14. Kapitel

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Pov Tao

Keiner von uns beiden sprach ein Wort, aber trotzdessen streichelte ich Chowa sanft. Er schien es zu genießen und die Schmerzmittel vom Doc fingen scheinbar an, ihre Wirkung zu zeigen. Ich merkte wie er immer ruhiger wurde und schließlich seine Augen schloss. Eine sehr gleichmäßige Atmung ließ mich nach ca. 10 Minuten drauf tippen, dass er eingeschlafen sein musste, und auch ich bekam es irgendwann mit der Müdigkeit zu tun.

Immer wieder gähnte ich, genauso fielen mir meine Augen ständig zu. Als ich im Halbschlaf fast vom Stuhl gefallen wäre, beschloss ich kurzerhand mich mit ins Bett zu legen. Gesagt, getan.
Cho sah mich kurz völlig übermüdet an, doch mit einem leisem: „Shh.." von mir war dies auch wieder überwunden und er kuschelte sich leicht an mich, während ich sanft durch seine flauschigen Haare fuhr.

Pov Cho

Als ich wieder wach wurde, lag Tao neben mir und umklammerte mich fest. Das war eigentlich nicht der Grund, weswegen ich aufgewacht war, sondern unsere Handys, die vor Nachrichten und Anrufe zu explodieren schienen. Langsam versuchte ich mich aufzusetzen, was ihn grummeln ließ. Tao selber merkte dann aber auch schnell was mit unseren Handys passierte und setzte sich schläfrig hin. Ich angelte leicht angepisst nach meinem Smartphone, welches auf dem kleinen Nachtisch lag.

Er hatte seins wesentlich schneller zur Hand. Zusammen sahen wir auf unsere Handys. Ich hatte unendlich viele Nachrichten von Maik, ebenso unzählige Anrufe. Zögernd öffnete ich den Chat und konnte kaum glauben, was ich dort sah.

Pov Tao

Ich hatte undenkbar viele Nachrichten von den verschiedensten Menschen auf den unterschiedlichsten Socialmedia-Plattformen erhalten. Auf Instagram hatten mir super viele meiner „Freunde" ein Bild geschickt. Alle das gleiche Motiv.
Cho und ich, in einem Bett, kuschelnd. Allmählich fragte ich mich, was hier los war, denn wirklich jeder, den ich kannte, hatte mir das Foto geschickt und so Fragen, wie: „Ist das echt?",
„Was soll das?" oder „Hatte Jacob doch Recht?"
Aufgebracht stand ich auf.

„T-tao?" Cho wirkte verängstigt. Ich sah ihn an.

„Was möchtest du?" fragte ich mürrisch.

„Es tut mir leid."

„Sollte es dir auch.", sagte ich monoton und verließ sowohl den Raum als auch die Praxis. Auf dieser Dorfstraße schaute ich, woher alle das Bild bekommen hatten und wenige Minuten später wurde mir klar, dass es ein Fake Account war, der es verbreitet hatte. Frustriert seufzte ich auf, ließ mein Handy in meine Tasche wandern und ging zum Wohnheim.

Da schien erst alles ruhig zu sein, doch rasch stellte sich heraus, dass ich mich geirrt hatte. Einige der Jungs warten vor meinem Zimmer, sichtlich bereit mich verprügeln zu wollen. „Schaut mal wer da ist!" rief Stanley als Erster.

„Was wollt ihr hier?", fragte ich genervt, da ich auf Schlägerei und Co. eigentlich gar kein Bock hatte. Bevor auch irgendjemand etwas sagte, stürmte Jacob auf mich zu, packte mich am Kragen und schlug mir Mitten ins Gesicht. Natürlich konnte ich das nicht mit meinem Ego vereinbaren, schnell entriss ich mich seinem Griff und schlug zurück.

Während Jacob und ich uns prügelten, mischten sich die anderen Jungs ein, hielten mich zu acht fest und dann kam Jacob's großer Moment. Er hatte die Ehre all seinen Emotionen Ausdruck zu geben und so schlug er wie ein hirnloser auf mich ein, dabei versuchte ich mich von den Anderen loszureißen, aber ohne Erfolg. Ich trainierte zwar viel, aber gegen 9 mindestens genauso trainierte -oder stärker durch Körpermasse- und größe- Jungs kam ich nicht an.

Ich war machtlos, genauso klein wie vor ca. 10 Jahren. Wie viel Zeit vergangen war, konnte ich nicht sagen, aber irgendwann ließ ich es über mich ergehen. Augenblicklich merkte ich wie mir schlecht wurde, aber nicht nur, weil mein Selbstwertgefühl aufs äußerste gebrochen wurde, sondern auch, weil ich den Eindruck hatte, dass sie meinen Magen durchgeschlugen hätten.

Plötzlich wurde ich los gelassen und fiel zu Boden. Das Gelächter, welches augenblicklich anfing, wurde sehr laut und sie machten sich einen Spaß daraus, dass ich am Boden lag, nutzen es aus und so verpassten sie mir noch Tritte, welche ich schon gar nicht mehr wirklich mitbekam. Innerlich zog das Bild von früher an mir vorbei: große, eckige Brille, straßenköterblonde Haare und keine coolen Klamotten. All das was ich geändert hatte um anderen Menschen zu gefallen, war weg und jetzt? Jetzt stört sie ein Bild, wo ich mit Cho kuschelte.
Ich habe diesen ganzen Schwulenhass noch nie wirklich verstanden. Wenn sich 2 Menschen lieben, dann lieben sie sich und es ist doch egal, was wer mit wem im Bett trieb. Nicht das es auf mich und Chowa zutraf..

Pov Cho

Ich hatte mit Maik telefoniert, welcher mir dabei einer der schlimmsten Standpauken hielt, die ich mir je anhören durfte. Krampfhaft versuchte ich das Bild, was die Runde machte, zu erklären, aber konnte es selber nichtmal verstehen.

Tao hatte sich zu mir gelegt und mich fest umklammert, davor hatte er mich sogar noch gestreichelt und als ich auf dem Boden lag, da weinte er und es schien als würde er Angst haben. Angst um mich... Quatsch, warum sollte er das?
Seufzend ließ ich mich zurück ins Bett fallen, von dem ich morgen sicherlich super Rückenschmerzen haben würde und versuchte weiter zu schlafen.

Wie erwartet war die Nacht der Horror. Wirklich zur Ruhe kommen konnte ich dann nicht mehr und der Arzt kam gefühlt jede Stunde schauen, ob ich noch lebte. In den frühen Morgenstunden hatte er mich dann endlich, mit einer Liste Medikamente, gehen lassen.

Das Klügste war nach Hause gehen. Ich würde es sicherlich überleben, wenn meine Mama mich vollschreien würde, aber die Tracht Prügel, welche mit Sicherheit auf mich in der Schule wartete, nicht. Nach so circa einer Viertelstunde erreichte ich mein Haus. Ein wenig verwundert darüber, dass im Laden noch kein Licht brannte, wie es eigentlich üblich bei meiner Mom um die Zeit gewesen wäre, ging ich hoch und schloß auf. Wie immer, um nicht sofort Anmecker zu kassieren, zog ich meine Schuhe aus.

Es war ungewöhnlich ruhig bei uns, man hätte höchstwahrscheinlich eine Stecknadel fallen hören können. „Mom?", fragte ich misstrauisch in die Wohnung. Auf leisen Sohlen begab ich mich in Richtung von ihrem Schlafzimmer, kaum als ich dies erreichte sah ich etwas, was mich aufschreien ließ.

forever and beyond Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt