Kapitel 13

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Der Wind pfeift durch mein Zimmer, der Regen peitsch gegen das Fenster und die Wohnung duftet nach Zimt. So wache ich doch gerne auf.  Es ist für einen Moment alles Perfekt, doch das hält nicht lange an. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es mittlerweile 16:00 Uhr ist und das würft natürlich die Frage auf: Wieso schlafe ich jetzt noch? Die Antwort darauf gefällt mir gar nicht. 

Vor nicht mal ein paar Stunden bin ich in den Armen, der einzigen und ich möchte noch einmal betonen, der EINZIGEN Person die ich nicht ausstehen kann, eingeschlafen. Wie kann es möglich sein das es Milliarden Mensch auf diesem Planeten gibt und ich es schaffe genau bei ihm zu landen. 

Leise tapse ich in Richtung Küche, aus die der zimtige Geruch zu kommen scheint. Vorsichtig luge ich um die Ecke und erkenne Romero mit seinem Handy in der Hand und einem Tee auf der Ablage, vor der er sitzt. Ich nehme allen meinen Mut zusammen und trete hinter den Vorsprung hervor. So selbstbewusst wie möglich gehe ich auf ihn zu.

"Du bist ja immer noch hier. Wenn ich mich nicht irre besitz du noch eine eigene Wohnung oder etwa nicht?" bei meinen Worten hebt sich sein Blick, der mal wieder so undurchdringbar wie immer ist. 

"Ich musste leider noch darauf warten bis Dornröschen aus ihrem Schlaf erwacht, damit ich ihr mitteilen kann das ich vorhabe morgen die ersten Sachen von mir vorbei zubringen und nächsten Freitag einziehen müsste."

"Du hast ja nicht meine Nummer oder so, um mir das zu schreiben." sobald ich diesen Satz ausgesprochen habe, bereue ich es sofort. Auch in die zuvor noch emotionslosen Augen von Romero, tritt eine gewisse kälte. Er hat es nicht verdient das ich jetzt so mit ihm umgehe. Ich habe einfach ein Problem damit mich emotional vor anderen zu zeigen. Wenn ich während Filmen, Büchern oder was auch immer Weine, ist das ok. Aber hier bei geht es um so viel mehr. 

Jedes mal wenn ich aus einen privaten Grund weine, stoße ich die Leute von mir weg. Aus irgend einen Grund komm ich nicht damit klar das Leute mir in solchen Momenten helfen wollen. Dabei ist es egal wie nett es gemeint ist. Auch wenn ich es hinterher immer bereue, kann ich es nur selten zugeben. Das ist mein verkorkster Abwehr Mechanismus, der nicht nur anderen, sondern auch mir selbst schadet.

So wie jetzt. Denn anstatt mich zu entschuldigen und mich für vorhin zu bedanken. Lasse ich ihn, mit einer kalten Verabschiedung, gehen. Zurück bleibe nur ich, mein Gefühlschaos und diese eklige kälte, die sofort mein Körper übernimmt. 

*

Wieso klopft es? In welchem Universum stört man bitte eine Person um diese Zeit. Ein Blick auf mein Wecker verrät mir, dass es gerade erst einmal 8:02 Uhr ist. Aus Protest drehe ich mich noch mal um und ziehe die Decke abwehrend über meinen Kopf. Niemand wird mich dazu bekommen, um diese Zeit eine normale Unterhaltung zuführen. Am Morgen, kurz nach dem aufstehen bin ich besonders reizbar. Wenn mich dann aber noch jemand weckt, bin ich der Teufel in Person. 

Nach einiger Zeit versiegt das Klopfen und ich bin schon fast wieder in meinem Traumland gelandet. Würde nicht auf einmal mein Handy klingeln. Genervt stöhne ich auf. 

"Was?!" nehme ich den Anruf verärgert an. 

"Dir auch einen Guten Morgen. Ich hatte dir doch gesagt das ich heute vorbei komme, aber du machst die Tür nicht auf. Bist du nicht da?" antwortet die mittlerweile zu bekannte Stimme von Romero, auf der anderen Seite. 

"Um Gottes Willen. Was machst du denn schon so früh hier? Es ist erst kurz nach acht!!!" 

"Danke, die Uhr kann ich aber schon lesen." 

Am Morgen sind seine Spielchen noch unerträglicher als am Tag. Verschlafen reibe ich mir einmal über die Augen und richte mich dann langsam auf. "Dann kannst du mir ja auch sagen wieso du mich aus meinen heiligen Schlaf, um so eine unnormal frühe Zeit reißt."

"Da ein Umzug nun mal ziemlich aufwendig ist und ich wirklich nicht viel zeit habe."

"Ein mal verzeih ich dir das ganze, du weißt es noch nicht besser, ABER sollte das noch einmal geschehen, versichere ich dir, ich spring dir an die Gurgel und zerstöre alles was du besitzt und liebst!" und das meine ich Todernst. Mit einem tiefen Atemzug lege ich auf und laufe in Richtung Tür. Schwungvoll öffne ich sie und blicke Romero angepisst an. 

"Ganz Ruhig Prinzessin, sobald du mir ein Schlüssel gibst, kommt das nicht mehr vor." dabei grinst er belustigt. 

"Schön das du das alles so lustig findest, aber warte nur ab bis du deinen Teddy irgendwann aufgeschlitzt, in mehreren Teilen wieder findest. Ich wette da vergeht dir dein dämliches Grinsen." dann drehe ich mich um und hatte eigentlich vor wieder in mein Bett zu verschwinden.

"Ich wohne also demnächst mit einer Psychopatin zusammen, interessant." Er atmet einmal schwer ein und aus. "Ich hasse es eigentlich mich zu wiederholen, doch du scheinst es dir nicht gemerkt zuhaben, du hast mal wieder kaum was an." damit meint er mein Schlafoutfit, was ich schon gestern getragen hatte. 

Ich drehe mich wieder zu ihm um. "Und seit wann stört dich das?" 

Er fährt mit seinen undurchdringbaren Augen einmal meinen ganzen Körper lang. Ohne es zu wollen halte ich mein Atem an. Die Müdigkeit scheint auf einmal wie weggeblasen. Was zählt ist gerade nur das angenehme Prickeln, das sein Blick auf meiner Haut auslöst.  

"Mich stört das ganz und gar nicht. Glaube mir. Doch wollte ich sicher gehen das du dich damit wohl fühlst." Viel sagend trifft sein Blick auf den meinen. Langsam kommt er auf mich zu. Sein Blick hält mich die ganze Zeit gefangen. Meine Hände sehnen sich danach ihn zu berühren. Doch ich bleibe an Ort und Stelle, nur mein Kopf legt sich langsam in mein Nacken, um ihn weiterhin ansehen zu können. 

Seine düstere Ausstrahlung macht mir das Atmen schwer. Alles in meinem Körper schreit nach seiner Berührung und ich verstehe nicht wieso. Um etwas Abstand zwischen uns zubringen, gehe ich ein paar Schritte zurück, doch berühre schon bald die kühle Wand. 

Seine Finger gleiten zärtlich meine Seite entlang, bis hoch zu meinen Lippen. Mein inneres glüht mit jeder seiner Berührungen und sehnt sich danach ihn selbst anzufassen. 

"Ich denke es wird Zeit Regeln aufzustellen." sage ich mit einer erstaunlich festen Stimme. Die kein Vergleich zu meinem schmelzenden inneren da stellt. Doch trotz dessen, das mein Körper bis aufs äußerste dagegen wehrt sich von ihn abzuwenden, lässt mein Blick keine Wiederrede zu. Er ist wie eine Droge für mich und wenn ich nicht aufpasse werde ich abhängig, von ihm und seinen lehren Versprechen. 


Still not brokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt