Sie musste wohl oder übel nach dieser ganzen Misere in der Agentur Bescheid geben. Besser heute als morgen, denn wer weiß, vielleicht hatte sich Alan schon über sie und ihre launische Art beschwert. Sie verstand überhaupt nicht, warum er so reagiert hatte. Er war doch eigentlich immer so freundlich zu ihr gewesen, auch wenn es so schien, als würde sie auf ihn unscheinbar wirken, oder dass er sie gar übersah. Auf der einen Seite musste er sie nicht beachten, schließlich war sie nur eine Angestellte und letztendlich dafür da, die Termine für ihn und seinen Manager einzutragen. Das war mitunter sicher der Grund, warum er nicht mehr in ihr sah, als ein notwendiges Übel, welches anfallende Aufgaben erledigte. Seine Kollegen waren höher gestellt als sie, immerhin teilten sie dieselbe Leidenschaft und Passion zur Schauspielerei. Außerdem konnte sie intellektuell sicher nicht mit diesen ganzen Persönlichkeiten mithalten.
Mein Gott, eigentlich war sie ein Trottel gewesen. Warum hatte sie sich nur dazu hinreißen lassen? Weshalb zum Teufel hatte sie ihre Aussage über Mary gemacht? Alans Meinung von ihr musste mittlerweile unterirdische Ausmaße angenommen haben.
Rosalyn hatte schon einen längeren Weg hinter sich gelegt, da sie ihre Gedanken so eingenommen hatten. Inzwischen war sie vor einem „Café to go" angekommen. Rasch bestellte sie sich ihr Heißgetränk und wartete ungeduldig darauf, bis sie es durch das Fenster gereicht bekam. Währenddessen legte sie die Münzen auf die Ablage, damit sie sofort weitergehen konnte. Der heiße Kaffee wärmte ihre kalten Finger angenehm und der Spaziergang durch den verschneiten Park fühlte sich dadurch gleich gemütlicher an. Kleine Schneeflocken tanzten durch die kahlen Äste der alten, dicken Bäume, während sie ihren Weg nun langsamer fortsetzte.
Abermals begannen sich ihre Gedanken im Kreis zu drehen. Scheiße, was hatte sie nur getan. Wie sollte sie ihr unprofessionelles Verhalten vor ihrem Arbeitgeber rechtfertigen? Voller Angst und Selbstzweifel holte sie ihr Handy aus der Manteltasche hervor und rief bei ihrer Agentur an. Sie nahm sich die restlichen Tage dieser Woche frei, damit sie ihre Lage neu sortieren konnte. Ebenso bat sie um einen Termin, da sie über ihre weitere Zukunft in der Firma sprechen wollte. Sie mochte nicht über das Telefon solche schwerwiegenden Angelegenheiten besprechen. Als sie aufgelegt hatte und ihr Handy zurück in die Manteltasche schob, gönnte sie sich erst einmal einen großen Schluck des Kaffees, der mittlerweile eine trinkbare Temperatur angenommen hatte.
Je länger sie über die derzeitige Situation nachdachte, desto mehr wurde ihr bewusst, dass sie diesen Job nicht ihr ganzes Leben lang machen wollte. Sie hatte mit Alan Glück gehabt, vor ihm hatte sie einen Klienten betreut, der nicht so freundlich zu ihr war und wer weiß, welchen sie in Zukunft zugeteilt bekommen würde, falls sie die Firma nicht vor die Türe setzten würde. Rosalyn trank den letzten Schluck ihres Getränks in einem Zug aus und warf den leeren Becher in den nächsten Abfalleimer. Automatisch vergrub sie ihre Hände in den tiefen Seitentaschen und beschleunigte ihren Schritt, denn mittlerweile war ihr kalt geworden. Sie würde noch ein paar Lebensmittel einkaufen, damit sie die restliche Woche ihre Wohnung nicht mehr verlassen musste.
*
Alan trat erschöpft aus dem Londoner Gebäude und blickte in den Himmel hinauf, den er zwischen den riesigen Bauwerken erblicken konnte. Kleine Schneeflocken fielen auf seine grauen Haare, den bunten Schal und auf seinen schwarzen Mantel. Obwohl er ein äußerst positives Meeting hinter sich hatte, fühlte er sich leer und sein üblicher Tatendrang blieb aus. Er wusste nicht warum, aber die morgendliche Situation mit Rosalyn ließ ihm ebenso keine Ruhe. Eigentlich hätte er in ihrer Agentur anrufen sollen, jedoch wollte er lieber noch einmal versuchen, mit ihr zu reden. Inzwischen war sein Zorn verraucht und seine Gedanken wurden klarer. Vielleicht könnten sie eine gemeinsame Lösung finden. Eventuell könnte sie ihre Aufgaben auch in ihrem zu Hause erledigen, damit sie keinen Kontakt mehr mit Mary haben würde. Alan wurde bewusst, dass Rosalyn eigentlich recht hatte. Seine Frau hatte einen schwierigen Charakter und es war oft genug vorgekommen, dass sie seine Assistentin ohne jeglichen Grund anging, denn sie hatte sich nie etwas zu Schulden kommen lassen.
Er würde wohl um Rosalyn kämpfen müssen, wenn er sie weiterhin um sich haben wollte. Er fühlte sich bereit für diese Herausforderung. Er würde sich einen Schlachtplan überlegen, falls sie morgen nicht zur Arbeit erschien. Er würde sie auch in ihrer Wohnung aufsuchen. Er hatte vor, alle erforderlichen Wege einzuschlagen, damit sie ihm eine zweite Chance geben würde. Wenngleich es für Alan ein gewisses Risiko war, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen, so würde er es dennoch für seine Assistentin wagen. Sein Entschluss stand fest. Mit neuerlichem Elan trat er den Weg zu seinem geparkten Auto an und stieg ein. Bevor er aber nach Hause fahren würde, würde er dem überteuerten Einrichtungsgeschäft einen Besuch abstatten, damit er mehrere dieser hässlichen Tassen für Mary kaufen konnte. Wer weiß, vielleicht würde ihm auch noch einer dieser 200 Pfund teuren Becher aus Versehen aus den Händen rutschen, überlegte er böswillig.
*
Rosalyn war inzwischen in ihrer kleinen Wohnung angekommen und verräumte die wenigen Lebensmittel, die sie gekauft hatte. Sie war so lange in der Kälte unterwegs gewesen, sie brauchte unbedingt einen wärmenden Tee. Sofort füllte sie ihren Wasserkocher voll und schaltete diesen ein. Während sie darauf wartete, dass das Wasser zu kochen beginnen würde, nahm sie ihre Aktentasche zur Hand und leerte den Inhalt auf ihren Esstisch. Als sie die Zetteln sortierte, die sie achtlos hineingestopft hatte, fiel ihr auf, dass sie aus Versehen einen Brief, der für Alan bestimmt war, mitgenommen hatte. „So eine Scheiße!", schimpfte sie laut vor sich hin, „entweder schicke ich ihm das Teil oder ich werfe es in seinen Briefkasten, denn besser wäre es, wenn wir uns nicht mehr begegnen würden."
Vor sich hingrummelnd ließ Rosalyn die restlichen Papiere achtlos auf dem Tisch liegen, trat an ihren Schrank und holte eine große Porzellantasse hervor. Sie nahm einen Teebeutel der neu gekauften Sorte Ingwer - Orange heraus, hing ihn in die Tasse und goss das dampfende Wasser hinein. Zusammen mit dem heißen Getränk ging sie in ihr Wohnzimmer, um es sich dort gemütlich zu machen. Heute würde sie sich nicht mehr den Kopf über ihre Zukunft zerbrechen oder wie es mit ihr nun weiter gehen würde, dachte sie stur und schaltete den Fernseher ein, um sich abzulenken.
Ich möchte mich an dieser Stelle einmal recht herzlich für die Unterstützung bedanken und für die Sternchen die ihr bereits hinterlassen habt. ❤
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Verbotene Leidenschaft (Alan Rickman FF)
FanfictionRosalyn arbeitete nun schon fast zwei Jahre als Assistentin für Alan Rickman und hilft ihm dabei, seine Termine zu organisieren. Doch seit er durch Harry Potter weltweit berühmt geworden ist, überschlagen sich die Terminanfragen für verschiedene Auf...