9. Wasserquellen und Sanduhren

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Ich mochte den Hengst. Er hatte ein sanftes Gemüt und wirkte sehr beruhigend auf mich. Ich nahm dankend das Halfter von Oboro und legte es Navajo an. Langsam lies er von dem grünem Heu ab und schlenderte hinter mir her, als hätte er alle Zeit der Welt. Lächelnd brachte ich ihn nach draußen und band ihn an einem der Zaunpfähle an der Koppel nahe des Stalls an. "Habt ihr Striegel und Hufkratzer da?" fragte ich und bekam eine Bürste gereicht, dazu einen Kamm und einen kleinen Metallhaken, welcher zum reinigen der Hufe funktionieren würde. Ich war sehr froh, einen Tierischen Kameraden zu haben, mit dem Ich auch etwas neues unternehmen konnte. Ich begann ihn von dem Staub im Fell zu befreien, wusch seine Beine und entfernte Knoten aus der Mähne, sowie auch Steine und Schmutz aus seinen Hufen. Er lies das alles über sich ergehen und schien die Kümmernde Art auch zu genießen. Nach zwei Stunden war ich endlich fertig und sah Link lächelnd an. Der grinste. "Ich will ja nicht unhöflich klingen, aber heute musst du definitiv Baden gehen.." sagte er und er hatte leider recht. Ich hatte seit Wochen nicht gebadet, aus Angst und zu wenig vertrauen. Höchstens mal die Haare am Bach, oder den Körper grob mit dem Waschlappen. Einfach genug, um hygienisch und nicht stinkend durch das Dorf zu laufen. Da bemerkte ich auch die Stiche in den Schultern und zuckte kurz zusammen. Navajo schwang seinen Kopf langsam zu mir und stupste mich an. "Hmm.." sagte ich langsam und band den Hengst ab, um ihn zurück zu führen. Nachdenklich schloss ich seine Stalltür und atmete tief aus. "Was ist los Kleine?" fragte seine Stimme mich. Lag da Besorgnis in ihr? Ich schüttelte den Kopf. "Alles gut. Ich denke zu viel nach, denke ich." "Bist du mit deinem Pferd zufrieden?" hakte er nach und lächelte, als  ihm zunickte. "Sehr gut. Wir lehren ihm morgen, auf deinen Pfiff zu hören. Er ist klug, dass wird nicht lange dauern." sagte er und wir gingen langsam zurück. Wir statteten Sira noch einen Besuch ab, wo Link Rezepte und Zutaten erwarb. Nachdem wir uns verabschiedeten und das alte Haus verließen, sank meine Stimmung. Murmelnd lief ich neben dem 26 Jährigem her und versuchte, meine Gedanken zu ordnen.

Der Weg war dieses mal länger als sonst. Vielleicht weil Link Epona im Stall gelassen hatte, oder weil wir einfach nicht miteinander redeten. Vielleicht wäre das genau jetzt wichtig gewesen, aber ich schwieg, genauso wie er. Bei ihm wieder angekommen, sortierte er seine neue Ware in Regalen und Schubladen und setzte den Kochtopf mit Wasser gefüllt über das Feuer. Ich sprach immer noch nicht. Zu tief war ich in Gedanken, die mich herunter zogen und mich gefangen hielten. Was war mit meinen Eltern, meinem Bruder oder mit meinen Tieren Zuhause? Werden sie mich suchen oder gar bemerken, dass ich weg war? So viele Gedanken in nur einem Knopf schmerzten und ich atmete erneut tief aus. Link sah zu mir rüber und schien zu überlegen. Kurz danach ging er in seinen Nebenraum und kam mit Handtüchern, einem kleinem Block Seife und Salbe zurück. Bückte sich zu mir runter und sah mir in die Augen, was mich aus meinem Gedankenwahn zurück holte. "Du solltest vor dem Essen baden. Das entspannt, vertrau mir." sagte er fast flüsternd und zog mich hoch. Meine Schultern und Beine schmerzten stärker und ließen mich seufzen. "Nana, bleib anständig du." grinste er, doch selbst mit seinem Witz nahm er mir nicht meine Gedanken. Düstern schaute er mich an und führte mich aus dem Haus, ging einige Minuten neben mir in eine andere Richtung des Waldes und zeigte mir die Quelle, von der er damals sprach. "Hier, das Wasser wird deine Wunden ausspülen. Es wird erst wehtun, aber bleibe mindestens 10 Minuten drin, verstanden?" sagte er drückte mir die Sachen in den Arm. "Ich hole dich in 30 Minuten wieder ab. Oder soll ich bleiben?" scherzte er und fing sich einen bösen Blick von mir ein. "Immerhin hörst du mir zu." kicherte er und ging. Ich sah ihm nach. Konnte ich ihm vertrauen oder wartete ich einfach an einem der Bäume? Ich sah zu der Quelle, aus welcher Wasserdampf aufstieg. Zu verlockend. Mein Körper überredete mich und ich stellte die kleine Sanduhr auf, welche Link mir gegeben hatte. Auf die musste ich besonders achten, wenn ich nicht wollte, dass Link mehr als nur mein Schlüsselbein sah. Ich ächzte vor Schmerz, als ich die Verbände an meinen Schultern abzog. Die Kruste lies kaum nach und wurde teils von dem Verband abgerissen, was es nicht vereinfachte. Der Kleidung entledigt sah ich mich noch ein letztes mal um. Niemand zu sehen oder zu hören. Also rein. Wird schon gehen. Ich zitterte vor kälte, während ich einen Fuß in das Wasser gleiten lies. Und wäre freudig beinahe reingesprungen, als die Hitze sich um meine Haut legte. Wie unfassbar warm. Langsam lies in mich voll in das Wasser gleiten und wurde beinahe überreizt durch den warmen Dampf und das heiße Wasser, meine Muskeln nachgebend und sich entspannend. Es zog unheimlich, als das Wasser sich in meine Wunde zwängte und reinigte. Rostige Blutreste verschwanden in dem Blau und Salz legte sich auf meine Schultern. Es kribbelte und ich sah langsam zur Sanduhr. Wenn sie richtig ging, hatte ich noch 20 Minuten bis er wieder kommen würde. Ich atmete erleichtert aus. Alles gut. Und wirklich, als wäre das Wasser heilig, verschwanden die Gedanken, die Sorgen. Ich konnte nun eh nichts ändern. Ich musste positiv bleiben und sehen, wie ich an neue Informationen kommen konnte. Es wird schon, ich war ja nicht alleine.. Nicht alleine.. Ich schrak hoch, als ich das Wasser plötzlich an meiner Nase spürte. Jetzt war ich doch tatsächlich an diesem Ort eingeschlafen.

The Legend of Zelda - Blaue Augen lügen nicht. (LinkxReader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt