8. Vavajo

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Der Regen verzog sich und machte einem leichtem Nebeln Platz. Link hatte sich mittlerweile beruhigt und saß mit mir am Tisch. Ich war noch immer etwas erschrocken über seine Emotionen von heute morgen, aber allmählich hatte er sich beruhigt und auch bei mir sofort entschuldigt. Natürlich hatte ich ihm verziehen. Ich sah ihn an. "Link?" "Hm?" er blickte zu mir auf. "Warum hattest du heute solche Aussetzer? Die kamen mir sehr komisch vor und.. Ich mache mir sorgen." Er schien erst nicht zu verstehen, doch dann antwortete er und erzählte was ihn bedrückte. "Die Königsfamilie regiert seit Jahrhunderten über dieses Land. Es ist immer recht friedlich und alle verstehen sich gut. Bis vor vier Jahren, als ich ein Mädchen hier in der Nähe kennenlernte. Ich.." Er stockte kurz, als würde er sich überwinden müssen, weiter zu erzählen. "Sie war meine beste Freundin und Partnerin. Wir kannten uns in und auswendig, reisten quer durch Hyrule und sammelten viele Erinnerungen, die ich nie vergessen werde. Irgendwann kamen wir zum Königshof und wurden gebeten, eine besondere Schmuckart zu finden, welche als längst verschollen galt. Sie hatte damals Freudestrahlend angenommen.." Er griff zu seinem Becher und trank einige Züge, bevor er fortfuhr. "Ich ging damals nicht mit, da diese Unternehmung mir eine Nummer zu groß war und ich nicht mit dem Königshaus verbunden werden wollte. Ich mag Adel nicht sehr. Nun, wir haben uns furchtbar gestritten, da sie es genau anders empfand, als große Chance um vielleicht sogar berühmt zu werden und sich darauf etwas aufzubauen. Und am Ende ging sie alleine.." Ich schluckte, denn ich hatte unfassbare Angst vor dem, was als nächstes kommen würde. Link senkte den Blick und schniefte leise. "Sie kam nie wieder zurück..."

Mehr musste er nicht mehr sagen. Konnte er auch nicht. Er saß einfach da und starrte ins leere. Er tat mir so leid. Ich wusste, niemand konnte ihm helfen oder seine Trauer nehmen. " Es tut mir wirklich leid Link.." flüsterte ich und rückte etwas näher. "Ich werde sie niemals wiedersehen.. Nie wieder." Seine Worte brachen mich. "Aber am Ende konntest du doch nichts dafür.." sagte ich und versuchte, seinen Blick zu fangen. Vergebens. "Ohh doch, ich hätte mitgehen sollen. Vielleicht wäre sie dann noch hier.. Bei mir.. Am Leben.." Salzige Tränen fielen auf den alten Holztisch und verfärbten sich in dunkles Braun. Nicht von ihm. Sondern von mir. Er bemerkte es nicht und stand auf, worauf ich sie mir schnell aus dem Gesicht wischte und die Nase hochzog. Nun verstand ich seine Reaktionen heute morgen und eben, alles machte Sinn. Link drehte sich zu mir um. "Deswegen möchte ich dich nicht hier lassen. Ich kenne dich erst seit einigen Wochen und trotzdem fühle ich mich, als würde ich dich seit Jahren kennen. Und das lasse ich kein zweites mal los." Und so waren wir hier, eine Fremde aus einer anderen Welt und ein junger Mann, der diese Fremde auf merkwürdige Art und Weise brauchte. Ich verstand nichts, meine Nerven waren zu sehr strapaziert und somit rieb ich mir die Schläfen, um wieder zu klaren Gedanken zu kommen. " Ich weiß was da hilft.." sagte seine Stimme sanft. Da war sie wieder. Diese ruhige Stimme, die mich alles vergessen lies. Auch wenn ich nicht verstand, weshalb. "Du kannst es dir aussuchen. Entweder.." er ging zu einem Schrank mit den verschiedensten Kräutern, Gewürzen und Balsamen. Öffnete eine kleine Klappdose und zeigte mir den Inhalt. Ich dachte, ich sah nicht recht. Grünes Kraut, süßlich riechend leuchtete mir entgegen. "Pack das weg!" zischte ich. Verdutzt sah er mich an. "Was hast du denn?" "Da wo ich herkomme sind Dinge wie diese streng verboten." flüsterte ich. "Mag ja sein, aber hier nicht. Warum sollte man sowas verbieten?" fragte er mich und darauf wusste ich nicht zu antworten. Der Typ brachte mich um. Ich zuckte mit den Schultern. Link legte den Kopf schief und schloss das Döschen. "Na gut, dann eben Option zwei." grinste er und zog mich nach draußen. "Kannst du mit Pferden umgehen?" fragte er mich und ich nickte kurz. "Bin gespannt, wie gut." Er pfiff nach Epona und hievte mich wieder auf ihren Rücken. "Wir werden dir heute bereits eines der Pferde von Oboro aussuchen. Je eher du eine Bindung aufbaust, desto besser." meinte er und wir zogen zum Dorf. Mich fröstelte es leicht. Der Nebel zog sich in meine Kleidung und legte sich nasskalt auf meine Haut. Link schwieg während des Weges und Epona stupste ihn öfters freundlich an. Sie wusste von seinem Leid und tat ihr bestes, ihm zu helfen. Unten im Dorf angekommen, stieg ich selbst ab und blickte mich um. Link lies Epona vorlaufen und wir gingen ihr nach. Der Stall war selbst nicht allzu groß, einige Ziegen, vier Kühe und mehrere große Pferde standen zwischen Heuraufen und fraßen sich satt. Der Geruch von Heu und Holz zog in meine Nase.. Es entspannte mich und wir begrüßten Oboro, der uns gleich zu einem der Tiere führte, das uns mit klugen Augen ansah. "Das ist Navajo. Er sieht nicht nach viel aus, ist aber klug und erschrickt nicht so leicht." sagte er und ich strich über die weiße Schippe auf seiner Nase. Das Tier war ebenso groß wie Epona, besaß vier starke Beine und einen kräftig gebauten Rücken. Sein Fell war dunkelbraun und wurde von Schwarzen Haar in Mähne und Schweif abgerundet. Ein blaues und weißes Auge blickten mich freundlich an. "Awww, hallo du." sagte ich und schloss ihn sofort in mein Herz. "Sein Vater war ein Hengst in der Königsgarde." sagte Link und klopfte seinen Hals. "Er wird dich nicht im Stich lassen."

The Legend of Zelda - Blaue Augen lügen nicht. (LinkxReader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt