Die Erfinderin

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Josuke strich sich sein glattes Haar in die richtige Position. Dann sah er etwas ängstlich zu seinem kleineren Kumpel Koichi herunter.
《Vielleicht hätte ich Jotaro direkt im Krankenhaus besuchen sollen und seinen Arm heilen. Es ist ja schließlich gleich gegenüber vom Hotel...》
Koichi schüttelte seinen Kopf und deutete auf die Klingel am Waisenhaus der Stroheim-Familie.
《Sei nicht albern!
Jotaro hat doch gesagt, dass DU Frau von Stroheim besuchen sollst. Schließlich war dein Vater ja mit ihrem Bruder befreundet.
Und denk daran, auch die Enkeltochter zu befragen. Die ganze Entführung war sehr merkwürdig!》

Wie ein alberner Gockel streckte sich der Japaner in die Höhe und zappelte herum, obwohl er ein erwachsener Mann und in Morioh ein bekannter Arzt war.
《Und wozu bist du dann mitgekommen? Ich kenne diese Leute doch gar nicht!》

Shizuka hatte sich hinter Josuke vorbeigeschlichen und die Klingel betätigt.
《Jungs!
Wenn ihr zu feige seit, dann mache ich das. Ich war schließlich schon mal hier und Frau von Stroheim kennt mich.》

Erleichtert atmete Josuke aus und legte seine Hand auf den Kopf seiner Stiefschwester. 《Vielen Dank, Shizi!》
Sein Blick wanderte zu Darif herüber.
Da Gen und Jotaro noch im Krankenhaus waren, hatte Lilithian Darif mit Shizuka losgeschickt, um den Fall im Auge zu behalten. Sie selber war bei ihrem Mann geblieben, aber weil der Fall sie interessierte, sollte Darif alles für sie aufschnappen.

Die Tür öffnete sich und dieses mal sah Frau von Stroheim auch viel besser aus. Sie strahlte förmlich und schien von neuem Lebensglück durchströmt zu sein.
《Guten Tag!
Oh? Wir kennen uns. Du bist doch das Mädchen, dass gestern mit Herrn Kujo hier gewesen ist, nicht wahr?
So eine tolle Überraschung.》

Die Besucher traten ins Haus ein.
Shizuka warf ihrem Bruder auffordernde Blicke zu, aber Josuke zögerte es so weit wie möglich nach hinten hinaus. Dann trat das Mädchen ihm kräftig auf den Fuß und boxte ihm in die Seite. 《Aua!》
Frau von Stroheim drehte sich um.
《Haben Sie was gesagt?》
Josuke spürte den heißen Blick seiner Schwester und nickte.
《Ahm... ja!
Ich wollte wissen, wie es Ihnen geht und wie genau Ihre Enkelin zurückgekommen ist!》

Während sich die Erwachsenen unterhielten, bemerkten Shizuka und Darif Bewegungen im Hausflur.
Oben auf der Treppe, die in den ersten Stock führte, hockte ein Mädchen ungefähr im selben Alter wie die beiden.
Sie trug einen roten Overall und Arbeitshandschuhe. In ihren braunen Haaren waren Schrauben, Drähte und sogar ein Schraubenzieher eingestickt worden.
Mit großen Augen beobachteten sich die Kinder gegenseitig.
《PSSSSSSSST!
Ihr beide! Wollt ihr in mein Zimmer kommen? Ich muss meine neuste Erfindung ausprobieren!》

Darif und Shizuka nickten und ließen Koichi mit Josuke und Frau von Stroheim alleine unten zurück.
Das Mädchen mit dem Schrott im Haar klatschte überglücklich in die Hände. Sie reichte beiden ihre Hände.
Ein wenig angewidert ergriff Darif die Hand des Mädchens, da der Handschuhe voller Maschinenöl war.
《Hallo! Mein Name ist Roxanne!
Normalerweise ist das Waisenhaus belebter. Aber nach meinem letzten Experiment, hat meine Oma die anderen Kinder von mir isoliert.
Als ob ich nochmal das Haus sprengen würde. Haha!》

Der Grauhaarige blieb stehen.
《Hast du denn das Haus schon mal gesprengt?》
Roxanne drehte sich um.
《Aber nur einmal! Ich habe zu viel Wasserstoff benutzt.
Mein neustes Projekt ist ein Toaster! Ich habe ihn selbst gebaut! Das ist so cool! Ihr müsst es einfach sehen!
Und wollt ihr noch eine Geschichte hören? Klar, wollt ihr die Geschichte hören!
Ich brauchte noch ein spezielles Bauteil! Also habe ich mich zum Industrieviertel aufgemacht und eines besorgt! Meine Oma mag es aber mehr, wenn ich mehr bin, wie andere Kinder in meinem Alter. Also habe ich sie belogen und gesagt, ich würde zu einer Party gehen.
Das nächste werdet ihr mir aber kaum glauben!
Nachdem ist das Teil bekommen habe, bin ich wirklich mal zur Party gucken gegangen. Die anderen Mädchen meinten jedoch, ich würde wie ein Auto nach Benzin stinken!
Und als ich gehen wollte, hat mich der DJ angesprochen. Wollte mich wohl trösten. UND SCHWUPS, PENG!
Da war ich entführt!
Ich kann mich an nichts weiter erinnern!
Aber ist das nicht supercool?》

Roxanne hatte die Augen wie eine Psychopathin weit aufgerissen und wartete darauf, dass ihre Pointe ankam. Darif und Shizuka blieben ruhig und nickten nur.
Die Erfinderin ließ ihr Gesicht unverändert und glitt schon fast geräuschlos in ihr Zimmer hinein.
Der Boden und die Wände waren hier schwarz, wie nach einem Feuer, oder einem Unfall mit Säure.

《Und das ist mein Meisterwerk! Ein Toaster!
Er kann alles, was ein Toaster kann!
Nur noch viel besser!》
Ihr Zimmer sah aus wie eine Werkstatt. Auf dem Boden in der Mitte stand ein glänzender, roter Toaster.

Shizuka ging einen Schritt auf das Küchengerät zu. 《Und... was kann er?》
Roxanne grinste, bis ihr Speichel aus dem Mund floss.
《Toasten!》
Darif fühlte sich unwohl in der Nähe des merkwürdigen Mädchens.
《Aber kann das nicht... nun ja... jeder Toaster?》

Das Mädchen bemerkte nicht, dass ihr Speichel aus dem Mund floss.
《Ja! Genial, oder?
Ich habe einen Toaster gebaut.
Aber das Beste kommt noch! Seht zu und staunt! Bei einem anderen Experiment habe ich gelernt, wie ich Maschinen noch besser machen kann!
Es ist wie die Kirsche auf einer Torte!》

Verdrossen kreuzte der Junge seine Arme über der Brust.
《Eigentlich sind wir hier, um zu erfahren, was genau bei deiner Entführung passiert ist...》
Roxanne von Stroheim juckte sich nicht für die Interessen von Shizuka und Darif.
Stattdessen ließ sie aus dem Nichts einen hochmodernen Motor erscheinen und setzte diesen an der Seite dem Toaster zu.
《Ich habe doch gesagt, ich kann mich nicht erinnern.
ABER JETZT SEHT HER!
DEUTSCHE WISSENSCHAFT!!!
ICH NENNE DIESEN MOTOR A.B.B.A!!!!》

Aus dem Motor schossen leuchtende Kabel und hüllten den Toaster komplett ein.
Plötzlich wuchsen dem Küchengerät Beine aus Metallteilen, ein Arm mit einer Kettensäge und ein weiterer Arm mit einem ganzen Flammenwerfer.
Die Maschine drehte sich Darif und Shizuka zu.
Die Kettensäge aktivierte sich und verfehlte gefährlich nahe die beiden Besucher.
Roxanne schrie vor Freude.
《JAAAAAAA!!!!
SEHT EUCH DAS AN!!!!
DEUTSCHE WISSENSCHAFT IST DIE BESTE AUF DER WELT!!!!》

Bevor die Kettensäge nochmal Darifs Hals verfehlte und in der Wand stecken blieb, deutete Shizuka auf den Motor.
《Das ist ein Stand!》

Der wild gewordene Toaster wollte nun auf Shizuka einen Flammenstrahl abschießen, doch sie verschwand rechtzeitig.
Da die Maschine soeben kein anderes Opfer mehr entdeckte, außer Darif, richtete sich der Flammenwerfer auf den Jungen!

In diesem Moment tauchte Shizuka hinter dem Toaster auf und riss zusammen mit Achtung Baby den Motorenstand aus dem Toaster heraus.
Das Küchengerät war augenblicklich wieder ein normaler Toaster, ohne Mordabsichten.
Enttäuscht schaute Roxanne auf ihr Experiment.
Shizuka reichte ihr den Motor.
《Das ist ein Stand!
Woher? Wie?
Wenn man einen Stand nicht richtig kontrolliert, kann es gefährlich werden!》

Die Enkeltochter von Frau von Stroheim zuckte mit den Schultern.
《War eh nur ein blöder Toaster. Nächstes Mal mache ich etwas GRÖßERES!》
Der Motorenstand verschwand.
《Von heute auf morgen war dieser Motor einfach da.
Ich nenne ihn A.B.B.A!
Er macht einfach jede Maschine besser!
Wie fandet ihr mein Projekt?
Und warum leuchtet dein Bein?
Das habe ich mich die ganze Zeit schon gefragt. Darf ich das mal aufschneiden, um zu gucken, ob die Knochen oder die Muskeln leuchten?》

Darif und Shizuka schwiegen.
Das Mädchen vor ihnen war eindeutig verrückt, aber gutherzig. Auch wenn sie sie beide beinahe umgebracht hätte...

To be continued

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