Rosalyn fragte sich, ob Alan überhaupt die Wahrheit sagte oder ob er in Wirklichkeit beleidigt war, weil sie schlecht über seine Frau geredet hatte. Aber egal, was der wahre Grund war, sie würde es wahrscheinlich nie erfahren. Stur legte sie die Tüte zur Seite, sie wollte ebenso wenig eines dieser Croissants essen. Sollen sie doch vergammeln, überlegte sie mürrisch. Besser noch, wie würde ihm die Dinger vor die Haustüre knallen, mit samt seiner Schlüssel und dem vermaledeiten Brief, den sie in der eskalierenden Situation ganz vergessen hatte. Je länger sie über das vorangegangene Geschehnis nachdachte, desto klarer fiel ihr auf, wie schnell er aufgegeben hatte. Wahrscheinlich wollte er gar nicht, dass sie für die Arbeit wieder zurückkam, sonst hätte er sich doch mehr um sie bemüht, oder etwa nicht? Nachdem sie noch immer die Habseligkeiten von Alan bei sich hatte, stand ihr Entschluss fest. Sie würde jetzt zu ihm fahren und ihm alles übergeben, damit sie ihre Ruhe hatte.
Rosalyn saß mittlerweile im Bus. Eigentlich war die Situation äußerst lächerlich und sie verhielt sich kindisch. Hoffentlich war er wenigstens zu Hause, denn sie wollte nicht unbedingt dem alten Drachen begegnen. Endlich war der Bus an der richtigen Haltestelle angekommen. Ungeduldig stieg sie aus, ihre Schritte waren schneller als sonst, da sie das Zeug schnellstens loswerden wollte. Immerhin hatte sie den Schlüssel von ihm, den galt es nun loszuwerden, schließlich würde sie ihn nicht mehr brauchen. Ohne sich bemerkbar zu machen, ging sie wie immer in sein Haus. Eigentlich war ihre Handlung nicht in Ordnung, aber nun war es ohnehin zu spät, um umzukehren. Sie hoffte, dass er im Büro war, sonst könnte es recht unangenehm werden. Rosalyn wollte ihre Schuhe nicht ausziehen und streifte diese deshalb mehrmals an einer Fußmatte ab, damit sie nicht zu viel Schnee hineintragen würde. Als sie die Bürotüre öffnete, stand Alan gerade vor dem Schreibtisch und kramte in der Zettelablage herum. Er wirkte etwas verloren, doch als er sie bemerkte, wurde sein Blick hart. „Was machst du hier?", fragte er sie unfreundlich.
„Was ich hier mache? Ich habe aus Versehen einen Brief von dir mitgenommen, den bringe ich dir zurück. Deine lausigen Croissants kannst du wieder haben, ich esse sie nicht und bevor ich es vergesse, deinen Haustürschlüssel bekommst du auch wieder!", rief sie ihm aufgebracht entgegen. Der angestaute Frust, der sich über die Zeit gebildet hatte, löste sich nun. Alles zusammen warf sie auf seinen Schreibtisch, der schwere Anhänger des Schlüssels machte ein lautes Geräusch, welches mahnend im Raum hing und die heikle Situation unterstrich.
Alan trat in einer Kurzschlussreaktion direkt vor Rosalyn und packte mit beiden Händen ihren Mantelkragen. „Du bist unverschämt und frech", knurrte er und seine braunen Augen schienen Funken zu sprühen.
Überrascht über seine schnelle Handlung, verlor sie das Gleichgewicht und fiel gegen seine Brust, doch sie stabilisierte sich wieder. „Ach, lass mich in Ruhe, ich kann sein wie ich will", zischte sie in Richtung Alan und funkelte ihn ebenso böse an. Sie stand ihm so unangebracht nahe, dass sie sein sinnliches Parfum riechen konnte.
„Wir kennen uns schon länger", raunte er ihr zu, „doch heute bist du mir ein Rätsel. Nie warst du so zu mir, warum jetzt?", fragte er und sah auf ihre Lippen, die so einladend aussahen. Seine Hormone begannen in ihrer Nähe verrückt zu spielen und am liebsten hätte er ihren vorlauten Mund geküsst. „Rosalyn, du schuldest mir eine Antwort", gab er fordernd von sich und schluckte schwer. Sein Blick glitt über ihr attraktives Gesicht.
Der Abstand zwischen ihnen beiden war so gering, am liebsten wäre sie ganz an Alan herangetreten. „Ich bin immer noch der Meinung, dass es besser ist, wenn wir uns nicht mehr sehen", beharrte sie auf ihrem Standpunkt und verlor sich weiterhin in seinen Augen.
„Erklär es mir endlich!", sagt er schroff zu ihr, „ich möchte jetzt sofort wissen, warum du unsere lange Arbeitsbeziehung hinschmeißt. Rosalyn, verstehe mich nicht falsch, aber wenn du mich nicht mehr willst, ich laufe dir nicht hinterher, aber es würde mir leidtun, wenn wir nicht mehr zusammenarbeiten."
Enttäuscht lauschte sie Alans Worten. Natürlich würde er ihr nicht hinterherlaufen, das war von Anfang an klar gewesen, sonst wäre er von ihrem zu Hause nicht sofort abgehauen. „Ich weiß nicht, eventuell können wir deinen Vorschlag versuchen und ich arbeite von meiner Wohnung aus für dich, vielleicht wäre das für alle Beteiligten besser", meinte sie nun kleinlaut und versuchte von ihm wegzukommen, doch er hielt noch immer ihren Mantelkragen fest.
„Ich würde alles für dich tun", rutschte es aus ihm heraus, was er sofort bereute, immerhin hatte er sich jetzt angreifbar gemacht. „Ich habe heute schon mit meinem Manager gesprochen, so ehrlich will ich zu dir sein. Schließlich habe ich mir nach unserem Gespräch gedacht, dass die Arbeitsbeziehung ohnehin zwischen uns nichts mehr wird."
Zwischen uns nichts mehr wird, dachte Rosalyn sarkastisch. Wo nichts ist, kann auch nichts werden, überlegte sie verbittert. Am liebsten hätte sie ihn geküsst, sie hätte sich nur nach vor beugen müssen, um seine Lippen zu erreichen. „Ich habe mir bis zum Wochenende Urlaub genommen. Ich denke es wäre das Beste, wenn du dir die neue Assistentin ansiehst und danach entscheidest, wie du es in Zukunft haben möchtest. Am Montag, bevor ich meinen Termin in der Agentur habe, könnten wir telefonieren und du gibst mir Bescheid, wie du es dir vorstellen kannst. Ich gehe jetzt besser", meinte sie zu ihm und trat einen großen Schritt zurück, somit musste er endlich ihren Mantel loslassen.
Alan ließ ihren Mantelkragen widerwillig los, der Verlust ihrer Nähe wurde ihm sofort bewusst. „Klingt vernünftig", sagte er nur darauf und setzte sich auf den Schreibtischrand. Ohne dass er es bemerkte, war seine Assistentin verschwunden. Warum störte ihn dieses Abkommen? Sie war immer sein Ruhepol gewesen, er war froh, wenn er sie nach einem anstrengenden Tag sah und mit ihr wenigstens ein paar Worte wechseln konnte. Er konnte es nicht zulassen, dass sie ganz aus seinem Leben verschwand. Als er so über seine Gedanken nachdachte, wurde ihm bewusst, dass er für sie mehr empfand, als ihm bis jetzt aufgefallen war.
Mittlerweile war Rosalyn zu Hause angekommen. Völlig erledigt fuhr sie mit den Fingern durch ihre Haare und sinnierte über das heute Geschehene. Warum hatte sie nicht gleich abgelehnt, jetzt war wieder alles offen. Aber sie hatte es nicht geschafft, sie wusste genau, dass sie den Schauspieler in ihrer Nähe brauchte.
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Verbotene Leidenschaft (Alan Rickman FF)
Fiksi PenggemarRosalyn arbeitete nun schon fast zwei Jahre als Assistentin für Alan Rickman und hilft ihm dabei, seine Termine zu organisieren. Doch seit er durch Harry Potter weltweit berühmt geworden ist, überschlagen sich die Terminanfragen für verschiedene Auf...