Chapter 17 {season 1}

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Sonnenlicht flutete das Zimmer.
Es blendete mich, als ich meine Augen öffnete, doch das war nicht das Interessanteste, was ich sah.
Mein Gesicht war nur wenige Centimeter von Fünf's entfernt und seine Augen glitzerten im Licht der aufgehenden Sonne, welches durch das Fenster ins Zimmer hineinschien.
Er streckte seine Finger aus und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Hi.", murmelte er dann. Seine Stimme war noch kratzig und dunkel vom schlafen.
Ich konnte ihn nur mit weit geöffneten Augen anstarren.
Ich konnte die Situation in dem Moment gar nicht richtig realisieren.
Ich war noch müde und verwirrt, als ich begann los zu plappern: „Du... du bist wach. Wie geht's dir? Ich dachte du.."
„Alles gut bei mir.", unterbrach er mich, doch ich redete einfach weiter.
„Aber du.. du bist einfach zusammengebrochen. Du warst ohnmächtig. Richtig ohnmächtig. Du hast so viel geblutet. Überall war so unfassbar viel Blut. Wieso hast du nichts gesagt? Ich dachte wirklich das du vielleicht..", begann ich und die Situation überforderte mich so sehr, das ich einfach anfing zu weinen.
Ich schluchzte und versuchte vergeblich wieder ordentlich Luft zu bekommen.
Er umfasste mein Gesicht mit seinen Händen und wischte mir mit den Daumen die Tränen aus dem Gesicht.
„Bitte hör auf zu weinen, Tiana. Es ist doch alles gut."
Meine Atmung beruhigte sich und ich guckte ihn durch meine tränenverschleierten Augen an.
„Es ist alles gut. Ich bin ja hier.", sagte er leise und zog mich näher zu sich.
Ich schmiegte mich so nah an ihn wie es mir möglich war, legte meinen Kopf an seine Brust und durch den kräftigen Schlag seines Herzes den ich wahrnahm, beruhigte ich mich endlich.
Er hatte einen Arm um mich gelegt und hatte seinen Kopf auf meinem abgelegt.
So verbrachten wir stumm einige Minuten.
Es war das erste Mal seit Tagen, dass ich einmal an absolut gar nichts dachte.
Ich war einfach unglaublich erleichtert, dass er wieder wach war.
Meine aufgestaute Angst von gestern war gerade in mir explodiert, doch jetzt war sie wie weg geblasen.
Die Geborgenheit, die ich in diesem Moment empfand war einfach unbeschreiblich.
Bis plötzlich die Tür aufgerissen wurde.
Ich fiel vor Schreck aus dem Bett und Fünf setzte sich ruckartig auf.
„Oh wow Kindchen. So so.", säuselte Klaus, während er das Zimmer betrat.
Ich sprang auf und lief schnurstracks aus dem Zimmer.
„Wohin hast du es denn so eilig, Tiaaaa?", rief er mir lachend hinterher.
„Umziehen.", antwortete ich knapp und verschwand in meinem Zimmer.
Ich lehnte mich an die Innenseite der Tür und schloss die Augen.
Das war wirklich extrem peinlich.
Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich Klaus und Fünf vor mir.
„Jaja genau.", säuselte Klaus grinsend.
„Es ist doch auch egal, weil dich das gar nichts angeht."
„Also gibst du es zu?"
„Was genau soll ich denn überhaupt zugeben?"
„Na, dass du sie gern maaaagst."
Meine Sicht wurde wieder schwarz und ich stand wieder alleine in meinem Zimmer.
Eigentlich war es nicht wichtig, dass ich das Ende des Gesprächs nicht mitbekommen hatte.
Ich war mir seiner Antwort sicher. Wir waren schließlich Freunde.
Oder?
Naja egal. Insgeheim hätte ich seine Antwort doch ziemlich gerne gehört.
Ich schüttelte mit dem Kopf um die Gedanken abzuschütteln und machte mich fertig, wie ich es auch eigentlich vor gehabt hatte.

Frisch geduscht und mit noch feuchten Haaren trat ich aus der Tür und stieß prompt gegen eine Frau, die nur spärlich bekleidet war.
Sie blickte mich verwirrt an und spurtete dann die Treppen hinunter.
Ich schüttelte bloß den Kopf und folgte den Stimmen ins Erdgeschoss des Hauses.
Ich betrat die Küche, wo ich Luther und Fünf erblickte, welche am Tisch saßen während Klaus vor ihnen stand.
Ich setzte mich neben Klaus, gegenüber von Fünf an den Tisch, vermied jedoch den Blickkontakt mit ihm.
Ich wäre vor Peinlichkeit fast im Boden versunken und hoffte inständig, dass Klaus das nicht ansprechen würde, also ergriff ich direkt das Wort.
„Morgen Leute, kurze Frage: Wer war die Frau die mir vorhin erst in die Arme gelaufen und dann weggerannt ist?", fragte ich in die Runde.
Luther hielt sich die Hände vor den Kopf, während Klaus mich angrinste.
„Der Große hier wurde letzte Nacht endlich entjungfert.", erklärte er daraufhin.
„Würg.", brachte ich als Antwort raus.
„Können wir bitte über was anderes sprechen?", fragte Luther ruhig.
„Okay, dann fangen wir nun an. Her gehört. Man kann sowas nicht nett verpacken. Also sag ich es euch einfach.. Ich hatte gestern Kontakt zu Dad."
Klaus setzte eine dramatische Pause, in der Luther seufzte und Fünf sich einen Kaffee einschenkte.
„Du hast doch schon ewig nicht mehr mit den Toten gesprochen.", antwortete Luther misstrauisch.
„Ja richtig. Aber jetzt bin ich nüchtern."
Ich hielt ihm grinsend meine Hand hin, Klaus verstand und schlug ein.
„Total clean seid gestern. Und dann hatte ich ein Gespräch mit Daddy höchstselbst."
„Hat jemand was gegen Kopfschmerzen?", fragte Luther.
„Oberstes Regal, hinter den Keksen.", war Fünf's knappe Erwiderung.
„Glaubt ihr ihm etwas nicht?", fragte ich die beiden fast entrüstet.
„Was du nicht weißt Tiana, ist das Klaus sehr oft mal Wirres Zeug von sich gibt.", erwiderte Fünf, wodurch er mich zwang ihn anzusehen.
Seine Haare waren noch leicht strähnig und mit dem Schlafanzug, den er noch immer trug, sah er eigentlich ziemlich süß aus.
„Das stimmt zwar, aber Tiana hat recht, ihr solltest mir glauben. Das ist eine ernste Sache, Jungs.", stimmte mir Klaus zu, „Es ist wirklich passiert, ich schwöre."
„Okay nagut. Ich beiß' an. Was hatte der alte Mann denn zu sagen?", fragte Fünf.
„Naja er hat mir den üblichen Vortrag gehalten, wie ich wieder aussehe, was ich für ein Versager bin, tralala. Nichts neues. Selbst das Jenseits macht einen hartherzigen Arsch wie Dad nicht weicher. Aber er hat etwas wichtiges verraten über seinen Mord, oder den Mangel an selbigem, denn er hat sich selbst getötet."
Die Stille die entstand war bedrückend.
„Ich hab keine Zeit für deinen Blödsinn, Klaus.", tat Luther es ab und erhob sich.
„Ich sage die Wahrheit, Luther. Ich sage die Wahrheit!", verteidigte sich Klaus.
„Und wieso hat er das getan?", fragte Fünf.
„Er sagte, es war die einzige Möglichkeit uns alle nach Hause zu bringen.", erklärte Klaus plausibel.
„Nein. Dad würde sich nie umbringen.", entgegnete Luther.
„Du hast doch selbst gesagt, er war depressiv. Hat sich von früh bis spät in seinem Büro verschanzt.", sagte Fünf.
„Es gab keine Anzeichen. Selbstmörder zeigen bestimmte Tendenzen, ungewöhnliches Verhalten."
„So wie jemanden ohne einen Grund auf den Mond zu schicken?", fragte Klaus.
Luther's Miene verdüsterte sich und er brachte ein „Ich schwöre dir Klaus, wenn du lügst...", hervor.
„Es ist wahr. Es ist wahr.", rechtfertigte sich Klaus und trat einen Schritt zurück.
„Was Klaus sagt, ist korrekt.", kam plötzlich eine Stimme aus der Ecke der Küche.
Alle Blicke wandten sich zu ihm
Pogo kam auf uns zu. Ich hatte ihn noch nicht kennen gelernt, doch ich erkannte ihn von Fotos und den Geschichten meiner Mutter.
„Zu meinem Bedauern, habe ich eurem Vater bei diesem Plan geholfen. Grace ebenfalls. Es war für uns beide eine schwere Entscheidung. Vor dem Tod eures Vaters wurde Grace Programmierung verändert, sodass sie nicht mehr in der Lage war medizinische Hilfe zu leisten in dieser verhängnisvollen Nacht.", erklärte er.
„Der kranke Mistkerl.", war Fünf's Bemerkung dazu.
„Und das Überwachungsvideo?", fragte Luther.
„Das sollte den Verdacht erhärten, dass es Mord war. Euer Vater hatte die Hoffnung, dass wenn ihr gemeinsam ermittelt, euer Wunsch ein Team zu sein wieder aufleben würde."
„Und wozu das?", hinterfragte Fünf.
„Um die Welt zu retten, natürlich.", erklärte Pogo, als wäre es das Natürlichste der Welt.
Klaus lachte, doch es klang nicht ansatzweise ehrlich.
„Erst die Mondmission und jetzt das. Du hast mich im Dunkeln gelassen und nichts gesagt. Hast du sonst noch etwas zu erzählen, Pogo? Noch irgendwelche Geheimnisse?", erhob Luther seine Stimme.
Fünf und Klaus versuchten ihn zu beruhigen, doch er ignorierte sie vollkommen.
„Nein. Ich beruhige mich nicht. Wir wurden belogen, von dem einen in dieser Familie, dem wir alle vertrauten."
Er war tief verletzt und dieses Gefühl schwang in seinen Worten mit, doch Pogo schien sich mit der ganzen Sache auch nicht wohl zu fühlen.
„Es war der letzte Wunsch deines Vaters, Luther. Ich... hatte keine Wahl.", erklärte Pogo traurig.
Luther trat vor ihn und murmelte nur noch „Es gibt immer eine Wahl.", bevor er das Zimmer verließ.
Ich wandte meinen Blick zu Fünf, der sich durch seine Haare fuhr.
„Ich muss nachdenken.", sagte er dann und war im nächsten Moment fort.
Auch Pogo hatte den Raum verlassen.
Ich hatte mich aus dieser Unterhaltung vollkommen enthalten, denn die emotionale Last die in jedem ihrer Worte zu spüren gewesen war, erdrückte mich vollkommen.
Ich stand auf und machte mir einen Kaffee, da ich die Stille im Raum recht beklemmend fand.
Ich räusperte mich und blickte zu Klaus, der sich gegenüber von mir auf einen Stuhl fallen ließ.
„Da waren's nur noch zwei.", gab ich von mir um die gedrückte Stimmung etwas aufzulockern.
„Drei."
„Oh ist Ben hier?"
Klaus klopfte auf den Stuhl neben sich.
Ich blickte kurz dorthin und ein leise ‚hallo' verließ meinen Mund.
Die Stille war nicht auszuhalten und ich war sie bei Klaus auch definitiv nicht gewöhnt.
Ich füllte meinen Kaffee in einen To Go Becher um und verabschiedete mich mit den Worten: „Ich geh dann mal."
Auf dem Weg nach oben zu seinem Zimmer, wo ich ihn vermutete, zog ich mein Handy aus meiner Tasche und wählte die Nummer meiner Mutter.
Ich blieb oben im Flur zwischen den Zimmern stehen, während mein Handy tutete.
„Hey Mum, wo bist du?"
„Tiana? Bist du das? Das Internet.... schlecht. ... versteh... nicht viel.", hörte man stockend aus meinem Telefon.
„Mum? Ja ich höre dich was machst du? Und wo bist du? Ich mach mir Sorgen."
„Noch im Krankenhaus...Vanya.. Hütte im Wald... muss los."
„Geh da nicht alleine hin! Warte bis wir hinterher kommen können."
„Was? Ich hör nichts, ich leg auf."
„Mum? Hallo?", fragte ich, doch sie hatte bereits aufgelegt. Ich wählte gerade erneut ihre Nummer, als die Tür neben mir aufflog und Fünf hinaus trat.
Er umfasste mein Handgelenk und zog mich förmlich in Klaus Zimmer hinein.
„Hey!? Was soll das?"
Wir betraten Klaus Zimmer und ich machte mich von ihm los.
Klaus lag auf seinen Bett und starrte an die Decke, doch er wandte seinen Blick zu uns, als Fünf zu sprechen begann: „Steh auf. Wir gehen."
„Wohin?"
„Die Welt retten."
„Oh das. Ja okay.", Klaus stand auf und zog sich ein Shirt über.
„Also, Pogo sagte, Dad hat sich getötet damit wir zurückkommen."
„Ja und?"
„Und ich hab überlegt. Ich musste in die Zukunft springen um es zu erfahren, aber Dad kann nicht durch die Zeit springen und er hat sich bestimmt nicht zufällig genau eine Woche vor dem Weltuntergang getötet."
„Naja, der Alte war..", begann Klaus, doch Fünf unterbrach ihn.
„Sag nichts. Das war keine Frage. Tatsächlich hat er uns doch schon immer erzählt, dass wir die Welt eines Tages vor der Apokalypse retten müssen."
„Aber das hat er uns doch nur erzählt, damit wir endlich abwaschen."
„Das dachte ich auch, aber was, wenn der Alte wirklich wusste was passieren wird?"
„Aber woher denn?", schaltete ich mich nun auch ein.
„Keine Ahnung. Aber Tatsache bleibt, dass sein verkackter Plan funktioniert hat. Wir sind alle zu Hause. Und wenn wir schonmal hier sind, retten wir doch die Welt."
„Oh ja? Nur wir drei?"
„Idealerweise nicht, aber ich muss nehmen was ich kriege.", sagte Fünf während wir das Zimmer verließen.
„Na danke auch.", merkte ich an und sein Blick fand den meinen.
„Du weißt so meinte ich das nicht.", rechtfertigte er sich.
„Klar."
„Wo warst du denn?", fragte Fünf dann Diego der gerade an uns vorbei lief.
„Gefängnis. Lange Geschichte. Wo ist Luther?"
„Haben ihn seit dem Frühstück nicht gesehen.", antwortete Fünf.
„In zwei Tagen geht die Welt unter und er meint er braucht erstmal Zeit für sich.", erklärte Klaus.
Diego hatte sich in der Zwischenzeit seine Weste angezogen.
„Scheiße. Allison ist in Gefahr. Wir müssen los."
„Was?!", stieß ich aus und trat einen Schritt zurück.
Diego scheuchte uns die Treppen hinunter während er weiter sprach.
„Wir wollten gestern gemeinsam zu dieser Waldhütte seiner Großmutter gehen, aber dann wurde ich verhaftet und jetzt ist sie alleine dort und ich habe nichts mehr von ihr gehört seit dem."
„Ich hab mit ihr telefoniert vorhin, aber die Verbindung war schlecht und ich konnte nicht nochmal anrufen, weil mich jemand plötzlich in ein anderes Zimmer gezerrt hat.", erklärte ich leicht wütend und wand meinen Blick Fünf zu.
Er schloss seine Hand um meine und im nächsten Augenblick saßen wir im Auto.
„Ich wollte dich nicht so grob weg zerren, wie du es so schön ausgedrückt hast. Ich.."
„Es ist alles in Ordnung , ich hab gerade einfach überreagiert, ich bin nur verwirrt und gestresst.
Ich.. hab ein ungutes Gefühl wegen Mum.
Ich will nicht das ihr etwas passiert."
Ich hielt ihm als Friedensangebot den Kaffee Becher in meiner Hand hin, den ich bis jetzt unbewusst weiter in meiner Hand gehalten hatte.
„Oh Kaffee, super danke.", sagte er erfreut und nahm mir den Kaffee ab.
Seine Freude darüber brachte mich zum lächeln.
Nun kamen auch die anderen und quetschten sich zu uns ins Auto hinein. Und Diego fuhr in rasantem Tempo los.

Tiana Hargreeves -umbrella academy-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt