Kapitel 21

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Als Alan das Telefongespräch mit seiner Assistentin beendete, hatte er ein mulmiges Gefühl

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Als Alan das Telefongespräch mit seiner Assistentin beendete, hatte er ein mulmiges Gefühl. Sie wirkte so ruhig und sachlich, erzählte ihm nur, dass sie es hinbekommen hatte seine Termine für diesen Freitag zu ändern. Etwas stimmte nicht. Auch wenn sie die letzten Tage nicht besonders gut aufeinander zu sprechen gewesen waren, er kannte sie bereits lange genug um zu beurteilen, dass sie irgendetwas bedrückte. Er ging unruhig am Set auf und ab, er hatte noch Zeit, bis er am Drehort benötigt wurde. Alan schritt durch die Halle, um sich einen Kaffee zu organisieren. Abermals dachte er an seine baldige Parisreise. Der Zeitpunkt konnte nicht schlechter sein, am liebsten wäre er gar nicht erst gefahren, die Versöhnung mit seiner Ehefrau würde sowieso wenn überhaupt, nur von kurzer Dauer sein. Seiner Meinung nach hatten sie als Ehepaar versagt, oder machte er es sich jetzt zu einfach? Nur weil er wusste, dass Rosalyn ebenso etwas für ihn empfand, sogar ihre Liebe zu ihm gestanden hatte? Er hatte in der letzten Nacht fast kein Auge zugetan, da er ständig an seine Assistentin gedacht hatte. Sein Leben, so schien es, nahm gerade eine rasante Wendung und er dachte nach, was er für seine weitere Zukunft wollte. Eine Scheidung von Mary kam ihm immer öfter in den Sinn. Er spielte verschiedene Szenarien in seinem Inneren durch, um sich vorzustellen, wie seine jeweiligen Entscheidungen sein künftiges Leben beeinflussen würden. Ständig endeten seine Gedanken bei einer Trennung von seiner früheren Jugendliebe. Selbst wenn er danach alleine bleiben würde, er hätte wenigstens seinen Frieden. Er hatte die ewigen Streitereien so satt und die Oberflächlichkeit seiner Ehefrau ertrug er nicht länger. Inzwischen ging es Mary nur noch um ihren Status und teure Einkäufe, nicht mehr um die Liebe zueinander. Selbstverständlich hatte er in ihrer Ehe ebenso Fehler begangen, das stand außer Frage.

Mittlerweile war er beim Kaffeeautomaten angekommen und wartete, bis er an der Reihe war. Das Geschnatter und Getratsche der Menschen um sich herum nahm er heute überhaupt nicht wahr, so versunken war er in seinen Gedanken. Noch hätte er ein paar Tage, um sich gegen die Reise zu entscheiden. Er könnte seiner Frau anbieten, mit ihrer besten Freundin zu fliegen. Die beiden trafen sich in letzter Zeit noch häufiger als sonst. In Wahrheit wäre es Mary wahrscheinlich lieber, mit ihr zu fahren, da er sich nicht für stundenlanges Shopping interessierte.

Alans Gedanken wurden unterbrochen, als er für den Dreh der nächsten Harry Potter Szene aufgerufen wurde. Seinen lauwarmen Kaffee ließ er stehen, da ihm die Lust darauf vergangen war.

*

Rosalyn saß am Abend zufrieden an ihrem Schreibtisch und drehte ihren Computer ab. Sie hatte ihr Pensum für heute gut geschafft und alles erledigt, was sie wollte. Zum Glück konnte sie die Freitagstermine von Alan auf einen anderen Zeitpunkt verschieben. Zusätzliche Treffen und Anfragen für Projekte waren im Laufe des Tages hinzugekommen. Einen kurzfristig angesetzten Besichtigungstermin für eine Wohnung hatte sie auch noch ergattern können. Alles war heute zu ihrer Zufriedenheit gelaufen. Einen einzigen Punkt hatte sie tagsüber komplett ausgeblendet, damit sie sich auf das Tagesgeschehen konzentrieren konnte. Sie musste sich bald um eine neue Arbeitsstelle kümmern.

Mit einer frischen Tasse Tee und ihrem Handy nahm sie platz auf ihrem kleinen Sofa. Nachdem sie ein paar Schlucke getrunken hatte, sah sie durch die Werbebilder der neu gebauten Wohnungen in Andover, in der Grafschaft Hampshire. Die Fahrzeit mit dem Auto würde von London aus circa zwei Stunden betragen. Da sie aber keines besaß, hatte sie vor, mit dem Zug zu fahren. Eine Bahnfahrt dauerte nur etwas über sechzig Minuten. Rosalyn wollte sich dort ein neues Leben aufbauen, abseits von London. Sie hatte genug von der Großstadt und räumlicher Abstand von Alan wäre ebenso gut für sie. Kurze Zeit später suchte sie nach Stellenanzeigen in dieser Gegend. Sie war nicht wählerisch. Hauptsache sie würde so viel Geld verdienen, dass es zum Dasein reichte. Egal ob als Kellnerin in einem kleinen Café oder Angestellte in einem Büro. Nach einiger Zeit des Suchens überkam sie eine tiefe Traurigkeit und das Gefühl, in ihrem Leben versagt zu haben. Sie konnte sich noch hundert Mal einreden, dass sie es immer so gewollt hatte. Irgendwie wirkte das Ganze wie ein gewaltiger Rückschritt. Eine billigere Wohnung und keinen Job zu haben, klangen nicht gerade nach einer Weiterentwicklung. Die Zusammenarbeit mit Alan würde sie ebenso vermissen.

„Reiß dich zusammen!", tadelte sich Rosalyn selbst, um nicht komplett in Selbstmitleid zu versinken. „Das ist doch genau, was du immer wolltest", versuchte sie sich einzureden. Sie würde den Tag für heute als beendet erklären, es gab nichts mehr für sie zu tun. Sie würde die nächsten Tage abwarten und sich weitere Gedanken über ihre Zukunft vor Ort in Andover machen. Sollte ihr die Gegend absolut nicht gefallen, könnte sie noch immer eine Planänderung in Erwägung ziehen, auch wenn die Zeit bereits drängte.

*

Inzwischen war es Freitag geworden, die letzten Tage waren wie im Flug vergangen. Am späteren Vormittag stieg Rosalyn in der Londoner Waterloo Station in den Zug Richtung Andover ein. Sie hatte eine Direktverbindung genommen, damit sie die Zugfahrt besser genießen konnte, ohne auf einen Umstieg achten zu müssen. Eigentlich wäre für sie ein normaler Arbeitstag, aber nachdem Alan sowieso nach Paris flog, viel es nicht auf, dass sie ihre Arbeitsstunden aufteilte. Sie war heute schon besonders früh aufgestanden, um einiges zu organisieren. Den Rest würde sie am Abend erledigen, wenn sie wieder zu Hause war.

Die Landschaft zog vor dem Fenster vorbei, doch Rosalyn bekam nicht wirklich etwas davon mit. Sie hatte in den letzten Tagen nur das Notwendigste mit Alan am Telefon besprochen. Seit dem Abend im Restaurant hatten sie sich nicht mehr gesehen, was nach ihrem Liebesgeständnis wahrscheinlich klüger gewesen war. Sie versuchte gar nicht erst an ihn zu denken. Vor allem nicht an das Wochenende, welches er mit seiner Frau in Frankreich verbringen würde. Rosalyn hatte aus dem Gespräch mit Alan herausgehört, dass es in diesem Urlaub um die gemeinsame Zukunft als Ehepaar ging. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie eine Versöhnung zwischen den beiden aussehen könnte. Eventuell würden sie bei der exklusiven Champagnerverkostung zueinanderfinden oder vielleicht bei einem guten Essen in einem edlen Restaurant, ein Kuss vor dem Eiffelturm, es wären genug Möglichkeiten in der Stadt der Liebe vorhanden. Eifersucht wollte sie erst gar nicht aufkommen lassen, dazu hatte sie noch kein Recht.

Ihre angespannten Gedanken fanden ein jähes Ende, als eine Zugdurchsage die Ankunft am Bahnhof von Andover verkündete.

Ihre angespannten Gedanken fanden ein jähes Ende, als eine Zugdurchsage die Ankunft am Bahnhof von Andover verkündete

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Verbotene Leidenschaft (Alan Rickman FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt