Kapitel 17

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Woche 2 auf der Uni ist geschafft und ich kann mit Gewissheit behaupten, dass ich endlich richtige Freunde gefunden habe. Gott klingt das armselig. Doch aus der Gegend wo ich her komme mochte ich die meisten nicht. Sie waren mir zu abgehoben und selbst fokussiert. Das einzige was sie interessierte war ihre Geld, wie sie noch reicher wurden und wie sie am besten ihr Vermögen anderen unter die Nase reiben können. 

Ich hatte genau einen besten Freund, doch seine Eltern trennten sich in der 10. Klasse. Danach verlor sein Vater all das Geld, durch seine ewige Trinkerei und Spielsucht. Seine Mom konnte das nicht mehr aushalten und zog mit ihm zurück in ihre Heimatstadt und naja seit dem habe ich nichts mehr von ihm gehört. 

Sonst hatte ich nur oberflächliche Bekanntschaften, neben den ich in der Pause sitzen konnte. Aber jetzt habe ich Ria, Willow, Pria, und Alej! Außerdem nehme ich mir auch fest vor Darren und Dang näher kennen zulernen. Die Option dafür hat sich bloß bis jetzt noch nicht gezeigt, aber das wird. Da bleibe ich optimistisch. 

An diesem Wochenende stehen zwei große Ereignisse an. Zum einen ist morgen die Feier mit meinem Vater, weswegen ich heute noch mit Romero einen Anzug besorgen gehe. Und am Sonntag zieht er dann ein. 

Gerade bin ich dabei meine Boots anzuziehen, da Romero mir schon vor 5 minuten geschrieben hatte das er unten auf mich wartet. Doch ich sehe es nicht ganz ein mich wegen ihm zu stressen, also ziehe ich ganz entspannt meine Blazerjacke an und trinke noch den letzten Schluck meines Kaffees aus, bevor ich überhaupt daran zu denken mich Richtung Tür zu bewegen.

Unten angekommen nehme ich mir einen Moment Romero kurz zu mustern, bevor ich durch die Glastür trete und er aufschaut. Er trägt einen schwarzen Beanie, mit einem karierten Mantel und einer schräg über die Brust hängenden Bauchtasche. Alles in allem sieht er so gut wie immer aus und genauso wie immer raubt er mir für einen Moment den Atem. 

Doch auch wenn ich ihn Stundenlang anschmachten könnte, trete ich aus der Tür hinaus und erlange so seine Aufmerksamkeit. Auch er fährt einmal meinen Körper entlang, doch hat sich deutlich schneller wieder unter Kontrolle als ich. 

Mit aus gestreckter Hand hält er mir sein Handy ins Gesicht. "Wir waren vor über 10 Minuten verabredet, was hat so lang gedauert?" blafft er mich gleich an. Doch das interessiert mich reichlich wenig und ich verdrehe nur genervt meine Augen. Seine vorsichtige, verletzliche Art vom Teich ist komplett vergessen und zurück bleibt die herablassende Version von ihm. Die andere hat mir besser gefallen.

"Dir auch einen fröhliches Hallöchen. Ich wusste ja nicht das du es so eilig hast." antworte ich gleichgültig. Verwirrt blicke ich umher. "Womit hast du eigentlich vor in die Stadt zu kommen? Hast du dein Auto hier irgendwo geparkt?"

"Wir fahren mit der Bahn, soweit ist  es nicht. Denk doch mal an die Umwelt, als nur an dich und deinen privilegierten Arsch."

Wieder steigt diese Wut in mir auf. Er möchte mich mal wieder provozieren und es klappt einfach zu gut. Ich hasse es! "Ich denke sehr wohl an die Umwelt!" dann stapfe ich ein wenig angepisst an ihm vorbei. Ich spüre wie er mir belustigt folgt. 

"Ach Prinzessin, sei doch nicht gleich beleidigt."

Daraufhin schenke ich ihn noch einen meiner schönsten Finger und einen wütenden Blick, da er mich mal wieder Prinzessin genannt hat. Ab da an ignoriere ich ihn so lange bis wir angekommen sind. 

"Ich bin dafür wir gehen für den Anzug zu C&A ist meist zwar sehr überteuert, aber ich hab letztens gesehen das sie Sale haben, also sollte das gehen." versuchte er mir zu erklären. Doch das geht nicht nach meinen Geschmack und ein freches Grinsen tritt auf meinen Mund.

"Mach dir keine Sorge wegen dem Geld ich bezahle mit Daddys Kreditkarte. Du sollst doch das beste vom besten bekommen, denkst du nicht?" etwas unsicher guckt er mich immer noch an, weswegen ich hinzufüge: "Meine Eltern besitzen so viel Geld, dass es ihnen nicht einmal auffallen wird. Das ist gefühlt Kleingeld für die beiden. Außerdem zeig ich dir jetzt mal wie privilegiert mein Arsch wirklich ist." 

"Ich weiß ja nicht."

"Aber ich!" und so schleife ich ihn erst zu Hugo Boss, dann zu Armani und anschließend zu Brioni. Ich bin echt erstaunt das sie all diese Läden hier überhaupt haben. Ehrfürchtig treten wir beide durch die Türschwelle von Brioni und sofort kommt eine Verkäuferin auf uns zu. 

"Schön Guten Tag was suchen sie denn?" fragt sie bemüht freundlich und mustert uns einmal prüfend von oben bis unten. 

Freundlich lächele ich sie an. "Morgen gehen wir auf einen wichtigen Empfang meines Pa-pas und suchen daher einen Anzug für meinen Freund." dabei lehne ich mich etwas gegen seine Brust und fühle mich sofort Putter wohl. Noch einmal wirft sie uns einen prüfenden Blick zu und verschwindet anschließend Richtung Kasse. 

"Meines Pa-pas? Ist das nicht etwas übertrieben? Und seit wann bin ich dein Freund?" fragt Romero skeptisch. Verlegen lächele ich ihn an und trete einen Schritt zurück.

"Sie hat uns so prüfend angeschaut, da wurde ich nervös und habe versucht zu überzeugen. Außerdem was hätte ich ihr denn sagen sollen. Ach wissen sie wir brauchen einen Anzug da er morgen meinen Freund spielt, damit ich meine Eltern auf die Palme bringe oder wie? Da ist es doch einfacher unsere Lüge jetzt schon zu probieren nicht?" 

Bevor er antworten kann kommt die Mitarbeiterin von vorhin wieder und bittet uns ihr zu folgen. Sie führt uns in eine Abteilung mit einer Menge teurer Anzüge und bietet uns teuer aussehenden Sekt an. Dann lässt sie uns wieder allein. Vorsichtig gehe ich die Anzüge durch und nehme die heraus bei denen ich denke, dass sie ihm stehen könnten. Skeptisch blicke ich an ihm herunter.

"Findest du nicht das, dass ganze hier etwas übertrieben ist? Ich mein ja nur der Sekt ist wahrscheinlich teurer als alles was ich besitze."

Genervt blicke ich zu ihm auf. "Sie es doch mal so. Ich weiß du hältst mich wahrscheinlich für das größte Kapitalisten Schwein und bist der Meinung ich verschwende Geld nur unnötig. Mein Gott und wahrscheinlich ist das auch so, aber anstatt nur rum zu quengeln könntest du das auch einfach mal nutzen. Was auch immer du brauchts oder möchtest würde ich dir jetzt kaufen, du hast mich in der Hand. Also nutz mich doch einfach aus, wie es jeder tut. Sei einfach so selbstsüchtig wie immer, fällt dir ja sonst auch nicht schwer."

Nun hebt sich sein Mundwinkel und er grinst mich verschmitzt an. "Ich hab dich in der Hand, ich darf Selbstsüchtig sein. Mhm das ist Musik in meinen Ohren und klingt ja schon fast wie eine Einladung für etwas ganz anderes." mit einem Auge zwinkert er mir zu. 

Auch wenn ich es nicht gerne sage, ich freue mich das diese Seite bei ihm wieder da ist. denn das heißt das dieser elendige Shoppingtrip endlich spannend wird. Ohne es zu wollen tritt für eine mini Sekunde ein lächeln auf meine Lippen, um es zu überspielen werfe ich ihm ein kurzes "Kleinkind" an den Kopf und drehe mich anschließend wieder den Anzügen zu. 


Still not brokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt