„Wann kommst du wieder?", frage ich Will.
„In zwei Wochen etwa.", sagt er.
„Oh, ich hasse deinen Job!", jammere ich und werfe mich in seine Arme, die er ausgebreitet hat. „Sicher, dass es zwei Wochen sind?", frage ich.
„Ja, tut mir leid.", sagt er.
„Wehe, ich bekomm keine Postkarte.", warne ich ihn. Er lacht und löst sich von mir.
„Inka oder Stadt?", fragt er. Ich zucke mit den Schultern.
„Beides.", grinse ich und umarme ihn noch einmal.
„Ok! Ich muss los, Scar. Ich bin schon viel zu spät dran.", sagt er.
„Na gut." Ich löse mich widerwillig von ihm und küsse ihn. „Bis dann!"
„Mach's gut, Scar." Damit greift er nach seiner Tasche und ist mit einem Knall verschwunden. Kaum ist er weg, renne ich so schnell wie möglich ins Badezimmer. Ich konnte den Brechreiz bis jetzt unterdrücken, aber mir ist speiübel. Den Weg zur Toilette schaffe ich gerade noch rechtzeitig. Bill ist für zwei Wochen arbeitsbedingt in Peru, ist aber eben erst abgereist. Ich habe da so eine Vorahnung was meinen gesundheitlicher Zustand angeht, aber ich will hier keine voreiligen Schlüsse ziehen. Außerdem muss ich zur Arbeit. Ich schnappe mir also meine Tasche, suche - wie so oft - den Geldbeutel und setze mich in den Bus. Ich komme mit den öffentlichen Verkehrsmitteln einfach besser klar, als mit meinem Auto. Und Bill ist das auch lieber. So ganz konnte er sich mit den Autos der Muggel nie anfreunden.
„Scar! Alles OK?", fragt Chris. Ich war schon wieder in Gedanken versunken. Er rüttelt wieder an meiner Schulter. „Scarlett!"
„Hä?", frage ich geistreich, als ich aufschrecke.
„Ist alles Ok?", fragt er.
„Äh... Ja klar!", sage ich, als mich plötzlich wieder die Übelkeit überrumpelt. Ich renne so schnell wie möglich auf die Toilette. Chris rennt mir hinterher, kann mich aber nicht rechtzeitig einholen. Schnell renne ich in die Kabine und schließe die Tür ab.
„Scarlett! Was ist denn los?", ruft er.
Ich lasse mich vor die Toilette fallen und übergebe mich sofort. Chris hat die Verfolgung anscheinend aufgegeben, denn er klopft weder an der Tür, noch sagt er etwas. Nach etwa zehn Minuten habe ich mich dann wieder beruhigt und torkele in den Verkaufsraum. Im Moment ist er leer, da Mittagspause ist - zum Glück. Chris sitzt an einem der Tische und schaut mich vorwurfsvoll an.
„Scar, wenn es dir nicht gut geht, dann solltest du nach Hause gehen.", sagt er
„Mir geht's gut. Ich kann arbeiten!", widerspreche ich.
„Ach komm schon! Du hast dich jetzt schon das zweite Mal heute von deinem Essen verabschiedet. Dir kann es gar nicht gut gehen. Hast du Fieber, oder so?", fragt er und steht auf. Als er eine Hand auf meine Stirn legen will, mache ich einen Schritt zurück.
„Nein, alles Ok!"
„Ach hör doch auf! Denkst du echt das glaub ich dir!" Er klingt beleidigt.
„Na schön, Ok! Ich weiß aber nicht, woran es liegt. Mir geht es seit Samstag so!"
„Und da kommst du arbeiten? Du solltest zum Arzt gehen.", schlägt er vor.
„Nein, ich habe eine bessere Idee. Ich bin mal kurz weg.", sage ich und renne an ihm vorbei aus der Bäckerei.
„Scarlett!", ruft er mir hinterher. „Warte doch mal!" Aber ich bin schon um die nächste Ecke gelaufen. Die nächste Apotheke ist zum Glück nicht weit entfernt. Nach fünf Minuten habe ich sie erreicht. Hastig stürze ich hinein und sehe mich um. Der Verkaufsraum ist bis auf eine ältere Frau vor dem Regal mit den Halstabletten leer. Suchend durchstreife ich die Regalreihen, aber finde nicht, was ich suche. Als ich die Reihe ein weiteres Mal ablaufe, sieht die Frau auf und sieht mir zu. Halstabletten, Übelkeit, Entzündungen, Fieber, Antibiotika, Schwangerschaftstests. Geht doch! Ich schnappe mir einen aus dem Regal und gehe zur Kasse. Der Blick der alten Frau verfolgt mich permanent. Als ich bezahlt habe, laufe ich so schnell ich kann wieder zurück in den Laden.
„Wo warst du denn?", fragt Chris und kommt auf mich zugelaufen, sobald ich zur Tür hinein komme.
„Keine Zeit!", sage ich und renne zur Toilette.
„Scar! Sagst du mir jetzt mal, was los ist? Langsam mache ich mir Sorgen um dich!", ruft er durch die Tür. Ich antworte nicht. Stattdessen starre ich den Test in meiner Hand an. Er zeigt noch nichts an.
„Scarlett! Ich bin dein bester Freund, also sag schon, was los ist."
Ich sage immer noch nichts, sondern starre weiterhin den Streifen an, auf dem sich mittlerweile ein Ergebnis ablesen lässt.
„Chris!", rufe ich durch die verschlossene Tür.
„Ja?"
„Ich weiß, warum mir so schlecht war."
„Das ist toll, aber willst du nicht mal die Tür aufmachen?"
„Achso, klar!", sage ich und öffne die Tür. Er sieht mich erwartungsvoll an und ich drücke ihm den Test in die Hand.
„Scar? Du... Du bist schwanger?"
„Sieht so aus, nicht?", sage ich, klinge aber nicht sonderlich begeistert.
„Das ist doch toll!", sagt er euphorisch.
„Und wie bring ich das jetzt Bill bei?", frage ich.
„Der freut sich bestimmt! Mach dir keine Sorgen!"
„Das sagt sich so leicht.", sage ich und denke automatisch an Leon.
„Mach dich nicht verrückt!", sagt er und nimmt mich in den Arm. „Er ist doch sowieso erstmal zwei Wochen lang weg."
Ich seufze und lege mir schon einmal ein Konzept zusammen, wie und wann ich es ihm sage. Und zwar Alles. Wenn Leon 14 ist, darf er die Adoptionsunterlagen ansehen und falls er das tut, sollte Will wissen, dass er einen Sohn hat.
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Verhängnisvolle Liebe (Charlie/Bill Weasly ff)
FanfictionEntscheidungen... Sie sind schwer und fordern viel Nachdenken. Man muss sich genau überlegen, welchen Weg man einschlägt, die Vor- und Nachteile abwiegen. Man muss sich bewusst sein, dass man manche Entscheidungen nicht mehr rückgängig machen kann...