„Ich muss hier weg!", sagt er leise und läuft an mir vorbei durch die Tür.
„Charlie! Bitte!", rufe ich ihm hinterher, aber er dreht sich nicht um, sondern rennt weiter die Treppen hinunter. Ich sehe ihm noch für einen Moment hinterher, dann breche ich weinend zusammen.---Seine Sicht---
„Von wegen du kannst nicht kochen. Um Charlie zu übertreffen musst du zwar noch üben, aber nicht schlecht gemacht.", lobt mich Mum. Ich grinse in mich hinein, denn eigentlich war es alleine Scarlett, die gekocht hat. Ich will gerade den Mund aufmachen um etwas zu antworten, als ich jemanden in einem Affenzahn die Treppe runterrennen höre. Wahrscheinlich ist das Ginny. Vielleicht ärgern sie Fred und George mal wieder. Aber es ist nicht meine kleine Schwester, sondern Charlie, der die Treppe hinunterstürmt. Er sieht stinksauer aus. Scar hat also mit ihm geredet. Auf der einen Seite freut mich das, auf der anderen macht es mich traurig, meinen eigenen Bruder so zu hintergehen. Er kommt geradewegs auf mich zu gerannt.
„Wie kannst du mir das antun?", brüllt er und schubst mich an der Brust nach hinten.
„Charlie!", ruft Mum erschrocken, aber er ignoriert sie.
„Charlie! Ich... Es tut mir Leid, aber...", versuche ich, mich zu entschuldigen.
„Es tut dir Leid? Ich bin dein Bruder! Wie konntest du nur? Das hätte ich nie von dir gedacht! Nie!"
„Lass es mich erklären!", sage ich ruhig.
„Ich will keine Erklärungen hören! Das hat Scarlett schon gemacht! Ich mach dich fertig, das schwöre ich dir!"
„Charlie, bitte! Ich kann..."
„Nein!", brüllt er und schlägt mir plötzlich ins Gesicht. Ein schrecklicher Schmerz breitet sich in meiner Nase aus. Es tropft Blut aus ihr. Hinter Charlie höre ich einen entsetzten Schrei von Mum, aber sie bleibt wo sie ist. Ich krümme mich etwas zusammen, da der Schmerz so plötzlich kam.
Charlie kommt wieder auf mich zu und brüllt weiter: „Hat es wenigstens Spaß gemacht? War es das wert? War es dir das wirklich wert, dafür deinen Bruder zu verarschen?"
„Ich wollte dich nie hintergehen, bitte glaub mir das!"
„Lügner! Du bist ein gottverdammter Lügner!", schreit er und schlägt wieder zu.
„Ah! Verdammt!", rufe ich. Ich wette, meine Nase ist jetzt mindestens zweimal gebrochen. Er drückt mich jetzt mit den Schultern gegen die Wand. Ich könnte mich wahrscheinlich gegen ihn wehren, aber ich würde nie zurückschlagen. Ich sehe ihn flehend an, aber seine Miene ist hart wie Stein.
„Hauptsache du bist glücklich, nicht? Scheiß doch auf meine Meinung. Bin ja nur ich!" Seine Worte treffen mich härter als seine Schläge. Er ist mir nicht egal, aber wie kann ich nach Allem, was passiert ist, noch hoffen, dass er mir das glaubt? „Ich bin weg. Viel Spaß bei deiner Hochzeit, vorausgesetzt die findet überhaupt statt.", schreit er und schubst mich noch einmal so heftig, dass ich nach hinten taumele und gegen die Wand knalle. Dann geht er zügig aus dem Haus. Mum sieht mich geschockt an. Sie steht noch immer wie gelähmt da.
„Geh ihm nach!", huste ich und zeige zur Tür. „Mir geht's gut!" Sie schaut abwechselnd zur Tür und zu mir. „Geh zu Charlie! Mir geht's gut, Mum!", sage ich wieder. Sie nickt kurz wie in Trance und läuft dann ihrem Zweitältesten hinterher.
Ich lasse mich an der Wand hinunter und setze mich auf den Boden. Ich fasse vorsichtig an meine Nase und schreie fast wieder auf. Verdammte Scheiße, kann der fest zuschlagen! Insgeheim verfluche ich sein jahrelanges Quidditchtraining sowie seinen Job, was ihm anscheinend ordentlich an Kraft hat zunehmen lassen. Ich schnappe mir einen feuchten Lappen und lehne den Kopf nach hinten an die Wand, um das Nasenbluten zu stoppen.
„Bill!", höre ich eine Stimme rufen. Es ist meine Schwester, die etwa zwei Sekunden später neben mir sitzt.
„Bei Merlin! Deine Nase! Ich.."
„Ginny, beruhig dich! Alles Ok!", sage ich und halte ihre Hände fest.
„Nichts ist ok! Deine Nase sieht schrecklich aus. Was ist bloß in Charlie gefahren?"
„Nicht so wichtig!", sage ich und stehe auf. Ich schleppe mich zur Couch und lasse mich darauf fallen.
„Bill, was war das gerade?", fragt meine Schwester und setzt sich neben mich auf die Couch. „Was meinte er damit, ob die Hochzeit überhaupt stattfindet?" Ich antworte nicht.
„Billy!", sagt sie. Ich höre an ihrer Stimme, dass sie kurz davor ist zu weinen. „Warum hat Charlie das gemacht?"
„Gin! Erinnerst du dich an die Freundin, die ich vor etwa fünf Jahren hatte?"
„Die Nichtmagische, die dich sitzengelassen hat?"
„Ja, das war Scar. Ich... Ich habe sie letzte Woche gesehen und alles von damals war wieder da. Ich... Ich liebe sie noch. Und heute, da... Sie hat gesagt, sie trennt sich für mich von Charlie. Ich habe nur an mich gedacht. Ich habe Charlie ganz vergessen! Und das nur, weil ich sie wiederhaben wollte. Ich hätte einfach meine Klappe halten sollen. Dann würde ich Fleur heiraten und alles wäre in Ordnung!"
„Nichts wäre dann in Ordnung, Bill! Du wärst unglücklich, Scarlett wäre es und früher oder später würde es Fleur und Charlie genauso gehen. Das wäre auf Dauer nicht gut gegangen. Vielleicht ist es besser so.", sagt sie und legt mir einen Arm um die Schultern.
„Und was habe ich jetzt davon? Charlie hasst mich, Fleur hasst mich und Scar?"
„Und Scar liebt dich! Dann ist doch alles in Ordnung! Charlie kriegt sich irgendwann wieder ein.", sagt sie. Ich weiß genau, dass sie das alles nur meinetwegen sagt. Ihre eigene Meinung würde sie in einer solchen Situation nie laut sagen. Ich weiß genau, wie sie aussieht. Sie liebt Charlie sehr, mehr als mich. Ich bin sicher wenn es hart auf hart kommen würde, dann würde sie sich auf seine Seite schlagen.
„Glaub ich nicht! Er hat Recht. Ich habe nicht nachgedacht. Ich habe nur das getan, was ich selbst wollte und habe überhaupt nicht daran gedacht, wie es ihm dabei geht. Ich habe alles kaputt gemacht, nur weil ich so egoistisch sein musste."
„Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Das ändert jetzt auch nichts. Aber wir müssen etwas wegen deiner Nase machen. Ich hol George!", sagt sie und springt auf.
„Nein! Bitte nicht!"
„Aber die ist gebrochen und..."
„Schon. Aber bitte hol Dad oder Percy. Ich trau weder Fred noch George.", sage ich. Sie grinst.
„Gute Idee. Wäre mir auch lieber.", sagt sie und springt auf.
„Ach ja... Gin! Bitte sag Fleur nichts. Dafür habe ich jetzt echt keine Nerven."
„Ok!", sagt sie und rennt die Treppe hoch. Wenig später kommt Scarlett die Treppe runter gerannt.
„Will! Ginny hat mir gesagt, was passiert ist!", sagt sie und lässt sich neben mich fallen. Dann nimmt sie mein Gesicht in ihre Hände, betrachtet skeptisch meine Nase und meint: „Das sieht schlimm aus. Tut mir so leid. Ich dachte nicht, dass er so ausrastet."
„Schon Ok! Es geht schon."
„Die muss wieder gerichtet werden!"
„Jaja, Dad macht das! Ginny holt ihn!" Wie aufs Stichwort kommt Dad mit Fred und George im Schlepptau die Treppe runter.
Fred grinst und meint: „Wow! Ich habe es mir ja schlimm vorgestellt aber das übertrifft meine Erwartungen um Längen."
„Halt die Klappe, Fred!", gebe ich zurück.
„Starke Leistung! Warst du das Scarlett? Was hat er denn angestellt?", fragt George grinsend.
„Könnt ihr jetzt bitte mal die Klappe halten und... AH!", rufe ich, als ein stechender Schmerz durch meine Nase zieht.
„Sieht doch gleich viel besser aus!", sagt Dad und betrachtet sein eben vollbrachtes Werk. Ich stelle sofort fest, dass ich überhaupt keine Schmerzen mehr habe. Alles super! Jedoch quatschen Fred und George jetzt wieder auf mich ein. Na ganz toll!
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Verhängnisvolle Liebe (Charlie/Bill Weasly ff)
FanfictionEntscheidungen... Sie sind schwer und fordern viel Nachdenken. Man muss sich genau überlegen, welchen Weg man einschlägt, die Vor- und Nachteile abwiegen. Man muss sich bewusst sein, dass man manche Entscheidungen nicht mehr rückgängig machen kann...