Kapitel 18

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---Seine Sicht---
Sie sieht mir in die Augen und ich spüre, wie mir ganz heiß wird. Es war ein Fehler, ihr körperlich so nahe zu kommen, das weiß ich jetzt. Aber losreißen kann ich mich nicht. Ihr scheint es genauso zu gehen, denn wir stehen uns eine gefühlte Ewigkeit nur gegenüber und sehen uns in die Augen.
„Sieh woanders hin!", sagt eine Stimme in mir.
„Küss sie!", sagt die andere. Ich weiß, dass ich auf das Engelchen auf meiner Schulter hören sollte, aber die Stimme des Teufelchens wird immer lauter.
„Sieh woanders hin!", befiehlt der Engel.
„Küss sie! Du willst es, gib es zu!"
„Nein, will er nicht! Dreh dich um und hör auf sie anzustarren!"
„Er starrt sie gerne an! Los, küss sie. Sie wartet darauf! Mach schon!"
„Hör nicht auf ihn. Er will dich nur verführen. Umdrehen und weggehen! Das solltest du tun!"
„So ein Quatsch! Du weißt doch genau, was du willst! Gib nach! Es ist das Richtige!"
„Nein, das Richtige ist, deiner Verlobten treu zu bleiben!"
„Dafür ist es sowieso schon zu spät. Du hast sie schon einmal geküsst."
„Und das darf nicht noch einmal passieren. Du bist verlobt!"
„Verlobungen sind nicht bindend. Ehen sind bindend. Du kannst das verhindern."
„Du willst es doch gar nicht verhindern. Du liebst Fleur und sie dich. Du wirst sie totunglücklich machen."
„Sie muss es ja nicht erfahren!", schlägt der Teufel vor.
„Das ist Ehebruch! Du willst das doch gar nicht tun!"
„Doch, sonst hätte er sich schon längst umgedreht!"
„Dafür wird es wirklich langsam Zeit! Sieh sie nicht so an, als würdest du sie ausziehen wollen!", schreit der Engel.
„Halt die Klappe, genau das will er doch!"
„Nein! Das ist moralisch nicht zu akzeptieren. Überleg doch mal, wie du Fleur und Charlie damit wehtun würdest!"
„Du musst auch an dich denken. Es ist doch nur ein Kuss!"
„Dabei wird es aber nicht bleiben, wenn du nicht langsam mal auf die Bremse drückst."
„Du willst sie küssen, also tu es!", ruft der Teufel.
„Sie wird sich nicht für dich entscheiden! Sie wird bei Charlie bleiben! Weil sie ihn liebt, das weißt du genau! Also erspar es dir, noch einmal verletzt zu werden und schau endlich woanders hin.", schreit der Engel. Das rüttelt mich wach. Doch als ich gerade einen Schritt zurückmachen will, legen sich zwei Hände auf meine Brust und ich spüre Scarletts Lippen auf meinen. Und sofort stürzt Engelchen von meiner Schulter. Meine Brust scheint beinahe zu explodieren und mich nimmt eine Gänsehaut in sich gefangen, als ihre Hände über meine Brust meinen Hals hinauf wandern und sich schließlich in meinen Haaren vergraben. Ich kann ein Seufzen nicht unterdrücken.
Sie lehnt sich an die Wand hinter ihr und zieht mich näher zu ihr. Der Verführung, ihr noch näher zu kommen kann ich nicht widerstehen. Der Kuss wird immer leidenschaftlicher, als sie den Mund öffnet, und macht mich ganz verrückt. Ich will mehr. Viel mehr. Alles eigentlich. Ohne es zu bemerken habe ich die Hände unter ihr Shirt geschoben und es etwas hochgezogen. Ihre Hände fahren meine Arme entlang bis sie an meinen Händen angekommen sind und sich dort mit meinen verschränken. Es ist wie früher. Das Gefühl, sie nie wieder loslassen zu wollen, nie aufhören zu wollen sie zu berühren und zu küssen, für immer so verweilen zu wollen. Und genauso wie früher raubt sie mir die Luft zum Atmen. Mittlerweile stehen wir so eng umschlungen in der Küche, dass keine Blatt Papier mehr zwischen uns gepasst hätte.

---Ihre Sicht---
Meine Hände fahren über seine Brust und seinen Bauch und spüren seine Muskeln. Als ich sie dann wieder in seine Haare gleiten lasse, stöhnt er kurz auf, was mich nur noch verrückter macht. Sein heißer Atem streift über mein Gesicht und seine Hände schieben sich unter mein Top, während seine Lippen über meinen Hals wandern, was mir ein Seufzen entlockt. Ich kann mir denken, was passieren wird, wenn ich das hier nicht stoppe, aber ich kann es nicht. Und wenn ich ehrlich bin, will ich es auch gar nicht stoppen. Das einzige, was ich will ist er. Ich will nur ihn.
Ich lasse mich von ihm hochheben und schlinge die Beine um seine Hüfte. Er trägt mich die Treppe rauf, ohne von mir abzulassen. Dann tritt er die Schlafzimmertür auf und stellt mich wieder auf den Boden. Die Tür fällt ins Schloss und er zieht mich wieder an sich.

„Was haben wir nur getan!", sage ich fassungslos, als wir schwer atmend nebeneinanderliegen. Will hat die Augen geschlossen und die Arme hinter den Kopf gelegt. Ich drehe mich mit dem Rücken zu ihm und spüre eine Träne meine Wange herunterlaufen. Wenig später schmecke ich etwas Salziges und schluchze auf.
Was haben wir nur getan! Ich habe Charlie betrogen. Mit seinem Bruder meinem Ex der morgen heiratet. Wie kann sowas nur passieren? Das hätte nie passieren dürfen! Ich spüre eine warme Hand auf meiner Schulter und zucke zusammen.
„Fass mich nicht an!", zische ich, aber seine Hand bleibt, wo sie ist. Als ich wieder aufschluchze, legt er seinen Arm um mich. Zu meinem eigenen Missfallen genieße ich es. Es gibt mir Halt.
„Hat es sich bei dir auch so richtig angefühlt?", will er wissen.
„Das hätte nie passieren dürfen."
„Ist es aber."
„Das ändert nichts an der Tatsache, dass es falsch war." Eine Weile sagt er gar nichts. Wir liegen einfach nur aneinander gekuschelt da.
„Es hat sich aber nicht falsch angefühlt.", sagt er nach einer halben Ewigkeit, aber ich antworte nicht. Ich kann nichts sagen, ohne mich selbst zu belügen. Er hat Recht. Es hat sich so gut angefühlt. Es war so verdammt wunderschön, aber das kann ich nicht zugeben. Es würde das Ende mit Charlie bedeuten. Und ich kann ihn nicht verlassen.
„Liebst du Charlie?", fragt er nach einer Weile.
„Ja.", antworte ich sofort.
„Und liebst du mich?", fragt er leise. Ich habe Angst. Angst vor mir selbst und der Antwort, die ich schon längst kenne, aber mich nicht auszusprechen traue. Es ist Verrat. Und etwas Schlimmeres kann man einem Menschen nicht antun. Aber man soll auch nicht Lügen.
„Ja.", sage ich schließlich. Zuerst passiert gar nichts, dann spüre ich plötzlich seine Lippen, die meinen Hals küssen.
„Will!", sage ich in der Hoffnung er hört auf. Aber das tut er nicht. Er zwingt mich vorsichtig aber so, dass ich keinen Widerstand leisten kann, mich auf den Rücken zu legen und küsst mich sanft auf den Mund. Diesmal hat mein Verstand die Protestschreie unterlassen. Ich erwidere den Kuss und spüre wenig später seine Hand an meiner Taille.
„Es ist nicht falsch.", sagt er, küsst mich aber sofort wieder. „Für mich zumindest nicht und für dich auch nicht. Du musst es dir nur eingestehen ... Ich habe meine Entscheidung getroffen ... Jetzt musst du deine treffen, Engel!", sagt er, während er sich immer wieder unterbricht um mich zu küssen. Dann löst er sich ganz plötzlich von mir, steht auf, sammelt seine Klamotten ein und geht aus dem Zimmer.
Ich liege immer noch starr da und spüre seine Küsse. Ich fahre mit den Fingern über meine Lippen und schließe für einen Moment die Augen.
Will ist weg.
Nur noch ich bin im Zimmer. Alleine mit einer Frage, deren Antwort ich selbst gar nicht wissen will.

Verhängnisvolle Liebe (Charlie/Bill Weasly ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt