Chapter 18 {season 1}

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Die Fahrt verlief recht ruhig und ich versuchte nochmal meine Mum anzurufen.
Der Wagen hielt an, während ich noch verzweifelt darauf wartete, dass meine Mum endlich ans Telefon gehen würde.
Diego und Klaus waren schon ausgestiegen, als meine Mum doch ans Telefon ging.
„Geht vor, wir warten hier.", erklärte Fünf ihnen und sie schloss die Autotüren.
„Mum? Kannst du mich hören?"
„Tiana, bist du das?"
„Ja Mum ich bins. Wir kommen zu dir, du musst warten, okay? Das könnte gefährlich werden."
„Was? Die Verbindung ist so schlecht, ich verstehe dich nicht."
„Gib mir die Adresse vom Haus und warte draußen.", begann ich, doch das Gespräch brach ab und ich hatte nicht das Gefühl, das sie mich gehört hatte.
Ich ließ die Hand sinken, in der ich mein Handy gehalten hatte.
„Und?", unterbrach Fünf die Stille, was mich so überraschte, dass ich zusammen zuckte.
„Du bist wohl sehr schreckhaft heute."
Er versuchte anscheinend mich aufzuheitern, doch es lenkte mich kaum von meiner Angst ab.
„Die Verbindung war schlecht und ich glaube nicht, dass sie irgendwas verstanden hat. Außerdem wissen wir immer noch nicht, wo diese Waldhütte eigentlich genau ist.", erklärte ich betrübt.

Ich schloss angestrengt meine Augen, doch als ich sie wieder öffnete erblickte ich einen Wald vor mir.
Ich sah mich um und doch das einzige was mich umgab war die Natur.
Man hörte leise Violinmusik und ich folgte ihr eine Weile in eine Richtung.
Schlussendlich fand ich mich vor einer Hütte wieder.
Ein lauter Knall war aus der Hütte zu hören.
Ich rannte schnell dorthin, doch während ich dem Haus immer näher kam verschwamm meine Sicht.

Ich schlug die Augen auf, mein Puls schoss in die Höhe und mein Atem war beschleunigt.
Alle im Auto starrten mich an. Diego vom Fahrersitz. Luther vom Beifahrersitz. Klaus und Fünf von meinen Seiten.
Ich spürte eine Hand auf meinem Arm und blickte zu Fünf.
„Hey ist bei dir alles in Ordnung? Du warst bestimmt 10 Minuten weg.", fragte er mich.
„Ja, denke schon. Ich glaub, ich weiß ungefähr wo die Hütte ist. Wir sollten fahren."
Diego nickte und fuhr los.
Ich verließ mich vollkommen auf meine Intuition und sagte ihm den Weg.
Ich rutschte während der Fahrt immer wieder auf meinem Sitz hin und her und versuchte vergeblich, dass meine Hände zu zittern aufhören.
Luther und Diego diskutierten vorne über die Fahrgeschwindigkeit.
„Alsoo, wollen wir jetzt vielleicht mal darüber reden was da heute Nacht los war?", flüsterte Klaus mir zu.
Mein Blick schwang zu ihm und ich blickte ihn verwirrt an.
„Was?", flüsterte ich zurück.
„Na du und der kleine Irre neben dir? Zusammen im Bett?", erwiderte er leise.
„Du spinnst doch.", erklärte ich lautstark.
„Wieso spinnt Klaus?", fragte nun Fünf und ich wünschte mir mal wieder vor Scham im Erdboden zu versinken.
„Ach, nur so."
Ich wandte mich wieder Klaus zu.
„Das war nur eine Ausnahme.", beantwortete ich seine Frage nochmal, was ihn zum Lachen brachte.
„Ja klar, wenn du es sagst. Wir können da ja auch später nochmal drüber reden, wenn gewisse Personen nicht zuhören.", sagte Klaus verschmitzt.
„Wieso hab ich das Gefühl, dass ich eine dieser Personen bin?", fragte Fünf leicht grinsend.
„Vielleicht, weil du eine der Personen bist.", antwortete Klaus stumpf.
Der Wagen hielt und ich blickte hinaus. Meiner Sicht bot sich ein Wald.
„Ab hier müssen wir laufen.", merkte Diego an und stieg ebenso wie wir anderen auch aus dem Wagen.
„Weißt du noch wo es lang geht, Tia?", fragte mich Klaus, denn ich drehte mich verwirrt umher.
„Ich habe keine Ahnung, aber es ist nicht weit. Aber wir müssen bald da sein, es wird irgendwas schlimmes passieren.", sprach ich meine Gedanken aus.
„Wir sollten uns aufteilen, dann finden wir sie wahrscheinlich am schnellsten, hat jeder sein Handy mit?", entschied Diego, woraufhin jeder nickte.
„Och ich dachte Zweierpärchen wären besser. Tia und Fünf könnten doch zusammen gehen.", sagte Klaus und zwinkerte mir zu.
Ich trat peinlich berührt zurück und antworte schnell: „Nein. Alleine gehen macht mehr Sinn, dann finden wir sie schneller."
Ich blickte zu Fünf.
Kurz blitzte etwas wie Verwirrung in seinem Blick auf, doch so schnell wie sie kam, war sie auch wieder von seinem Gesicht verschwunden.
Er nickte langsam und war im nächsten Moment verschwunden.
Auch ich drehte mich um und lief recht ziellos in eine Richtung.
Und das tat ich so lang, bis ich nur noch die Geräusche des Waldes vernahm und nicht mehr die aufgeregten Stimmen von Diego und Luther, welche sich wegen unwichtigen Sachen stritten, obwohl es doch jetzt wirklich wichtiger war, meine Mum zu finden.
Irgendwann vernahm ich leise klingende Geräusche und folgte ihnen.
Leise Violinmusik drang in meine Ohren und ich wusste, dass ich nah dran war, also lief ich schneller.
Ich erkannte die Hütte und versuchte zu ihr zu gelangen, doch es war so als würde der Wind sich gegen mich stellen.
Es war als würden Druckwellen vom Haus ausgehen, gegen die ich ankämpfen musste um zur Hütte zu gelangen.
Ich kämpfte mich immer näher heran und konnte laute Stimmen hören.
Ich öffnete die Tür einen Spalt und schob mich ins Zimmer.
Vor mir erblickte ich Vanya.
Sie hatte mir den Rücken zugekehrt und ihr gegenüber stand meine Mutter mit weit geöffneten Augen.
Sie gab mir sofort als sie mich erblickte mit den Augen zu verstehen, dass ich mich nicht einmischen sollte.
Ich presste mich also gegen die Haustür, schwieg und versuchte etwas von ihren Ausrufen zu verstehen, die durch die Druckwellen stark gedämpft waren.
Es schien als gingen sie von Vanya aus.
„Du hattest Angst davor, dass Dad mich für was Besonderes hält!", schrie Vanya.
„Du bist was Besonderes, Vanya! Mit oder ohne Kräfte!"
„Nein! Sag das nicht!"
„Bitte, Vanya. Lassen wir es hinter uns, es ist Vergangenheit."
„Du hast mein Leben ruiniert!"
„Das ist die Chance für einen Neuanfang."
„Oh ich mache einen Neuanfang, nur nicht mit dir, mit Leonard!"
„Mit Harold, meinst du?"
„Nein mit Leonard! Dem einzigen Menschen, der mich je so geliebt hat wie ich wirklich bin.
Sieh mir in die Augen und sag mir das du keine Angst hast.", sagte Vanya bedrohlich und die Töne wurden lauter und das Haus begann zu beben.
„Ich will nicht mit dir streiten."
„Dann geh!", schrie Vanya.
„Ich will dir doch nur helfen."
„Ich brauch keine Hilfe!"
„Vanya, ich liebe dich doch!"
„Sei still!"
Die Deckenlampe schwang umher, das Holz der Dielen begann zu knarren und der Wind heulte durchs Zimmer.
„Alles.. Alles okay?", fragte meine Mum nochmal.
„Du sollst gehen!", schrie Vanya erneut.
Ich spürte die Furcht in meinen Adern und doch stand ich stocksteif da und ließ bloß alles geschehen.
„Bitte, zwing mich nicht dazu."
Ich ahnte, was meine Mum vor hatte und wusste, ich musste sie beschützen, denn ich hatte die starke Intuition, das gleich etwas sehr schlimmes passieren würde.
Ich sprang also vor, während meine Mum: „Ich habe das Gerücht gehört, dass...", begann zu sagen, doch Vanya schlug im selben Moment mit ihrem Violinen Bogen in ihre Richtung.
Ich flog vom Luftausstoß ihres Schlages nach hinten und donnerte in die Wand.
Als ich den Kopf hob sah ich wie meine Mutter zusammenbrach.
Aus ihrem Hals quoll Blut und Vanya schrie immer wieder ihren Namen.
Ich schrie auf und versuchte zu meiner Mum zu kommen, doch etwas hinderte mich daran.
Ich blickte hinab, und ein längliches Stück des Balkens, bohrte sich durch meine Rippen und mein Oberteil war bereits blutrot getränkt.
Ich hatte keinen Schmerz gefühlt, denn all meine Gedanken waren bei meiner Mum, die nun reglos am Boden lag, während Vanya aufstand und mit einem Mann verschwand.
Ich bekam nur noch schwer Luft und meine Hand wanderte wie von allein zu meiner Jackentasche und zog langsam mein Handy heraus.
Ich drückte auf die erste Nummer die mir sinnvoll erschien.
„Tiana? Hast du sie gefunden?", erklang Fünf's Stimme aus meinem Handy und ich sammelte alle Luft die ich noch hatte um ihm zu antworten.
„Rette uns."
„Was? Tiana? Hallo? Antworte doch.", hörte ich noch, doch mein Handy war mir aus der Hand gefallen und ich versuchte, die Augen nicht zu schließen, doch irgendwann musste ich nachgeben und ein dunkles Schwarz umhüllte mich.

Schritte klangen in meinem Kopf nach, Wärme umhüllte mich und ich bildete mir ein seine Stimme zu hören, bevor ich in die Stille hineinfiel, wie in ein tiefes schwarzes Loch, ohne einen Ausweg in Sicht.

Tiana Hargreeves -umbrella academy-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt