21. Kapitel

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Pov: Cho

Taos Worte klangen noch lange in meinen Ohren nach, während ich ihn stumm anstarrte und mich fragte, ob ich diesen Jungen vor mir überhaupt noch kannte. Die Aussage an sich, ja okay, aber das er es anscheinend gar nicht einsieht, wie mich das verletzen könnte, brachte mich ganz schön zur Weißglut.
Sein beschissener Ernst?!
Mehrmals musste ich ein- und ausatmen, um die aufkommenden Tränen für eine Sekunden runter schlucken zu können.

Warum schlug ich sonst nie zu?
Mh.. schwierige Frage..

Ahh ich habs!
Weil ich sonst nie Gefühle für so einen dummen Wichser, der nach außen schrie, er stände ausschließlich auf Weiber, sich dann aber 24/7 an mir zu schaffen machte und mit meinen Gefühle spielte, entwickelte.

Innere Aggressionen machten sich in meiner Bauchregion bemerkbar, weil ich nicht glauben konnte, das er diese Frage gestellt hatte.

„Ich habe echt nicht erwartet, das du besonders schlau bist, das zeigst du ja oft genug mit deinen Taten oder dem Trinken, aber denk doch einmal nach!", knurrte ich ihn förmlich an.

„Cho, ich habe nichts gemacht.." Seine Stimme war total ruhig und unbesorgt, er war sich meinem Schmerz null bewusst, was mich noch viel wütender werden ließ.

Ich war so gereizt, dass ich mich kaum unter Kontrolle hatte und nochmal meine flache Hand gegen seine Wange schlug, die danach noch röter wurde. Er zuckte dieses Mal nicht, doch es war eine gute Abregung für mich und ich konnte diesem Bedürfnis nachgeben.
Ein weiteres Mal wollte ich zuschlagen, doch er wusste dies zu verhindern, indem er meine Hand fest hielt.
„Man rede wenigstens mit mir, anstatt mich mit deinen Frauen-Fingern zu schlagen!" sagte er etwas lauter und bäumte sich über mir auf.

„Du checkst auch gar nichts oder?", fragte ich und fing unbewusst an zu weinen, aus dem schmerzlichem Gefühl, nicht gut genug zu sein und aus dem unkontrollierbaren Hassgefühl, das sich für ihn in mein kleines Herz brannte.

Ich entriss mich seinem Griff, schöpfte unter seinem Arm durch und lief in unser Zimmer zurück, wo ich mich schnell im Badezimmer ein einschloss, an der Tür runter schliff und durchatmete.

Pov: Tao

Meine Wange zwiebelte immer noch leicht, als er verschwand.
Sofort wollte ich ihm hinterher, aber beschloss, dass es das Beste wäre, wenn er sich beruhigen könnte. So ging ich zwar zurück zum Zimmer, aber zog mich einfach nur um -Schlafsachen wurden durch eine Jogginghose und ein enges Shirt ausgetauscht- und verließ dieses dann, um mit den anderen frühstücken zu gehen.

Ich dachte darüber nach, was ich gestern Abend sagte und was er von mir verlangte, aber ich war doch nicht wirklich verliebt, oder? Das war einfach nur das Gefühl, einen Zimmernachbarn zu haben und wäre es ein Mädchen, würde das nicht anders laufen.

Weder eine männliche- noch eine weibliche Person waren jemals so nah an mich ran gedrungen, das ich wirklich auf sie stand, auch wenn meine Freunde wahrscheinlich etwas anderes dachten..
Grübelnd aß ich nicht sonderlich viel.

Pov: Kim

Ich beobachte meinen besten Freund mit Sorge, da er ungewöhnlicherweise sehr in sich gekehrt wirkte, nicht wie ich ihn kennengelernt hatte.

Als schließlich alle anfingen abzuräumen, ging ich neben Tao her.

„Alles gut?", flüsterte ich und lächelte vertrauenswürdig.
Er schien zu zögern, nickte dann. Schon wollte ich ihm widersprechen, denn natürlich glaubte ich ihm nicht, es reichte aber nicht. Seine Augen machten eine 180 Grad Drehung um uns herum, dann sprach Tao ganz leise: „Eigentlich nicht.."

So kannte ich ihn gar nicht, und meine Sorgen stiegen sofort an.
Also brachten wir unsere Tablett's schnell weg und gingen gemeinsam raus aus der Mensa, wobei ich schon ständig an seinem Arm zupfte.

„Hast du den Alkohol von gestern Abend nicht vertragen?", scherzte ich mit einem unsicheren Unterton, doch er schüttelte stumm mit dem Kopf.
„Kimmi.. du musst mir versprechen, dass du das für dich behältst... Schwören sogar."

Dieser Satz brachte mich dazu, mein Lächeln zu verlieren. Die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme machte mir Angst, als würde er mir gleich gestehen, einen Mord begangen zu haben oder so. Das war untypisch für Tao und brachte mich dazu, jetzt stehen zu bleiben, um ihn direkt anzusehen. „Natürlich nicht, du kannst mir alles anvertrauen. Wir sind beste Freunde und niemand wird das jemals ändern.", lächelte ich und machte mich bereit, ihm zuzuhören.

Pov: Tao

„Okay, höre es dir bitte erstmal an, bevor du etwas sagst..", begann ich die Worte in meinem Kopf zurechtzulegen, was aber nichts brachte, denn auf einmal sagte ich alles, was ich dachte. „Du erinnerst dich doch an Chowa Nakama, der in manchen Kursen mit uns zusammen sitzt? Der kleine Asiate, der vor ner Woche hier eingezogen ist und mein Zimmernachbar wurde, ja? Ich weiß es klingt total dumm, aber er scheint mir den Kopf verdreht zu haben, ich will bei ihm sein und ihn in jeder Situation beschützen, anstatt ihn zusammen zu schlagen."

Meine beste Freundin fixierte ihre wunderschönen Augen auf mir und ich schluckte. Da war überhaupt kein Mitgefühl in ihren Augen, auch wenn sie anscheinend so tun wollte. „Ich verstehe, ich verurteile dich natürlich nicht dafür. Du bist sicher einfach verwirrt weil du so nah an ihm lebst und er versuchst, an dich heran zu kommen. Glaub mir, wir bekommen das Gefühl auch wieder weg."

„Weg bekommen?", fragte ich skeptisch nach. Um ehrlich zu sein, stieg bei dem Satz leicht die Panik in mir. Ich wollte nicht, dass dieses Gefühl wegging und schon gar nicht mit irgendwelchen komischen Ideen von Kimi.
Sie hatte leider auch ein wenig Pech beim Denken gehabt und so wusste ich schon vorher, dass da nichts gutes herauskommen würde.

„Ja Tao, weg.." Sie kam ein Schritt näher auf mich zu.
„Du weißt, dass es nicht normal ist, sonst würdest du nicht zu mir kommen und die Jungs würden dich für immer verurteilen, im Gegensatz zu mir.", flüsterte sie und legte ihre Arme in meinen Nacken. Eigentlich sollte es mir egal sein, was wer dachte, aber das war es nunmal leider nicht.

„Komm, wir lassen den ersten Unterrichtsblock ausfallen.", kicherte sie, nahm dann meine Hand und zog mich durchs Wohnheim -natürlich schön an den Jungs vorbei, welche dann anfingen zu jubeln- zu ihrem Zimmer. In diesem angekommen zog sie mich hinein und stieß mich plötzlich auf's Bett.

Verwirrt stützte ich mich auf meine Unterarme und schneller als ich gucken konnte saß sie auf meiner Hüfte und beugte sich zu mir runter.

„Kim-„ Sie legte einen Finger auf meine Lippen, eigentlich wollte ich sie fragen, was das alles sollte und was sie versuchte.

„Shh..", grinste sie mich an und plötzlich lagen ihre weichen Lippen auf meinen. Perplex lag ich da ohne zu wissen, was ich tun sollte.
Natürlich wusste ich noch, wie man einen Kuss zu erwidern hatte, aber ich konnte und wollte es nicht. Mir fehlte dieses Gefühl dabei, welches ich immer bei Cho hatte, wenn wir uns näher kamen.
Dieses Mal zerbissen keine Piranhas meine Blutbahnen, also drückte ich die weibliche Figur leicht zurück.

„Was soll das hier werden?", fragte ich gewissermaßen ruhig, obwohl ich trotzdem schon ziemlich sauer wurde von dieser Idee.

„Ich zeig dir, was richtig ist.", flüsterte sie zurück und schon klebten ihre Lippen erneut auf meinen, während sie ihren Hintern langsam auf meiner Mitte bewegte. Sofort stieß ich sie von mir unter und stand entschlossen auf.

„Kimiko!-„

„Nenn mich nicht so!", fiel sie mir ins Wort, doch ich ließ sie nicht weiter reden.

„Was du hier versuchst ist mehr als nur eklig von dir! Ich dachte, du als meine beste Freundin verstehst mich und würdest mir helfen, aber das machst du nicht und weißt du, du versuchst es nicht mal. Ich bin immer noch ich, egal was ich bevorzuge.
Ich habe nie was gesagt, weil mir unsere Freundschaft, im Gegensatz zu dir, wichtiger war und so böse es auch klingt, empfinde ich nichts Leidenschaftliches für dich!", schrie ich sie laut an und verließ dann ohne ein weiteres Wort ihr Zimmer.

„Tao!", rief sie mir hinterher und ich merkte, dass sie mir nachlief, aber ich verschnellerte einfach mein Gehtempo, in dem Wissen, dass sie mich eh nicht einholen würde und dem war auch so, als ich an meinem Zimmer ankam, bog sie erst in den Gang.
Schnell schloss ich die Tür und hörte wenige Sekunden später, wie sie, wie wild an diese klopfte.

forever and beyond Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt