27. Kommune

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Freitagnachmittag, fahre ich mit meinen Eltern in die Kommune. Jonas kommt nach, sobald er mit der Arbeit fertig ist. Der Plan war erst zu Anne zu gehen, aber alle sogar Lorenz erwarten uns bereits im Garten. Ich stelle meine Eltern vor und mich selbst bei Lorenz, der sich als ebenso offen und herzlich herausstellt wie Peter. Meine Mutter nimmt die Einladung zum Tee an nur mein Vater und ich lehnen ab. Wir sehen nach, was wir noch alles besorgen müssen.

Wenig später befinde ich mich in einem Baumarkt und schiebe den Wagen hinter meinem Vater her, der verschiedenste Sachen einpackt. Zurück in der Kommune glaube ich meinen Augen nicht.

Lorenz rennt hektisch hinter einem Rasenmäher her, meine Mutter harkt Laub zusammen und die anderen tragen Tische und Stühle unter eine große Linde. Jonas stellt den Grill daneben. So ein emsiges Treiben habe ich hier, noch nie gesehen. Selbst Anne und Mathias, die nicht so gut auf den Beinen sind, wirken um Jahre jünger. Beschäftigung tut ihnen richtig gut.

Während ich meinem Vater, an Peters tropfenden Wasserhahn zur Hand gehe, höre ich lautes Lachen aus der anderen Etage. Jonas, Anne und meine Mutter bereiten Salate für später vor.

„Ich finde es toll was Jonas und du hier machen.", lobt mich mein Vater und versucht die Verschraubung, zu lösen.

„Danke, aber das Lob gilt Jonas.", korrigiere ich ihn.

„Aber ihr gehört doch jetzt zusammen, ich finde es gut, dass du ihn so unterstützt.", presst er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Es kostet ihn ordentlich kraft, das verrostete Ding zu bewegen.

„Auch das ist nur möglich, weil mich die anderen akzeptieren."

Er drückt mir die Zange in die Hand und sieht mich genervt an. „Nein Daniel! Auch du musst bereit dazu sein, das mitzutragen. Jonas hat Glück, das er dich gefunden hat. Ein anderer würde vielleicht versuchen, es ihm auszureden. Aus welchen Grund auch immer.", erklärt er mir ruhig, bevor er sich wieder seiner Arbeit widmet.

Vielleicht hat mein Vater recht, aber ich sehe es nicht so. Jetzt geht es mir wie Jonas, der ebenfalls nicht auf ein Podest gestellt werden möchte für etwas, das selbstverständlich ist.

Später genießen wir alle das gute Essen. Mein Vater verdrängt mich von Grill und weil ich nichts Besseres zu tun habe, fange ich an Konstantin die Bedienung mit dem Tablet zu erklären. Es ist auch nicht schwer. Er muss nur die App für die Hörbücher drücken, sich eines aus dem Katalog auswählen und in seine Liste setzten.

„Wenn du nur auf Play drückst, dann kannst du nicht an der Stelle weiter hören, an der du vielleicht unterbrochen wurdest.", erkläre ich ihm.

"Du musst nur auf das Plus Symbol drücken, damit ist es in deiner Bibliothek gespeichert. Dann drückst du auf das Symbol mit dem Buch und schon siehst du all die Geschichten, die dich interessieren."

Konstantin lernt verdammt schnell. So leicht habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich lasse ihn ein paar Durchgänge durchspielen, bis ich mir sicher bin, er hats. Er bedankt sich überschwänglich bei mir, was mir sehr unangenehm ist. Was habe ich denn schon groß gemacht?

Es wird ein sehr lustiger Abend und Jonas an meiner Seite strahlt. Mich wundert immer noch, ein bisschen das meine Mutter mich noch nicht darauf angesprochen hat, was zwischen uns läuft. Für sie, sehr ungewöhnlich. Oder sie hatte heute einfach zu viel Ablenkung.

Jonas neben mir wirkt entspannt, doch als ich in die Runde sehe, tauchen bedenken bei mir auf. Wie wohl die Kommune auf Jonas und mich reagiert?

Zu Jonas gebeugt, flüstere ich ihm meine Bedenken zu. „Sag mal, könnte es hier Probleme geben, wenn die rausfinden das wir zusammen sind?"

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