13. Kapitel

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Pov: Tao

„Abgesehen von den Kratzern hat Chowa eventuell bei den ganzen letzten Vorfällen auch innere Prellungen, die sich jemand anschauen muss. Daher würde ich ihn für die Nacht mitnehmen, dann kann ich das nochmal genauer betrachten.", erklärte mir der einzige Arzt der Insel, als er in der Schule angekommen war und Cho abgefasst hatte. Der Mann hatte einen, für meine Empfindungen übertriebenen, weißen Kittel an und so ein Abhör-ding um, die Doktoren hauptsächlich in Filmen benutzten.

Mit meinen Armen misstrauisch in die Hüfte gestemmt schaute ich ihm dabei zu, wie er Chos Herz abhörte, während dieser mir verstörte Blicke zuwarf. Kein Wunder, es hatte nichts Professionelles, was der Typ da mit ihm machte. Es war nur lächerlich.

„Dachte ich mir..", murmelte er und wand sich dann wieder mir zu. „Die Familie des Jungen muss informiert werden, sonst darf ich ihn rechtlich nicht einfach mitnehmen, wenn es kein Notfall ist."
Gerade als Cho ihm die Nummer des Ladens seiner Mutter aufzählen wollte, unterbrach ich ihn und tippte schnell den Arzt an.

„Ich gehe mit. Wir sind quasi so etwas wie Familie und dann können sie ihn auch schneller behandeln."

Es fühlte sich unklug an, aber das war ich ihm wohl schuldig. Er war schwach und wollte sicherlich keinen Ärger von dieser engstirnigen Frau bekommen, das würde sich keiner freiwillig antun, dachte ich.
Der Arzt akzeptierte meine Lüge ohne weitere Nachfragen und so ging ich -natürlich ohne einem Lehrer Bescheid gesagt zu haben- mit und wir fuhren zu der winzigen Praxis. Ein Haus am Ende der einzigen Dorfstraße.

Es war ein weißer Block, den wir da ansteuerten, mit diesem lächerlichen Krankenwagen-Auto. Obwohl, das war schon übertrieben.. Es gab weder einen Kofferraum, noch eine Rücksitzbank, nur vorne zwei Platze, die keine Anschnallgurte mehr hatten. Auch das Radio war eingeschlagen worden, anscheinend schon eine ganze Weile, in den feinen Rissen quoll eine Dreckschicht.

Das Einzige, was noch zu funktionieren schien, war ein blauer Knopf mit der Aufschrift: Blaulicht.
Es war eine echte Qual nicht in Gelächter auszubrechen, schließlich würde es hier eh keine Autos geben, die ihm den Weg versperrten oder irgendjemanden, der aus seinem Haus schauen würde um zu sehen, was draußen passiert.

Der schlaksige Mann passte kaum ins Auto ohne sich krumm zu machen und fuhr wie ein Idiot. Wahrscheinlich waren durch ihn mehr Unfälle entstanden als aufgelöst.

In jeder Kurve wurde ich mehr an Chowa gedrückt, mit welchem ich mir einen Sitz teilen musste und auf der dünnen Waldstraße ging es ordentlich zur Sache, was die Schlängelspur anging. Ich ließ meine Hände sinken, die Rechte landete sofort auf dem Bein meines Begleiters. Das hätte ich wissen müssen, denn anderer Platz zwischen uns war gar nicht.

Pov: Chowa

Verlegen versuchte ich, meine Oberschenkel noch enger zu legen, was aber kaum möglich war. Der Sitz roch nach abgestandener Cola und vergammelten Minzbonbons, weswegen ich meinen Kopf aus dem Fenster hing. Dieses war anscheinend auch kaputt, denn es ging weder auf noch zu.

So musste ich aber wenigstens nichts mehr riechen und hatte keinen Augenkontakt zu Tao, aus dem ich ja eh nicht mehr schlau werden würde. Erst war ich für ihn das größte Opfer, dann lud er mich zu seiner dummen Fete ein, schlief in meinem Bett, hasste mich wieder und nun?
War ich ihm schon wichtiger als der Unterricht und seine winzige, großbusige Freundin oder was?
Egal was in ihn gefahren war, ich kaufte ihm das einfach nicht ab.

Nach einer ruckelnden Bremsung stiegen wir alle aus und betraten den seltsamen Laden.
Es gab einen winzigen Vorraum mit Theke, dann genau ein Behandlungszimmer und alles war weiß gefliest.

Ich wurde gebeten mich auf eine Liege zu setzen, damit der Arzt nochmal genau das machen konnte, was er eben schon hatte und mir wurde klar, das dieser Besuch ewig dauern würde.

Früher war ich immer mal hier wegen einer Grippe oder so, aber meine Mutter beschleunigte die Gespräche und zwang mich dann 10 Liter ungesüßten Tee zu trinken, der widerlich schmeckte. Gesund wurde ich aber davon jedes Mal wieder..

Pov: Kim

Tao war den gesamten Unterricht nicht aufgetaucht und auch als wir Schluss bekamen, war er weder in irgendeinem Gang noch als ich an seiner Zimmertür klopfte, kam ein Lebenszeichen.

Ich dachte etwas nach, stieß dabei gegen ein paar Jungen, die mich dann entweder dumm angrinsten oder mir nachpfiffen und kam am Ende nur zu dem Entschluss, das er mit dieser Asiatenschwuchtel abgehauen sein musste, denn sie waren zeitgleich verschwunden.

Schon seit letzter Woche hatte ich so ein komisches Gefühl bei dem Jungen, den bis vor ein paar Tagen noch nie jemand beachtet hatte, aber heute noch war er eines der Gesprächsthemen, denn Stanley und Jacob gaben in jeder Pause ihre Geschichte mit neuen Elementen zum besten. Das war verdächtig.

Und ja, Tao war ein Gutmensch, selbst wenn er sich nicht für viel begeistern konnte und Empathie total fehlte, würde er nicht nur etwas tun, weil es eben alle taten. Das wusste ich schon immer, damals als ich nur halb so schön war wie heute mochte er mich trotzdem sofort, beziehungsweise hat mich das fühlen lassen.

Ich lag zwar eine Weile in meinem Bett und philosophierte über den hübschen Kerl, jedoch kam ich nicht zur Ruhe und musste dann aufstehen, um ihn zu suchen. Ich würde ihn auch finden.

Dumm war ich nicht, selbst wenn T das manchmal aus Spaß sagte und mein Physiklehrer mich das fühlen ließ, aber ich wusste natürlich das sie zum Arzt gegangen sein mussten, weil Jacob mittags seinen Frust abgelassen hatte und es auf der Insel eben nur einen Arzt gab.
Wieso auch immer Tao da mitgeben musste, er hatte ja gar nichts mit der Sache zu tun...

Wo die Praxis war hatte ich keine Ahnung, aber sie war auch alles andere als schwer zu finden.
Die Rollos waren an den meisten Fenstern heruntergelassen worden, außer an einem, welches ich fand, als ich das Haus umrundete. Es war klein, gedämmt und hinten am Haus dran.

Es biet mir allerdings die freie Sicht auf ein Krankenzimmer mit einer Liege, einem Bett und ein paar Regalen. Außerdem war da ein großer Mann im weißen Kittel, der soeben das Zimmer verließ.

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