Pov Chowa
Abgelenkt drehte ich die dünne Seite meines Mangas nach rechts um, während ich mit schnellen Schritten durch den Gang meines Colleges lief. Hier auf der Insel gab es außer unserer Schule, nur ein winziges Wohnviertel und einen Supermarkt, in dem meine Mutter arbeitete. Es dauerte also ätzend lange bis neue Zeitschriften, die man in Japan produzierte, über den Ozean geschickt wurden.
Gerade wurde es spannend, der hübsche blonde Junge gestand seinem Entführer die große Liebe und mein Herz schlug bis zum Hals in dem Wissen, wie unrealistisch so eine Situation ist.Und dann war es auf einmal weg und mein Blick verweilte auf meinen grünen Converse, die allmählich zum stehen kamen.
„Awww, du liest ja Bildgeschichten!", rief eine bekannte Stimme hinter mir, worauf ich mich blitzschnell drehte und verdutzt umschaute.
Tao Nakamura blätterte grinsend durch das Heft und mein Lesezeichen fiel auf den Schulboden, wo es sicherlich bald von tobenden Schülern zertrampelt werden würde. „Gibt es sowas auch für Lesben?", fragte er und zog damit meine Aufmerksamkeit auf sich.
Natürlich kannte ich ihn.
Jeder kannte ihn.
Zusammen gingen wir in die 12te Klasse und er störte jede Stunde, die wir gemeinsam hatten, mit unnötigen Kommentaren oder Getuschel mit seinen unnötigen Freunden. Nervig.„Gibs zurück, du kannst nichtmal sowas lesen..", murmelte ich und machte die paar Schritte auf ihn zu. Doch nur in meiner Vorstellung riss ich es ihm aus der Hand und lachte über ihn, in Wirklichkeit entdeckte ich jetzt erst, wie auch seine Freunde um uns herum sich langsam versammelten und ein Halbkreis um uns beiden bildeten, aus dem ich nicht einfach so heraus kommen würde.
„Achja? Was willst du machen, hm?" Seine Augen verengten sich und mehrere Strähnen seiner wasserstoff blond gefärbten Haare vielen ihm ins Gesicht, welches makellos war. Helle Haut und ein markanter Kiefer. Auch seine Augen waren wie die eines berühmten Schauspielers, braun und spannend. Wie als läge darin ein Roman, den man erstmal anfangen müsste, bevor man den Inhalt kannte.
Ich verstand warum so viele der Mädchen heimlich tuschelten, wenn Tao über den Schulhof lief.
Ob er wusste, das er gut aussieht?Nervös schaute ich mich um, immer noch von allen Seiten umgeben, dann versuchte ich es ihm weg zu nehmen.
Was für nen Film fuhr ich eigentlichen gerade? Ich hätte es ihm einfach überlassen sollen und mir das Ende selbst erdenken können.
Aber nein, ich überschätzte mich natürlich komplett und kam nichtmal in die Nähe des Mangas, da klebte ich schon am nächsten Spind und wurde dort von ihm festgenagelt.Die Menge, die ich von hier gut beschauen konnte, begann das Spektakel interessant zu finden und gemeinhässig zu grinsen, zu lachen und manche begannen zu lästern. Dann, als ich mich von dieser Erkenntnis abwandte, schaute ich zu Tao, der mich am Oberkörper festhielt und Druck ausübte, welcher mich flach atmen ließ.
Als unsere Augen aufeinander trafen, dachte ich kurz eine Unsicherheit in seinen ausmachen zu können, doch einen Moment später schon sammelte er sich und sie war wieder verschwunden.
Er würde mich schlagen. Jap, das ist, was Mobber in den meisten Fällen mit ihren Opfern tun. Meine Gedanken kreisten darum, ob mir ein blaues Auge lieber wäre oder eine blutige Nase.
Ich entschied mich für die halbgebrochene Nase, die würde zwar dann vielleicht krumm werden, aber es sah immer noch cool und rebellisch aus, nicht wie ein blaues Auge. Wer ein blaues Auge hatte war ein Opfer, das heftig eine drauf bekommen hatte, ohne sich zu wehren.Vielleicht würde das doch besser zu dem passen, das ich war.
Mich mental vorbereitend, drückte ich mich so weit ich konnte an den Spind hinter mir, kniff die Augen zusammen und machte mich so klein wie es ging, was nicht grade leicht war, ich war einige Zentimeter größer als Tao, dafür war er aber gefühlt doppelt so breit wie ich und all das war Muskelmasse, die ich jetzt spüren würde.
Pov Tao
„T!", riefen mir meine Freunde jubelnd zu, kurz bevor ich dann zurück zog und jeder im Gang aufatmete.
Ich hatte ihn nicht geschlagen..
Wieso? Was war los?!
Innerlich bekam ich die Panik, ich wusste nicht mehr, wie man ordentlich zuhaut und würde mir die Hand brechen, in der nächsten Sekunde wurde mir schlecht und ich ließ den Jungen los, dessen Name mir nicht ganz bekannt war.
Verdammt, dachte ich mir. Verdammt.Auch mein Gegenüber schien verwirrt, denn als nichts passierte, schlug er seine Augen auf und blinzelte mich unschuldig an.
Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber sofort wieder und hielt inne.Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen wie Kim, meine beste Freundin, angelaufen kam. Man konnte sie immer schon von weiten erkennen, ihre blonden Wellen wippten, wenn sie lief und sie hatte eine unvergleichbare Ausstrahlung, die sie zu dem schönsten Mädchen dieser Schule machte.
Wir kannten uns schon seit dem Anfang der Schulzeit, sie lebte nämlich in einem der geringen Häuser der Insel und zeigte mir zu Beginn alles hier.
Ich selbst schlief in dem Wohnheim, das zur Schule gehörte, sowie fast alle anderes Schüler auch.Die Jugendliche schlüpfte durch die Reihe an Jungen um uns und blieb neben uns stehen, als würde die Zeit stehen bleiben und alle würden erwarten, das sie was Unglaubliches tat.
„Sonst bist du nie so früh da", bemerkte ich, als würde der Asiate in meiner Hand nicht existieren.
Sie nickte fröhlich. „Ich dachte wir könnten noch zusammen für Physik lernen, das kannst du immer so gut.."
Sie lächelte dabei wie ein Engel und stolzierte dann in den Klassenraum, ließ mich allein zurück.„Du kannst so fucking froh sein, das ich heute gut drauf bin..", flüsterte ich dem Schwarzhaarigen bedrohlich zu, drückte ihm sein Buch in die Hand und ließ von ihm ab, um Kim zu folgen. Auf dem Rückweg konnte ich noch hören, wie er von meinen Freunden etwas herumgeschubst wurde und ein riesiger Junge meiner Altersstufe ihn mit Apfelschorle beschüttete.
Das interessierte mich aber nicht mehr, denn ich wollte nicht mehr über diesen kleinen, schlaksigen Jungen nachdenken. Dem schönen Jungen.—————
Hallöchen, zusammen mit der lieben Slowbricky1409 habe ich eine neue Story angefangen. Dieses Kapitel wurde von ihr geschrieben.<3
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forever and beyond
Teen FictionDie Geschichte von zwei Jungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, auf einer Insel voller Seltsamkeiten. Sie gehen auf das beste Internat Asiens, wo nur die aller klügsten oder reichsten Kinder zugelassen werden. Tao Nakamura bemerkt schleif...