Kapitel 16

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Ich beobachte den See und wie immer wieder kleine Tropfen auf ihn treffen und sich mit ihm anschließend verbinden. Alles an diesem Bild, dass sich mir bietet, ist perfekt. Der Teich mit den kleinen niedlichen Entchen, die sich vergeblich unter dem Schilf versuchen zu schützen. Die Bäume die das ganze geschehen von der Straße verbergen, als wären sie eine Wand die sie vor der Wirklichkeit beschützen möchte. Und dann ist da der leichte Regen der dem ganzen etwas geheimnisvolles hinzufügt. 

Eigentlich wollte ich joggen gehen, um meinen Kopf etwas frei zubekommen. Doch wie es scheint, hatte ich vollkommen vergessen das ich für sportliche Aktivitäten ganz und gar nicht geschaffen bin. Schon nach kurzer Zeit habe ich aufgegeben und bin auf der Bank gerade zu zusammen gebrochen. Jetzt liege ich hier, lasse den Regen auf mich rieseln und genieße die Ruhe, die mir diese Aussicht bringt. 

Meine Haare sind mittlerweile durch nässt, bis der regen durch meine Klamotten komplett durch gesickert ist braucht es auch nicht mehr sonderlich viel. Es könnte mir nicht egaler sein. Denn für diese Momente lebe ich, genau für diese. 

Es ist kaum zu erklären was diese Ereignisse in mir auslösen, doch wenn ich sage das es mir innere Ruhe bringt beschreibt es das nicht mal ansatzweise. Es bringt mir zwar ruhe, doch gleichzeitig habe ich das Gefühl einfach alles zu fühle. Trauer, Freude, Glück... Ich könnte übers Gras heulend tanzen und mich anschließend lachend auf dem Rasen zusammen krümmen. Ohne irgendetwas wirklich zu fühlen. 

Als mir jemand eine Strähne aus dem Gesicht streicht schrecke ich sofort auf. Neben mir hockt ein ernst dreinblickender Romero. "Alles in Ordnung bei dir?" fragt er mit seiner Honig weichen Stimme. 

"Es ging mir nie besser." und das meine ich so. Denn nach langer Zeit fühle ich endlich mal wieder leben. In mir und der Welt um mich herum. 

Romero steht auf und setzt sich neben mich, nun starrt er auch etwas verloren auf den kleinen Teich direkt vor uns. Ich frage mich worüber er nach denkt. Sein Gesicht sieht leer aus, als würde er die Last der Welt auf sich tragen und dabei vergessen haben auf sich selbst zu achten. Ob das überhaupt Sinn ergibt? Zumindest in meinen eigenen Kopf. 

So sitzen wir eine Weile ruhig neben einander, bis Romero leise fragt: "Sind wir... Freunde?".

Überrascht blicke ich zu ihm hinüber. Auch wenn ich nicht weiß wieso. Aus irgend einem Grund scheint ihm diese Frage wirklich wichtig zu sein. Sein Blick ist weiterhin auf den Teich gerichtet. Vielleicht aus Angst die Antwort in meinen Augen zu entdecken. 

Wie kommt er auf diese Frage? Wenn ich ehrlich bin kann ich nicht sagen das ich ihn hasse. Ich mag es aber nicht wenn er so überheblich ist oder andere verarscht. In diesen Momenten würde ich ihm am liebsten auf die Schuhe kotzen. Doch das kann nicht alles von ihm sein. Denn die Art wie er sich um mich gekümmert hat, dass war doch auch er oder nicht? Und genau da fängt das Bild, dass ich von ihm habe an zu bröckeln.

 Doch Freunde? Das trifft es auch nicht wirklich. "Ich weiß es nicht." 

Nun schaut auch er mich an. In seinem Blick liegt ein Hauch Verzweiflung. Gerade mal so viel das ich es erkennen kann. Was ist los mit ihm?

"Hasst du mich?" 

"N- Nein."  

"Magst du mich?" in seiner Stimme schwingt etwas mit, was Angst ähnelt. Und schon wieder Frage ich mich, ob alles ok bei ihm ist. 

"Ich- also... ich weiß nicht." ohne Vorwarnung steht er nach meiner Antwort auf und geht. Völlig verdattert bleibe ich auf der Parkbank, im immer doller werdenden Regen, sitzen. 

Ich habe Romero als eine Person des puren Vergnügens gesehen. Doch jetzt? Was war los bei ihm? Ist er mir vielleicht doch ähnlicher als gedacht? Und auf ein mal entwickle ich das Bedürfnis mehr über ihn zu erfahren und ihn eventuell sogar richtig kennen zu lernen. Nur um vielleicht dahinter zu kommen, dass seine Fassade auch nur ein Abwehr Mechanismus ist.


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