5. Kapitel

10 0 0
                                    

Pov Chowa

Nein. Nein, definitiv würde ich nicht gehen, unter gar keinen Umständen.
Ich stand vorm Spiegel und musterte meine zerlöcherte Jeans und das schwarze Hemd, welches ich mit der Erwartung, ganz cool rüber zu kommen, halb in meine Hose gesteckt hatte. Der Junge im Spiegel schaute mich genauestens an, von oben bis unten und ich fühlte mich grauenvoll hässlich aussehend.

„I like it, I'm not gonna crack
I miss you, I′m not gonna crack
I love you, I'm not gonna crack
I killed you, I′m not gonna crack"

Mein Handy schalte auf einmal so ohrenbetäubend laut das ich noch das Fluchen meiner Mutter aus dem Wohnzimmer hörte, bevor ich nervös ran ging, ohne überhaupt geschaut zu haben, wer es war. Aber mich rief eh nie jemand an, der nicht Maik war.
„Hey Cho, ich hoffe ich störe dich nicht..", ertönte seine Stimme in meinem Ohr, kratzig, als wäre er Kilometer weit weg und hätte den schlechtesten Empfang auf dieser Erde, dabei befand er sich ja nur im Haus gegenüber. Wenn es dunkel war und ich in meinem Zimmer das Licht anmachte, dann könnten wir uns sogar zuwinken.

Er hatte irgendeine Frage zu Physik, die ich natürlich nicht beantworten konnte und die auch auf keinen Fall im Test drankommen würde, so viel war sicher. Aber dieses Mal versuchte ich ihm nicht vorzuspielen, das ich mich konzentrierte.
Meine Finger waren vor Aufregung schwitzig und ich begann das Hemd wieder aufzuknöpfen, dann schmiss ich es auf den Boden.
Der Spiegel, direkt gegenüber von meinem Bett, zeigte nun meinen freien Oberkörper in der Abendsonne und ich fühlte mich weniger schlecht. Mag sein das ich nicht muskulös war, nein, ich war sogar ein ziemlicher Lauch, aber ich hatte die Linien am Bauch, die alles andeuteten, was es brauchte, um gut auszusehen.

„Cho..? Chowa?! Hörst du mir eigentlich zu, oder beglotzt du dich gerade vor Selbstliebe?", fragte mein Handy mich und sofort duckte ich mich weg. Konnte er mich sehen..?
„Tut mir leid, Maik. Stell dir mal vor, die im Wohnheim feiern einen Geburtstag und ich bin eingeladen worden.."

Ein Schweigen der anderen Seite füllte den Raum aus. „Du? Von wem?"

Das war seine nette Formulierung für: „Wieso sollten die jemanden wie dich einladen? Du kommst nicht von da, keiner kennt dich und du bist ein Freak." Sowas würde Maik niemals sagen, aber seine Stimme verriet mir diesen Gedankengang.
„Ist doch egal man, soll ich hingehen?"

Natürlich hatte Maik nein gesagt. Es wäre ja auch lebensmüde allein mitten in der Nacht dort hinzulaufen, da hatte er wohl recht.
Statt dem Hemd zog ich mir wieder mein bequemes Shirt an und streckte mich auf meinem Bett.

Maik hatte so recht, natürlich würde ich nicht gehen. Wer käme denn auch auf so eine bescheuert Idee? Nein, ich würde den ganzen Abend hier bleiben und Filme schauen und..

Dann war ich plötzlich draußen mit festen Schritten durch den Wald, welcher in der Nacht unheimliche Geräusche zum Besten gab. Meine Gedanken waren mit mir durchgebrannt und ich konnte nicht genau deuten, was mich geritten hatte aber jetzt war es zu spät und musste so durchgezogen werden.

Ich würde später genug Zeit haben, um diese Entscheidung zu bereuen.

Schon vor dem Gebäude wusste ich, in welchem Raum gefeiert wurde, denn von draußen hörte man die Musik an den Wänden schallen und die bunten Lichter blieben nicht sehr unauffällig.
Ob die dort keine Betreuer hatten?
Mein Kopf kreiselte, ich schluckte, dann nickte ich mir entschlossen zu. Das würde ein wichtiger Abend sein, über den ich mal stolz sein würde.
Und so betrat ich das Gebäude.

Pov Tao

„Exen! Exen! Exen!", brüllte die riesige Gruppe um mich herum, alle so aufgeregt und kaum zu halten. Jemand hatte wohl geglaubt, er könnte meinen Rekord von 5 Bechern in 2 Minuten schlagen aber natürlich hatte der sich geirrt. Wenn es darum ging, schnell zu schlucken, war ich unbesiegbar.

Es endete damit, das mein Gegenüber zur Seite taumelte und dann nach dem 4ten Becher umfiel und auch erstmal liegen blieb. Die Menge lachte und gerade als ich ihm brüderlich aufhelfen wollte, entdeckte ich wie Chowa den Raum betrat. Wie ein kleines Kind stand er unbeholfen da und schaute sich mit großen Augen um.
„Hey..", hauchte er durch die Musik zu ein paar Mädchen am Eingang, die kurz kicherten und ihn dann versuchten, in die Mitte des Raumes zu ziehen. Das ließ er sich aber nicht gefallen sondern schüttelte sie ab und lächelte unsicher. Süß..

Ich kniff bei diesem Gefühl in meiner Brust schnell die Augen zusammen und atmete es wie Sauerstoff aus, sodass es mir gleich wieder besser ging.
Da er dort stehen blieb ging ich nach kurzen Zögern auf ihn zu und setze mein ehrlichstes Lächeln auf. „Jo, du bist ja doch gekommen. Hätte ich gar nicht von dir erwartet, Kleiner"
Wären da nicht die bunten Scheinwerfer gewesen, hätte ich darum gewettet, das seine Wangen rosa-rot wurden, als er verlegen wegsah.

„Ich gehe davon aus, du warst nie auf einer Party?" Er nickte. „Gut, dann versuche einfach locker zu bleiben und Spaß zu haben." Mein Arm legte sich um seine Schulter und ich zwinkerte ihm anzüglich zu. „Und trink nichts was dir hier angeboten wird, da werden Sachen untergemischt, puhhhh.."

Auch ich hörte das Lallen aus meiner Stimme, schließlich ging die Party auch schon ein paar Stunden. Irgendwann hatte ich ihn losgelassen und verschwand wieder in der Menge, wo sich jetzt niemand geringeres als Kim zu mir gesellte und mich antanzte. Sie trug das schönste Kleid des Abends, eng und glitzernd, worin sie unbeschreiblich aussah. „Hast du Spaß?", fragte sie.
„Hm?.."
„Ob du Spaß hast?"
Ich hatte sie nicht verstanden aber ich nickte natürlich, womit sie sich grinsend zufrieden gab.

„Sag mal, hast du die Schlaftablette dahinten eingeladen?", schrie sie ein paar Sekunden später, sodass ich dieses Mal jedes Wort klar vernehmen konnte, dann zeigte sie durch die Menge auf Cho, der deutlich fehl am Platz war. Er stieß ständig gegen irgendwelche Menschen, die neben ihm tanzten und viel Rhythmus schien er auch nicht zu besitzen. Dabei konnte man ihm das nicht verübeln, er hat ja nie getanzt.
Verteidigte mein Kopf ihn gerade?

Unsere Aufmerksamkeit lag nun auf ihm und schnell auch die von allen Anderen. Die Musik wurde allmählich leiser, oder bildete ich mir das nur ein?

„Schöne Sachen hast du da!", rief einer meiner engen Freunde. Ich glaube er war der, der Geburtstag hatte. „Gibts die auch für Männer?"

Er schaute ihn an, so wie alle anderen im Raum. „Wer ist das denn?" „Wieso ist der hier?" „Ich kenne den gar nicht", wurde geflüstert, aber Chowa starrte zu mir, in der Hoffnung, ich würde etwas sagen. Das tat ich nie.

forever and beyond Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt