6. Kapitel

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Pov Tao

Angespannt lag sein Blick auf mir. In dem Moment wusste ich einfach nicht, was ich tun sollte. Ich hatte keine Ahnung mehr, warum ich ihn eingeladen hatte. Das war schon ziemlich dumm von mir, denn ich hätte wissen müssen, dass Cho kein Partymensch war.

Man merkte schon die ganze Zeit, wie fehl am Platz er wirkte und sich sicherlich auch gefühlt haben musste. Auch, wenn er unauffällig sein wollte, war er alles andere als das. Er stach mit seinen grünen Converse, der zerrissenen Hose und seinem Shirt von irgendeiner Band sehr heraus. Alleine vom Erscheinungsbild passte er hier nicht rein, von seinem Verhalten ganz abgesehen. Cho war sichtlich überfordert gewesen.

Weiterhin lag sein Blick auf mir, von Sekunde zu Sekunde wurde dieser verlangender. Es brannte förmlich Löcher in meinen Körper und ich merkte, wie der Druck in mir stieg, etwas sagen zu müssen. Ich war aber nicht der Mensch, der etwas sagte, das tat ich nie.

Pov Cho

Dass nun alle Augenpaare auf meinem schwächlichen Körper lagen, ließ mich noch kleiner und schwächer fühlen. Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich einfach stark unwohl. Ich hätte wissen müssen, dass das nur eine dumme Falle oder so war.

„Hat's dir die Sprache verschlagen?" lachte einer der größeren Jungs, welche immer mit Tao abhingen. Innerlich verkrampfte sich alles, ich wollte weg und mich nie wieder irgendwo blicken lassen, aber schon im Moment, als sich diese Idee entwickelt hatte, fiel mir auf, wie unrealistisch sie wäre. Spätestens meine Mom, sie würde mich höchstpersönlich bis in den Klassenraum schleifen und das wäre ja mal mega unangenehm.

„Verschwinde du Spaßbremse, was denkst du eigentlich, wer du bist?" fragte irgendein Mädchen, ihr MakeUp war viel zu dunkel für ihr Gesicht, ihre Verblendung dessen, was sie sich ins Gesicht klatschte, war grauenhaft und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann hätte ich geschätzt, dass sie von irgendwem zum Ficken ausgenutzt werden würde und deswegen hier war.

„Wer hat mich denn eingeladen? Hm? Es war Tao, höchstpersönlich." entgegnete ich den ganzen dummen Sprüchen.

Pov Tao

Mein Atmen stockte nach der Aussage von Cho. Der ganze Raum sah nun zu mir.

„Stimmt das Tao?" fragten einige, andere fragten „Was hast du dir dabei gedacht?" Wieder andere verteidigten mich, indem sie sagten, dass ich sowas nie machen würde. Nun lag nicht nur Cho's verlangender Blick auf mir, sondern auch die ganzen Blicke der Anderen.

„Warum sollte ich so ein Loser wie dich einladen? Schau dich doch mal an. Deine Klamotten, schrecklich und wie du dich bewegt hast, erbärmlich." sagte ich nach einer kurzen Weile des Schweigens. Als mein letztes Wort gesprochen war, fingen alle Anwesenden an zulachen. Ich sah ihn monoton an, obwohl mein Inneres am toben war. Von jetzt auf gleich fühlte ich mich schrecklich. Cho hingegen sah man an, dass es ihn deutlich traf.

Pov Cho

Sie fingen an mich auszulachen, schon wieder. Ich schluckte meine Tränen, wie heute Mittag runter und verließ so schnell es ging den Raum. Dieses niederträchtige Lachen verfolgte mich bis nach draußen.

Warum hatte ich nicht einfach auf Mike gehört? Er hatte so Recht. Warum war ich so naiv? Was sollte ein Tao an mir finden? Immer wieder wischte ich mir meine Tränen weg und ging über den Trampelpfad nach Hause. Am liebsten hätte ich ihn angerufen, aber ich hatte noch nie vor ihm geweint und würde wegen einem Tao auch nicht damit anfangen.

Pov Tao

Nachdem sich alle beruhigt hatten, setzte die Musik wieder in voller Lautstärke ein. In Mitten der feiernden Masse, stand ich da, umgeben von allen und doch irgendwie alleine. Ich merkte, wie Kim mich wieder von der Seite antanzte und durch die Musik versuchte zuschreien. Schnell schlüpfte ich durch eine Nische, um ihr zu entkommen und bahnte mir anschließend den Weg zur Tür. Ich musste hier raus, raus aus dieser oberflächlichen Scheiße. Als ich es endlich geschafft hatte diesen Raum zu verlassen, ging ich aus dem Gebäude und zündete mir eine Kippe.

Ich spielte mit dem Gedanken ihm nachzulaufen. Drei weitere Züge, in denen ich meinen Krebs fleißig fütterte, beschloss ich meine Gedanken in die Tat umzusetzen. Ich lief ihm nach. Der Hausdrache des Geschäftes, war scheinbar seine Mutter, also müsse er in dem Abteil überhalb des Ladens wohnen. Ich stapfte wieder durch den Urwald und mit einer gewissen Promille, war das auch irgendwie ganz lustig. Dort angekommen, versuchte ich den Namen auf der Klingel zu lesen, doch ich merkte, dass mir der hohe Alkoholkonsum es nicht leicht machte und selbst, wenn ich es geschafft hätte, wusste ich seinen Nachnamen eh nicht, also klingelte ich auf gut Glück.

Pov Cho

Ich war vielleicht zwei Minuten zu Hause und zog gerade meine Schuhe aus, als es klingelte, was mich zusammen zucken ließ. Schnell tapste ich runter und kam an der Seite unseres Hause raus. Ich ging um die Ecke und sah Tao, welcher ganz schön am schwanken war. „Cho?" Auffordernd, dass es weitersprach, sah ich ihn an.

Pov Tao

Ich sah zu Boden.
„Es-„ Dann sah ich auf.
„Es tut mir leid." Irritiert sah er mich an. „Es tut mir wirklich leid."
Grr! Ich war nicht der Typ für Entschuldigungen und schon gar nicht, ehrlich gemeinte Entschuldigungen, aber irgendwie war es mir sehr wichtig, dass er das wusste.

Cho öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, aber schloss ihn still wieder. „Ich weiß, dass du dir gewünscht hast, dass ich dich verteidigt hätte, so wie du es bei mir vor deiner Mom gemacht hattest. Es tut mir leid, dass ich das nicht getan habe." Sein Blick wanderte leicht zu Boden, ein schwaches „Schon okay." war von seiner Seite zu hören. Ich wusste, dass es nicht okay gewesen war, aber ich konnte und wollte nicht weiter drauf eingehen.

Pov Cho

Er entschuldigte sich bei mir und ich konnte es kaum fassen. Auch, wenn nichts okay war, konnte ich ihm irgendwie nicht mehr richtig böse sein. Ich merkte, wie er sich umdrehte und wieder in Richtung des Wohnheimes laufen wollte, naja eher schwanken. Ich zögerte kurz, doch bevor ich das ganz durchdacht hatte, fing ich an zureden. „Tao, warte... Es ist gefährlich, wenn du jetzt im Dunkeln und so alkoholisiert wieder zum Wohnheim läufst. Möchtest du vielleicht bei mir schlafen und morgen früh zurück gehen?"

Pov Tao

Ich wusste nicht ganz, was mich gesteuert hatte, aber wie aus einer Pistole geschossen kam ein „Ja!" und schneller als ich mich versah, waren wir oben in einer Art Etagenwohnung. Wir gingen nach ganz oben in sein Zimmer.

Es war so schön eingerichtet, überall lag etwas rum, aber nicht sodass es unordentlich aussah, sondern so, als würde das alles ein großes Konzept ergeben. Sein Bücherregal, was fast zu platzen schien, sein Bett, welches ultra viele Kissen und Kuscheltiere hatte, sein Schreibtisch, auf welchem vor kurzem erst gemalt wurde, all das, zusammen mit der Deko, bildete ein schöneres Zimmer, als was ich es in den ganzen letzten Jahren im Wohnheim hatte.
„Schön hier." Er nickte, schwieg kurz und sagte anschließend „Ich schlafe auf den Sofa." Flüchtig sah ich ihn an.

„Du brauchst dir keine Umstände machen, das Bett ist groß genug für drei." Verunsichert nickte er, während ich meine Hose auszog, sie war voller Alkohol und so wollte ich mich nicht in sein Bett legen. Cho nahm sich eine dünnere Jogginghose, drehte sich leicht weg von mir, weswegen ich mich aus Anstand umdrehte und zog sich um. Danach legte er sich ins Bett und ich mich dazu.

forever and beyond Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt