Das Netz der Spinne (3)

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Darif lief so schnell er konnte durch den Gang. An beiden Seiten waren jeweils alte Ausstellungsstücke verteilt, doch für diese hatte er keinen Blick übrig.
Er wollte nur den Pfeil finden und von der unheimlichen Frau weg!
Natürlich war sie im Recht, schließlich war sie Nachtwächterin hier und musste auf das Gebäude und die wertvollen Dinge darin aufpassen. Aber gleichzeitig hatte der momentane Besitzer des Pfeils Fälschungen für viel Geld verkauft!
Und wenn es stimmte, was Jotaro und Josuke gesagt haben, dann war der Pfeil mehr als gefährlich in den falschen Händen!

An einer alten Statue in einem Glaskasten bog Darif ab und stolperte dabei. Quer über den Gang war fast unmerklich ein Draht gespannt!
Der Junge flog auf seine Knie und riss sich dabei die Beine blutig, als er über den Boden rutschte.
Ein genauerer Blick auf die Stolperfalle ließ ihn jedoch erkennen, dass es keineswegs ein Drahtseil war!
Es war ein dicker Faden aus Spinnenseide!

Ungläubig rappelte sich der grauhaarige Junge auf und folgte aus Neugier der Seide.
Keine Spinne auf der Welt war so groß, dass sie solch einen dicken Faden spinnen könnte!
Fasziniert berührte er den Faden und sah, wie sich die Berührung in Form von Schwingungen ausbreitete!
Der Faden war über den Boden gespannt und bildete mit vielen weiteren Fäden, die Darif erst jetzt wahrnahm, ein komplexes Gebilde!
Die Schwingung ging von einem Faden zum nächsten über und verschwand dann aus dem Blickfeld.

Das ganze Museum musste durch dieses Spinnennetz durchzogen sein!
Aber wenn dies der Fall war, woher stammte dann die Seide?

Darif kam ein erschreckender Gedanke! Die Nachtwächterin hatte auf die kleine Spinne und sein Bein reagiert!
Dass sie eine Stand-Masterin war, war klar. Aber ihr genauer Stand war allen unbekannt!
Eventuell konnte sie ja die kleinen Spinnen befehligen!

Sein Blick landete wieder auf dem Faden.
Er schien nicht von verschiedenen Spinnen zu stammen.
Ein noch viel erschreckenderer Gedanke flammte in seinem Kopf auf!
Was, wenn die Nachtwächterin die Fäden selbst gesponnen hatte?
Was, wenn ihr Stand ihr Spinnenkräfte verlieh?

Darif drehte sich um.
Das ganze Denken und Überlegen führt doch zu nichts!
Er musste den Pfeil finden!
Der Junge lief los, stoppte dann aber wieder abrupt.

Er hatte sich daran erinnert, wofür Spinnennetze eigentlich dienten!
Nämlich, um Beute zu fangen!
War diese erstmal an einem Faden hängen geblieben, wurde dies dem lauernden Gliederfüßler durch Bewegungen des Netzes mitgeteilt!
Die Beute machte bei ihrem Versuch sich zu befreien ironischerweise auf sich aufmerksam!
Und Darif hatte durch den Seidenfaden der Nachtwächterin genau mitgeteilt, wo er war!
Sie kannte sich im Museum aus und würde auf diese Weise alle Eindringlinge nacheinander einfangen!

In diesem Moment kam ihm eine zündende Idee!

Grüne Sporen traten aus seinem leuchtenden Bein aus.
Wütend trat Darif nochmal gegen den Faden und schickte den Schwingungen eine ordentliche Portion Angst mit!
Die Sporen veränderten ihre Farbe, wurden blau, dann rot, dann golden und wieder grün!

Mit jedem Farbwechsel trat Darif erneut gegen den Faden und schickte eine Emotion nach der anderen weg!
Er hörte nicht mehr auf damit und trat immer weiter zu!
Wenn die Nachtwächterin tatsächlich mit den Fäden verbunden und so über alle Bewegungen von ihm auf dem Laufenden war, würde sie jede Emotion ebenfalls abbekommen und dadurch beeinflusst werden.
Da sie die Fäden aber auch nicht aufgeben konnte, um über alle Schritte der Eindringliche informiert zu sein, würde sie sich dem nicht entziehen können!

Darif setzte auf eine Über-Stimulation der Nerven und Hormone!
Er hatte es noch nie ausprobiert, aber wenn sich die Emotionen so schnell ändern, könnte es sogar Schaden aufs Nervensystem ausüben!
Der Junge musste nur lange genug weitermachen und die Stand-Masterin, egal wo sie war, in den Wahnsinn treiben!

Plötzlich sank der Faden ab und verlor die Spannung!

Er musste durchtrennt worden sein!
Scheinbar hatte die Nachtwächterin ihren Vorteil aufgegeben, um dem Angriff zu entkommen!
Es hatte also gewirkt!
Darif sah sich um und erkannte schnell, dass nur der eine Faden aufgegeben worden war.
Die anderen Fäden waren alle noch gespannt.
Ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Jungen.
《Der Pfeil ist wohl nicht in diesem Teil des Museums, wo ich bin.
Aber ich kann trotzdem helfen!》

Grinsend näherte er sich dem nächsten Spinnenfaden und trat mit silbernen Sporen am Bein zu!

Währenddessen war Josuke über die Treppe im oberen Stockwerk angekommen.
Hier musste die Heimats-Abteilung des Museums sein, denn es ging hier nur um die Geschichte der Region, wie der Japaner durch eine Reklametafel schlussfolgerte!
Er lief an den Ausstellungsstücken vorbei und hielt nach dem Pfeil Ausschau.
Doch anstatt das gewünschte Objekt zu sehen, entdeckte er eine andere menschliche Gestalt zwischen den Schaukästen.
Sie war rotblond und trug einen violetten Anzug, der durch und durch durchlöchert war.

Die Gestalt starrte auf mehrere, riesige Spinnenfäden.
Dann jedoch bemerkte der Mann Josuke und drehte sich ihm zu.
Ein Arm sauste auf eine Steuerkonsole an der Wand zu und zertrümmerte diese.
Sofort ging das sowieso schon schummrige Licht des Museums, das nachts leuchtete, aus und es war stockdunkel.
Zum Glück aktivierte sich der Notstrom und ein paar Informationstafeln leuchteten im Dunkeln.

Der andere Mann war verschwunden!

Argwöhnisch sah sich Josuke um.
Jotaro hatte sich schon gedacht, dass sich nun durch die Fälschungen auch andere Leute für das Original interessieren könnten.
Crazy Diamond erschien und zerschlug einen Glaskasten, indem die Schaufenster-Puppe eines Bauern stand. Die Scherben verteilten sich überall auf dem Boden.
Plötzlich hörte der Japaner es leise knacken und drehte sich um!

Sein Gegenüber war auf eine Glasscherbe getreten und sah jetzt wütend drein, als er bemerkte, dass Josuke ihn entdeckt und ausgetrickst hatte!
Ärgerlich streckte Pannacotta Fugo seinen Finger in Josukes Richtung.
《Der Pfeil gehört allein Passione!
Halte dich daraus!》

Der Japaner zwinkerte dem Italiener zu.
《Klar doch!
Ich mache nichts und fasse nichts mehr an! Hast mein Ehrenwort!》
Er hob die Arme, um seinen Gegner zu zeigen, dass er nichts im Schilde führte.
Fugo verlor dabei seine Anspannung und nickte. 《Schön, wenn jemand erkennt, wann es genug ist, Widerstand zu leisten.》

Die Scherben der Vitrine zuckten am Boden hin und her, bevor sie sich mit zügiger Geschwindigkeit wieder zusammensetzen!
Dabei schossen die Scherben hinter Fugo wie Gewehrkugeln durch den Körper des Italieners, durchschlugen Teile des Halses, der Schulter und des Bauches und fügten sich zwischen den beiden Stand-Mastern zu einer unveränderten Glasvitrine zusammen.

Pannacotta Fugo ging zu Boden und keuchte nach Luft! Den Angriff von hinten hatte er nicht erwartet.
Die Spinnenweben um die beiden herum waren ebenfalls durch die Scherben alle nebenbei durchtrennt worden.
Josuke nahm einen großen Schritt und sprang über den Schwerverletzten am Boden herüber.
Dann ging er in Richtung Treppe zurück.
《Hier oben ist der Pfeil nicht!
Wenn ich ihn gefunden habe, schicke ich einen Krankenwagen zu dir.
Keine Sorge, die Wunden sind nicht tödlich! Zumindest, wenn du brav liegen bleibst. Ich bin Arzt, also kannst du auf mein Urteil vertrauen.
Bis dann!》

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Gen lag in seinem Bett im Krankenhaus und starrte still an die Decke. Jotaro im Nebenbett stand auf und schlich zur Tür.
Bevor er hindurchging, hielt er inne.
《Ich hole mir ein Glas Apfelsaft.
Soll ich dir was mitbringen?》

Der Blonde sah überrascht in die Richtung der Tür.
《Ähm... ein Glas Wasser.
Mit Sprudel!》

To be continued

JoJo's - Bizarre Adventure ULTIMATE "Feelings Never Talk"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt