Kapitel 2

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Kensis Sicht:

Deeks und ich gehen zum Hotelrestaurant. Es ist nicht umwerfend aber ich bin sowieso so fertig, dass ich kaum was runterkriege. Deeks scheint es zu merken. „Wo ist denn meine Kensi, die wie ein Scheunendrescher futtern kann?", fragt er. Manchmal finde ich es echt süß, dass er so auf mich achtet, aber heute nervt es. Ich will nicht erklären müssen, was mit mir los ist, also sage ich nur: „Ich weiß nicht, irgendwie schmeckt das komisch." Und das ist nicht mal gelogen. Das Essen schmeckt komisch. „Ja meins auch", Deeks lächelt mich etwas mitleidig an. „Wollen wir noch in die Bar?" „Von mir aus" Ich bin nicht begeistert, aber ich will nicht dass er noch misstrauischer wird. Wir setzen uns an die Theke und er bestellt für uns irgendwas Alkoholisches und das ist keine gute Idee. Ich bekomme höllische Kopfschmerzen. „Ich geh hoch", murmele ich. Er lächelt. „Klar Sweetie. Ich komm auch gleich." Ich bin so fertig, dass ich noch nicht mal den Nerv habe, die Augen wegen dem blöden Spitznamen zu verdrehen. Ich fahre mit dem Aufzug nach oben, gehe zum Zimmer, streiche Monty über den Kopf, ziehe mich um und lasse mich ins Bett fallen. Ich schlafe sehr schnell ein, irgendwann geht die Tür und Deeks kommt rein. Zum Glück merkt er nicht dass ich wach bin und ich bin auch sehr schnell wieder weg.

Deeks Sicht:

Als ich aus der Bar komme, wacht Kensi ganz kurz auf, ich tue aber so als hätte ich es nicht bemerkt.  Ich frage mich, was mit ihr los ist... Naja, wenn sie drüber reden wollen würde, würde sie schon was sagen. Bzw. würde sie nicht, sie würde wahrscheinlich ihre Sorgen lieber in sich reinfressen als mit jemandem darüber zu reden. Irgendwann schlafe ich ein. Mitten in der Nacht wache ich wieder auf. Zuerst weiß ich nicht was mich geweckt hat, dann höre ich ein leises Schluchzen aus Kensis Bett. Nach langer Diskussion haben wir uns für ein Doppelzimmer mit Einzelbetten entschieden. Das Weinen klingt, als ob sie um jeden Preis vermeiden wollte, dass ich höre dass sie weint. Ich kämpfe eine Weile mit mir, dann tapse ich müde zu ihrem Bett. „Kens?" Ein Schniefen. „Was ist los Sweetheart?" Wieder ein Schniefen. Ich setze mich vorsichtig auf ihre Bettkante und streichele ihr ganz vorsichtig über den Rücken. „Willst du reden?" Sie schaut mich aus verquollenen Augen an, dann setzt sie sich zu mir auf die Bettkante. „Heute vor zehn Jahren habe ich meinen Dad gefunden. Tot." „Jetzt weiß ich warum es dir den ganzen Tag so dreckig ging" Sie nickt, ich nehme sie in den Arm und sie fängt wieder an zu weinen. Ich streichele ihr vorsichtig über die Haare. Irgendwann hat sie sich wieder beruhigt. „Kannst du jetzt wieder schlafen?", frage ich leise. Sie nickt, ich stehe auf und will gerade wieder zu meinem Bett gehen, als Kensi mich am Handgelenk festhält. „Kannst du hierbleiben?", fragt sie ganz leise. Ich muss lächeln. „Klar" Ich lege mich zu ihr unter die Bettdecke und nehme sie in den Arm. Einmal mehr fällt mir auf, wie gut sie riecht. Ihre Haare riechen nach Lavendel und sie hat einen speziellen Eigengeruch, den ich als Sonnenscheingeruch bezeichnen würde. Mir fällt auf, dass der Geruch nach Schießpulver, der sonst auch typisch für sie ist, fehlt. Der ist wahrscheinlich Berufsbedingt.

Kensis Sicht:

Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich zuerst verwirrt. Ich liege auf einer harten Matratze in einem Zimmer das ich nicht kenne in irgendjemandes Arme. Langsam dämmert mir, was war: Ich bin mit Deeks beim snowboarden in einem kleinen Pistenhotel, gestern Nacht ging es mir mies und er hat mich getröstet und ich habe ihn gebeten bei mir zu bleiben. Als mein Blick auf den Wecker fällt, erschrecke ich. „Deeks!", flüstere ich. Er blinzelt mit den seinen wunderschönen blauen Augen. „Kens? Was ist los?" Er schaut so verwirrt, dass ich lachen muss. „Wir sollten aufstehen. Wir sind spät dran. Ich dachte du wolltest einen Wecker stellen." „Zu viele Informationen", murmelt er und klatscht sich ein Kissen auf den Kopf. Das mag ich an ihm nicht: Er ist so ein verdammter Morgenmuffel. „Hallo!" Ich reiße ihm das Kissen weg. „Deeks wir sind zum snowboarden und nicht zum lang schlafen hier" „Reg dich ab Kenselina. Ich komm gleich", murmelt er. „Nein du stehst JETZT auf und gehst duschen" Ich kenne das. Wenn ich jetzt duschen gehen würde, würde er sich umdrehen und weiterpennen. Er ächzt, dann steht er doch tatsächlich auf. Ich applaudiere, er grinst und schlurft in Richtung Badezimmer. „Pass auf dass du in der Dusche nicht einschläfst!", rufe ich ihm hinterher. Er grunzt und schließt die Badezimmertür hinter sich. In dem Moment höre ich ein Winseln hinter mir und Monty springt vom Boden auf mein Bett, Ich kraule ihm den Kopf, bis Deeks in ein Handtuch gewickelt und immer noch gähnend aus dem Bad kommt. Ich stehe auf, schnappe mir meine Klamotten und ein Handtuch (Ich habe nämlich nicht vor, mich vor Deeks anzuziehen) und gehe auch ins Bad. Ich dusche kurz, föhne mir die Haare, was deutlich länger dauert als das duschen und ziehe mir die widerliche lange Skiunterhose an, Jeans drüber, T-Shirt, Pullover. Strümpfe. Dann gehen wir zum Frühstück. Das Buffet ist, genau wie das Restaurant, mittelmäßig, aber es reicht um satt zu werden. Dann machen wir uns noch Sandwiches zum mitnehmen und dann können wir endlich losfahren. Deeks fährt ziemlich schnell, sodass wir sozusagen die ersten auf der Piste sind. Der Schnee ist Wahnsinn, aber ich bin schon ewig nicht mehr gefahren. „Können wir erstmal was leichtes fahren?", frage ich. „Klar", Deeks wirkt leicht genervt. „Wenn du nicht willst kann ich auch allein fahren und dann treffen wir uns am Lift wieder", wende ich schnell ein. „Ähm nein das passt schon", sagt er obwohl ich sehe und höre dass es ihm schwer fällt. „Nein Nein Deeks spiel jetzt nicht den Ich-kann-Kensi-nicht-allein-lassen-dafür-stelle-ich-meine-Bedürfnisse-hinten-an-Helden. Bitte ich bin nicht mehr 7 ½ und ich kann allein fahren." „Na dann treffen wir uns nach der Abfahrt wieder am Lift OK?" „Ja ist gut" Ich fahre nach rechts, Deeks nach links. Die ersten Meter rutsche ich irgendwie nach unten, dann gelingen mir die ersten Kurven, das letzte Stück schaffe ich sogar richtig elegant. Okay ich glaube jetzt kann ich wieder mit Deeks fahren. Er wartet an der Liftstation auf mich. „Können wir wieder zusammen fahren, Süße?" Ich verdrehe die Augen, dann muss ich doch lächeln. „Ja ich bin wieder drin. Wo wollen wir als nächstes hin?" „Ähm vielleicht könnten wir in den Funpark?" „Also...", sage ich ausweichenden. „Also das traue ich mir noch nicht zu"  Er nickt. „Du musst ja nicht Funpark fahren. Daneben gibt es ja noch eine Piste." „Ist gut." Dann grinse ich. „Soll ich dir zujubeln?" „Von mir aus gerne" Jetzt grinst er auch. Wir fahren mit dem Lift nach oben, während der Fahrt reden wir über alles Mögliche, vermeiden aber tunlichst, das mit uns gestern Nacht zu erwähnen. Ich habe kein Bedürfnis, darüber zu reden und wenn er darüber reden will, soll er gefälligst den ersten Schritt machen. Finde ich zumindest. Kann sein dass er das anders sieht, aber das ist nicht mein Problem. Also eigentlich ist es schon mein Problem, aber ich habe keine Lust mich jetzt gerade damit zu befassen. Ich will einfach snowboarden und nicht darüber nachdenken, wie eng wir gestern Nacht gekuschelt haben. Irgendwie hat es sich schon immer falsch angefühlt, in Deeks verliebt zu sein, ich meine er ist mein Partner, aber im Moment, wo wir einfach nur als Freunde hier sind, fühlt es sich besonders falsch an. „Okay dann fährst du Funpark und ich fahre auf der Piste nebenher." „Ja passt" Er streckt seinen behandschuhten Daumen nach oben, dann fahren wir los. Als wir bei dem Funpark ankommen, beschliesse ich, dass ich mir die kleinen Schanzen doch zutraue. Ich muss ja keine Trickschanzen oder diese 5-Meter-Dinger fahren, aber die kleinen  Hügel sind OK. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass Deeks auch nur die kleinen Schanzen oder maximal die kleinen Trickschanzen fahren würde, aber er steuert zielstrebig auf den Schwunghügel für die ganz großen Schanzen zu. WOW ich hätte nicht gedacht, dass er so gut fährt. Ich meine, ich wusste dass er gut fährt aber hätte nicht gedacht dass er so gut fährt. Ich sehe ihm dabei zu, wie er oben Schwung nimmt, dann Schanze hoch rast, springt, fliegt, und wieder unten aufsetzt. Bevor er zur nächsten Schanze fährt, hüpfe ich die kleinen Hügelchen nach unten und komme mir dabei unsagbar doof vor. Als wir beide ungefähr gleichzeitig wieder unten am Lift ankommen, sage ich zu ihm: „Das war echt cool."


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