15. Abbruch

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Auf dem Weg nach Hause sprechen wir nicht. Jonas Worte lassen mich nicht in Ruhe. Ich weiß er hat recht, ich habe einfach aufgehört, damit ich selbst zu sein. Ich lebe, ohne zu leben, vegetiere so vor mich hin, für was?

Es bringt nichts zurück, es heilt nicht, das habe ich ja gemerkt, es verändert einfach nichts. Drei Jahre verschissen mit einem Versteckspiel, das ich allein gespielt habe. Es tut weh, die Wahrheit so ins Gesicht zu bekommen, es tut weh, zu wissen das ich nicht ein Stück weit irgendetwas verarbeitet oder losgelassen habe. Es kotzt mich an, dass diese drei Jahre voll für den Arsch waren. War ich nicht immer der, der nach Lösungen gesucht hat, wenn es ein Problem gab? Warum konnte ich es nicht bei mir selbst?

Verdammt bin ich ein Esel! Nein ich bin ein verdammt arroganter Esel! Wenn ich mir überlege, wie oft ich Vermutungen über Jonas gemacht habe, weil ich dachte, er ist irgendwie eine arme Wurst, so wie er lebt. Ich hätte einfach nur mich selbst ansehen sollen! Denn genau die „arme Wurst" ist es, die sich die Zeit nimmt und mir zuhört. Jonas ist es, der mir unverblümt sagt, was für ein Trottel ich bin, nur mit anderen Worten.

Was zur Hölle soll ich jetzt nur machen? Wo fang ich an? Jonas hat gesagt mit meinen Gefühlen, aber was fühle ich denn? Es tut weh! Da ist ein Schmerz in mir, der mich lähmt. Aber ich kann nicht sagen, was die Ursache ist.

Ist es, weil ich mir selbst so viele Vorwürfe mache? Wenn ich doch noch länger durchgehalten hätte, bis nach der OP, was wäre passiert? Eine Möglichkeit wäre gewesen nach der Augen zu und durch Methode zu verfahren. Aber hätte ich das wirklich geschafft? Ich habe Alex weiß Gott unglaublich geliebt, tu es immer noch auf eine Art, aber wie lange hätte ich das Spiel spielen können?

Alex wäre es irgendwann aufgefallen, dass ich „Sie" ablehne. Oder besser ihre Neovagina. Sie hätte sich nicht mehr bei mir wohlgefühlt und ich nicht bei ihr - wir hätten uns getrennt. Aber das ist keine neue Erkenntnis.

Wäre ich in München geblieben und wir hätten einen freundschaftlichen Weg eingeschlagen, dann hätte sie oder ich vielleicht jemanden kennengelernt. Ich weiß nicht, ob uns das nicht viel mehr verletzt hätte. Oder Alex hätte vielleicht mitbekommen, was ich zur Verdrängung an den Wochenenden getrieben habe. Bei dem Gedanken schüttelt es mich. Ich will mir nicht ausmalen, wie sie sich damit gefühlt hätte. Andersherum wäre es nicht besser.

Der Schritt, zu gehen und den Kontakt komplett abzubrechen war hart. Für mich wie für sie, aber es war ein glatter Schnitt. Kein Schwelfeuer, dass immer wieder die Hoffnung anheizt, die es nie wirklich gab. Vielleicht hätte man es etwas besser lösen können, aber das ändert jetzt nichts mehr.

Im Hier und Jetzt leben, hat er gesagt. Was wäre, wenn, hilft nicht, das ist klar. Wenn ich der Daniel sein könnte, der ich war, was würde ich machen? Party? Aber der bin ich nicht mehr! Ich war damals 22 Jahre, heute bin ich 28. Meine Interessen haben sich verschoben. Wo wir schon beim Thema sind, was sind meine Interessen? Was begeistert mich denn? An der Frage bleibe ich hängen und finde keine Antwort.

Als wir in der Wohnung ankommen bin ich so verzweifelt eine Antwort auf meine Frage zu finden das ich sie Jonas stelle.

„Jonas? Ich habe keine Ahnung, was meine Interessen sind!", sage ich gequält und lasse mich auf die Couch fallen.

Er setzt sich neben mich und lässt Rüdiger aus dem Korb. „Na ich kann dir das auch nicht beantworten, aber ich weiß das du kochen kannst, gerne Rad fährst und nicht zu vergessen Carcassonne spielst. Aus deinen Erzählungen entnehme ich, dass du gerne Reisen unternommen hast und auch sonst leicht zu begeistern warst.

Ich finde, das ist schon mal eine ganze Menge. Wenn du auf der Suche nach etwas Neuem bist, sieh dich doch mal im Internet um, oder sieh in deinen Verlauf, wonach du gesucht hast, das gibt dir vielleicht auch eine Antwort. Und hör auf, dir so einen Druck zu machen! Du kannst nicht alles in wenigen Stunden umkrempeln. Aber es ist schön, zu sehen das du es versuchst!", ermuntert er mich.

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