen einfach mal wieder so richtig auf den Putz. Ich finde, das haben wir uns verdient. Ich möchte, dass du an diesem Wochenende als meine Freundin unterwegs bist. Such dir aus, was du möchtest, was du brauchst, und dann machen wir uns ein paar schöne Tage.", erzähle ich ihr meinen Plan.
Alex sieht mich mit verklärtem Blick an und wirft sich schluchzend in meine Arme.
„Du bist der beste und der blödeste Freund, den ich mir wünschen kann. Der beste, weil du unglaublich bist und der blödeste, weil du mich zum Weinen bringst.", schnieft sie und mir zerspringt das Herz vor Glück.
Seit Alex die Hormontherapie begonnen hat, war es für uns nicht einfach. Angefangen von den Ängsten die uns lange begleiteten, über kleine unschöne Nebenwirkungen wie Hautausschlag und Stimmungsschwankungen.
Seinen vorübergehenden Verlust der Libido bis hin zu Selbstzweifeln und was nicht sonst noch alles. Erst seit ungefähr drei Monaten läuft es wieder richtig gut. Alex ist zufrieden mit seinem Äußeren und auch innerlich kommt er wieder ins Gleichgewicht.
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Queer-Seite
RomanceDrei Jahre nach der Trennung von Alex schafft Daniel es nicht loszulassen. Langsam öffnet er sich seinem Mitbewohner Jonas, erzählt von Alex Wandlung. Jonas hört zu, hält ihm den Spiegel vor und begleitet ihn zurück in das Leben und die Liebe.