~ O.C. California
---Ihre Sicht---
Ich schlage die Augen auf und blinzele in die Sonne, die durch mein Zimmerfenster scheint. Mein Wecker klingelt wie verrückt, aber ich schaffe es nicht, ihn zum Schweigen zu bringen. Also werfe ich ihn kurzerhand gegen die Wand. Aber er verstummt noch immer nicht. Ich seufze und quäle mich aus dem Bett. Dann hebe ich das Folterinstrument auf, um es endlich auszuschalten.
„Scar! Wieso machst du so einen Krach?", schreit Ben aus der Wohnzimmer. Moment mal...! Wohnzimmer? Wie ist er da ohne Hilfe hingekommen? Ich ziehe mich schnell um und laufe aus dem Zimmer. Und tatsächlich sitzt Benny schon fertig angezogen auf dem Sofa.
„Frag nicht!", sagt er, als ich schon den Mund aufmachen will. „Übung macht den Meister!", erklärt er und folgt mir in die Küche, wo ich ihm sein Frühstück vor die Nase stelle.
„Wie lange arbeitest du eigentlich?", fragt er.
„Bis halb fünf! Kommst du solange klar?"
„Wie oft denn noch? Ich schaff das alleine!"
„Na schön.", sage ich und seufze. Richtig überzeugt klang das nicht.
„Guck nicht so! Ich schaffe es sogar, mich alleine anzuziehen, alleine auf die Toilette zu gehen, mir alleine was zu essen zu machen und alleine Bahn zu fahren. Trau mir doch auch ein kleines bisschen mehr zu!"
„Du bist alleine Bahn gefahren?", frage ich etwas geschockt.
„Ja, Brad konnte mich nicht von der Schule abholen und deshalb bin ich mit der Bahn gefahren.", erklärt er.
„Weißt du, was da alles hätte passieren können?", frage ich schockiert.
„Nicht das schon wieder! Ich kann auf mich selbst aufpassen, Scar!"
„Wenn wieder mal sowas ist, dann ruf an. Dann komm ich dich abholen!"
„Wieso denkst du eigentlich, dass ich nichts alleine hinbekomme? Ich bin 15! 15! Da werde ich doch wohl alleine Bahn fahren dürfen!"
„Ich mach mir eben Sorgen um dich. Wenn etwas passiert... Du weißt, dass du dir oft nicht selbst helfen kannst."
„Scar! Du bist nicht meine Mutter, also lass mir wenigstens etwas Freiraum. Ich habe es satt ständig behandelt zu werden, als wäre ich 5 oder so! Ja, ich habs nicht leicht, aber das heißt nicht, dass ich die Vergangenheit nicht ruhen lassen kann."
„Na schön! Aber pass auf dich auf!", sage ich.
„Danke!", sagt er und will noch etwas hinzufügen, als er durch das Klingeln der Tür unterbrochen wird. „Oh, das ist Brad. Ich muss los!", sagt er und verlässt die Wohnung.
Ich blicke auf die Uhr und stelle fest, dass ich auch langsam los sollte. Also schnappe ich mir meine Tasche und setze mich in die nächste Bahn.
„Morgen, Scar!", sagt Chris fröhlich, als ich die Bäckerei betrete, und kippt ein Dutzend frisch gebackener Brezeln in einen Behälter hinter der Theke.
„Morgen!", sage ich und gähne einmal.
„Wow! Da ist aber jemand müde!", grinst er und wirft mir die Arbeitsschürze zu, die ich mehr oder weniger geschickt auffange.
„Bin Langschläfer!", erkläre ich. „Wie kann man früh morgens nur so gut gelaunt sein?", frage ich dann.
„Ich mach das hier schon seit... Lass mich rechnen... Seit sieben Jahren. Irgendwann gewöhnt man sich dran!", sagt er.
„Na, dann hoff ich mal, dass das dran gewöhnen schnell geht.", murmele ich und helfe ihm beim Einräumen.
„Schönen Tag noch!", verabschiede ich die ältere Frau. Ich will mich schon freuen, da ich jetzt wohl eine kleine Pause bekomme - denn der Laden ist leer - als die Tür erneut schellt. Ich setze mein Dauergrinsen wieder auf und begrüße den jungen Mann, der die Bäckerei gerade betreten hat. Sein Blick ist auf die Zeitung in seiner Hand gerichtet.
„Guten Morgen!", sage ich.
„Morgen! Das Übliche!", sagt er, ohne mich anzusehen.
„Entschuldigung, aber ich arbeite erst seit heute hier!", sage ich.
„Oh!", sagt er und blickt auf. „Tut mir leid. Eine Butterbrezel und zwei Donuts!", sagt er lächelnd und ich mache mich ans Tüten packen. In diesem Moment kommt Chris aus dem hinteren Teil des Ladens, wo die Backöfen stehen. Als er den Mann sieht, hellt sich seine Miene auf.
„Oh! Hey Charlie! Ich dachte schon, du kommst heute nicht."
„Eure Donuts sind die besten der Stadt. Das lass ich mir doch nicht entgehen!", antwortet der Mann, der anscheinend Charlie heißt.
„Das ist übrigens Scarlett Jones! Neue Mitarbeiterin!", erklärt er, während Charlie mir das Geld in die Hand drückt.
„Freut mich, ich bin Charlie Weasley!"
„Freut mich auch!", sage ich.
„Wie lange bleibst du noch in London?", fragt Chris.
„Noch sechs Monate!", antwortet Charlie.
„Ich hoffe, du lässt uns dieses Mal auch nicht hängen?", fragt Chris.
„Nein! Wie gesagt, die Donuts lass ich mir nicht entgehen!", grinst Charlie.
„Toll! Dann bis morgen!"
„Ja, bis dann! Ciao Scarlett!", sagt er und verlässt den Laden.
Chris grinst und meint: „Merk dir die Bestellung. Er kommt jeden Tag."
„Ich glaub, das krieg ich hin.", sage ich, kann aber meinen Blick erst von Charlie wenden, als er hinter dem nächsten Hochhaus verschwindet.
Am nächsten Tag kommt Charlie tatsächlich wieder. Ich reiche ihm die schon fertig gepackte Tüte, bevor er den Mund überhaupt aufmacht.
„Wow! So schnell war Chris noch nie! Willst du mich loswerden?", lacht er, wobei seine schokoladenbraunen Augen aufblitzen. Ich kenne dieses Lächeln, genauso wie die Augen. Sie kommen mir bekannt vor. Dieses intensive braun... dieses unverwechselbare Glänzen... Sie sind treu und ehrlich und strahlen eine undefinierbare Freude aus. Ich müsste wissen, an wen sie mich erinnern.
„Tja, du hast mich durchschaut.", sage ich gespielt reumütig.
„So schnell nicht! Ich hätte noch gerne einen Kaffee!", sagt er grinsend.
„Wenn es sein muss!", sage ich und seufze, woraufhin er zu lachen beginnt. Ich lächele mit und schalte die Maschine ein. Wenig später tauschen wir dann Geld gegen Kaffee.
„Vielen Dank, schöne Frau!", grinst er.
„Sehr gerne!", grinse ich zurück. Er zwinkert und verlässt den Laden.
„Wow! Mit Charlie hast du dich ja schnell angefreundet.", lacht Chris, der gerade neben mir aufgetaucht ist.
„Er ist nett!", sage ich nur, zähle aber noch mehrere tolle Eigenschaften in Gedanken auf.
„Ein Wunder, dass er überhaupt so viel mit dir redet. Normalerweise ignoriert er jede Frau, der er über den Weg läuft. Er ist sehr wählerisch seit ihn seine Ex sitzengelassen hat naja, wohl eher er sie, aber nur weil sie ihn betrogen hatte aber egal. Aber ich verstehe ihn. Ich erwisch auch immer die Falschen."
„Du scheinst ihn ja gut zu kennen!"
„Ja, wir waren auf derselben Schule, ich zwei Jahre über ihm. Aber wir haben beide in derselben Sportmannschaft gespielt.", erklärt er.
„Achso. Sag mal, hat er Geschwister?"
„Ja, wieso fragst du?"
„Er erinnert mich an jemanden, ich weiß nur nicht, an wen?"
„Naja, die Geschwister-Liste ist lang: sechs Brüder und eine Schwester. Ich kenne aber nur zwei von ihnen. Das waren die größten Chaoten der ganzen Schule. Zwillinge!", erklärt er.
„Ich kenne keine Zwillinge. Dann vielleicht einer der anderen. Wo bist du zur Schule gegangen?", frage ich.
„Ach, nicht hier in London!"
„Ah.", sage ich. Aber ich bin mir sicher, einen Funken Unsicherheit in seinen grünen Augen gesehen zu haben. Und er hat gezögert, als ich ihn nach der Schule gefragt habe. Jedoch gehe ich nicht weiter darauf ein, da eine neue Kundin den Laden gerade betreten hat.
DU LIEST GERADE
Verhängnisvolle Liebe (Charlie/Bill Weasly ff)
Fiksi PenggemarEntscheidungen... Sie sind schwer und fordern viel Nachdenken. Man muss sich genau überlegen, welchen Weg man einschlägt, die Vor- und Nachteile abwiegen. Man muss sich bewusst sein, dass man manche Entscheidungen nicht mehr rückgängig machen kann...