16. Party Nacht

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Als ich die Augen öffne, wundere ich mich, warum alles himmelblau und flauschig ist. Der Geruch von Orange mischt sich mit etwas, das ich nicht erkenne, aber verdammt gut riecht. Tief ziehe ich diesen beruhigenden Duft ein und schließe wieder die Augen. Hmmmm, das ist fein.

Alles ist so kuschelig und warm, dazu noch der Geruch. Halt, Moment mal, wo bin ich? Wieder gehen meine Augen auf, wieder ist alles himmelblau, doch etwas ist merkwürdig. Eine Bewegung neben mir lässt mich erschrocken den Kopf zurückziehen. Jonas liegt neben mir im Bett, eingewickelt in seinen Bademantel und meiner Decke.

Mit dem Kopfschmerz meldet sich auch meine Erinnerung zurück. Ganz langsam bringe ich Abstand zwischen uns, rolle mich aus dem Bett.

Leise husche ich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer in mein Bad, nicht ohne noch einen Blick auf den schlafenden Jonas zu werfen. Er liegt zusammengerollt zu einem Knäuel auf dem Riesenbett.

Er sieht so verloren darauf aus, so klein. Noch immer hab ich den Duft von Orangen in der Nase und zusammen mit dem Licht, das durch das Fenster scheint, erinnert es an Sommer. Ein schönes warmes Bild, das sich vor mir ausbreitet und mich lächeln lässt.

Innerlich Danke ich Jonas dafür das er mir diesen Moment schenkt, um mir einen besseren Morgen zu bereiten, als die Nacht war.

Ich schließe die Tür und erschrecke vor mir selbst im Spiegel. Himmel seh ich scheiße aus! Die Augen sind zugeschwollen und rot vom Heulen. Unter den Augen machen sich dunkle Schatten breit. Es ist nicht zum ersten Mal, das mich diese Träume verfolgen. Sie waren die ganze Zeit da, mal mehr mal weniger.

Es ist immer besser, wenn ich Sport gemacht habe, dann kann ich ganz gut schlafen. Aber es bringt ja nichts, weiter die Augen vor meinen Problemen zu verschießen.

Wenn ich nächste Woche wieder Arbeiten gehe, wird es leichter, dann bin ich mehr beschäftigt mit anderen Dingen. Aber ich werde mein Bestes versuchen, wieder auf die Füße zu kommen. Dabei kommt mir eine Idee!

Jonas hat zwar gesagt, ich soll nach Dingen suchen, die mir Freude bereiten, aber was ist mit den Sachen, die ich ablehne? Was ist, wenn ich mir die zuerst anschaue? Noch schlimmer kann es kaum werden, oder?

Ich hab die letzte Nacht meinem Mitbewohner die Klamotten voll geheult und er ist bei mir im Bett eingeschlafen. Jonas war bestimmt total fertig. Irgendwie muss ich das wieder gut machen, aber jetzt lass ich ihn ausschlafen.

Weil mir nichts Blöderes einfällt, mach ich uns einen Obstsalat zum Frühstück und Rüdiger bekommt ein kleines Stückchen Banane. Er soll es eigentlich nicht haben, aber ab und zu ein Leckerli muss doch mal drin sein.

Nachdem ich mich durch das Internet gewühlt habe und weil sich Jonas noch immer nicht rührt, schnappe ich mir mein Fahrrad. Nach einer großen Runde fühle ich mich wieder halbwegs wie ein Mensch.

Ich frage mich, ob es mir unangenehm sein sollte, was heute Nacht passiert ist? Aber nein, ich bin erstaunlich mit mir im Reinen, zumindest was das betrifft. Ich kann an der Situation nichts Verwerfliches sehen. Es fühlt sich eher gut an, ein bisschen als ob mir eine Last von den Schultern genommen wurde.

Vielleicht war es gut, alles auszuweinen. Den Schmerz in mir einen Kanal zu geben. Jonas hatte doch dieses gute Beispiel mit der geschüttelten Sektflasche. Der Druck musste raus. Und es war verdammt gut dabei nicht allein zu sein, sondern einen Freund an der Seite zu haben.

Noch immer ist es in der Wohnung ruhig, als ich zurückkomme. Schläft der immer noch? Vorsichtig stecke ich den Kopf zur Tür rein und tatsächlich liegt Jonas noch immer schlummernd im Bett. Er hat mein Kissen an sich gedrückt wie ein Kuscheltier. Das sieht niedlich aus, denke ich und schimpfe mich sofort dafür wie ein Spanner hier zu stehen und ihn zu beobachten.

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