Ich greife nach meinem Handy und nehme den Anruf an, ohne vorher zu checken wer es ist. "Summer? Na endlich was hat denn da solange gebraucht?" wettert die penetrante Stimme meiner Mutter auch schon los. Soll das eigentlich ein schlechter Scherz sein?
Schnell versuche ich mich zu sammeln und streife dabei etwas verloren meine Haare glatt. Mein Blick ist dabei immer noch aufmerksam auf Romero. Ich habe keine Ahnung wieso ich das gerade zu gelassen habe, beziehungsweise wieso das überhaupt passiert ist. Doch egal warum, es wird nie wieder geschehen! Soweit werde ich es nicht noch einmal kommen lassen!
"Oh hey Mom, wieso rufst du mich an?"
"Wieso ich dich anrufe? So begrüßt du deine eigene Mutter?"
"Tut mir leid, es ist nur gerade nicht so passend." versuche ich das Gespräch, so freundlich wie möglich, dem Ende zu zuführen. Mein Brustkorb fühlt sich mal wieder beklemmend an, bei der Art wie meine Mutter spricht. Es ist die Stimmenlage die mir mal wieder verrät das dieses Gespräch, sollte es noch weiter gehen, nicht gut enden wird.
"Was ist denn bitte wichtiger als deine eigene Mutter?!" schreit sie schon fast wieder.
"Nein, nein so meinte ich das natürlich nicht. Es ist nur so das ich gerade Besuch habe und da möchte ich natürlich keine unhöfliche Gastgeberin sein." Ein Klos fängt sich in meinen Hals an zu bilden.
"Oh natürlich, wenn ich mal Hilfe brauche hast du keine Zeit, aber wenn das Fräulein was braucht soll ich sofort zur Stelle sein. Das ist so Ignorant von dir."
Sofort treten, bei ihren Worten, Tränen in meine Augenwinkel. Ignorant, wie oft habe ich das Wort bis jetzt schon gehört? Sie benutz es nach so vielen Jahren immer noch. Doch ich verstehe, genau wie damals, nicht was es mir sagen soll. Ich wende mich von Romero ab und gehe in Richtung meines Zimmers. Dort räuspere ich mich kurz, um den größer werdenden Klos in meinem Hals los zu werden. Erfolglos.
"Du weißt ich meine das nicht böse. Was ist denn dein Problem dann helfe ich dir doch gerne."
"Nächste Woche gibt dein Vater eine Feier, zum 45. Geburtstag der Kanzlei und du wirst auch dort sein. Da du keine Begleitung hast wirst du mit Mason gehen. Er freut sich schon."
Die kälte in ihrer Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken. Wie kann eine Person nur so mit seinem eigenen Kind umgehen? Eine einzelne Träne läuft mir über meine Wange. Ich fühle mich wieder mal so machtlos gegenüber ihr. Es ist als würde ich all meine Schlagfertigkeit, die normallerweise zu meinem Charakter gehört, über den Haufen werfen.
"Ich werde da sein, doch nicht mit Mason. Du weißt ich kann ihn nicht ausstehen. Ich werde jemand anderes mitnehmen." trotz dessen das ich weine, klingt meine Stimme fest.
"Ich hoffe der ominöse Mann kann sich benehmen und zieh dir ja etwas anständiges an. Jetzt geh wieder zu deinem Besuch, du sollst schließlich eine gute Gastgeberin sein. Ruf uns doch auch mal bitte an. Dein Vater und ich sorgen uns sonst um dich."
Diese Frau ist ein Rätsel für mich, wie kann jemand nur so schnell das Thema ändern, als wäre es nichts. Die Klemme um meine Brust zieht sich immer fester zu.
"Mach ich. Habt ein Schönes Wochenende." und ich lege auf. Sofort lockert sich der Druck, der mir das Atmen erschwert hat und die Tränen fließen unaufhaltsam aus meinen Augen. Ich gehe in die Knie ohne es verhindern zu können.
Mein Herz fühlt sich, als hätte jemand ein Dolch hinein gerammt. Mein ganzer Körper wölbt sich vor innerer Schmerzen nach vorne. All die unterdrückten Gefühle kommen auf einmal hervor, die ich all die Jahre über so gut wie möglich unter Verschluss gelassen hab. Doch die letzte Woche hat mir gezeigt das mein Leben auch ganz anders aussehen könnte, würde ich mich nur trauen mich von meinen Eltern endgültig zu lösen. Mein Atem wird immer hysterischer, alles um mich herum dreht sich, doch ich kann mich einfach nicht beruhigen. Meine Hände legen sich auf meinen schnell hebenden Brustkorb, um einen lächerlichen Versuch zu starten mich zu beruhigen. Doch die ganze Situation verursacht in mir nur noch mehr Panik und ich habe das Gefühl gleich Bewusstlos zu werden, so schnell geht mein Atem mittlerweile.
Doch plötzlich spüre ich Arme, wie sie mich an eine starke Brust drücken. Und ohne es zu wollen drücke ich mich enger an ihn heran. "Ich bin da." ist das einzige was er mir zu flüstert und auch das einzige was ich, in diesem Moment, wissen muss.
So sitzen wir eine Weile da, bis meine Tränen versiegen und mein Atem sich reguliert. Vorsichtig blicke ich auf, nur um zu erkenne das der Blick von Romero schon die ganze Zeit auf mir liegt.
"Tut mir leid, normalerweise bin ich nicht so emotional." versuche ich meinen Ausbruch an Gefühlen zu rechtfertigen.
"Hey, du brauchst dich doch nicht entschuldigen. Manchmal müssen eben Gefühle auch an die Oberfläche kommen, egal wie sehr man versucht sie zu unterdrücken. Was du nebenbei bemerkt nicht brauchst, den Gefühle sind nun mal das normalste der Welt." dabei lächelt er mich vorsichtig an und ich erwidere es ehrlich. Ich bin im dankbar dafür, dass er mich nicht verurteilt und es nicht weiter hinterfragt.
"Danke."
"Nichts zu Danken kleine. Es ist selbst verständlich und solltest du mal jemand zu reden brauchen, bin ich ein super Zuhörer."
"Ich werde es mir merken." so sitzen wir noch eine Weile da und gehen unsere eigenen Gedanken nach. Bis mir wieder etwas aus dem Gespräch mit meiner Mutter einfällt, was mich etwas nervös macht.
"Ehm Romero... Weißt du ich... also da ist... ach misst kannst du mir bitte bei etwas helfen?"
"Du, die einzige Person auf Planet Erden die mich nicht ausstehen kann, möchte meine Hilfe? Na das muss dringend sein. Was ist es?" erwartend sieht er zu mir runter. Erst jetzt bemerke ich auch, dass wir hier immer noch eng umschlungen auf dem Boden sitzen. Und mal wieder möchte mein Körper nichts dagegen Unternehmen. Doch selbst wenn ich ein Versuch unternehmen möchte mich von ihm zu lösen, bin ich gerade sowieso zu schwach dafür. Der Ausbruch war doch recht Kräftezehrend.
"Naja mein Vater hat so eine wichtige Feier nächste Woche und da ich mit keinem schleimenden, Ranzvogel, der ein Spießer in Person ist, dahin wollte, dachte ich du würdest vielleicht mitkommen. Ich mein ja nur, du hast Tattoos, Ohrringe, bemalte Fingernägel und wahrscheinlich rauchst du auch noch. Damit sage ich nicht das, dass schlecht ist, denn glaub mir das ist sogar unheimlich heiß, aber es wird meine Eltern auf die Palme bringen. Außerdem gibt es da viel zu überteuertes Essen umsonst und du wohnst hier bald auch umsonst also könntest du das als Ausgleich sehen. Und ich sollte definitiv aufhören zu reden." sofort laufe ich rot an, da ich mich mal wieder um Kopf und Krage bringe.
"Du findest ich bin unheimlich heiß?" fragt er mich provozierend.
"Echt jetzt, ich halte dir einen ganzen Vortrag und das ist das einzige was du verstehst?" dabei verdrehe ich meine Augen, obwohl meine Wangen immer noch verräterisch rot sind. Ich hatte wirklich gehofft das ich das nur in Gedanken hinzugefügt hatte.
Schelmisch grinst er mich an. "Klar komme ich mit, zu kostenlosen essen und Leute verärgern kann man doch nicht Nein sagen."
Erleichtert atme ich auf. "Hast du eigentlich ein Anzug?" während ich ihn das Frage lehnt sich mein Kopf wieder gegen seine wohlig warme Brust. Ich spüre wie mich auf einmal die Müdigkeit überfällt und schließe die Augen um kurz zu ruhen, bevor mein Leben wieder über mich hinein stürzen kann.
"Ich denke schon. Sag mir nicht ich muss da einen tragen!"
"Naja schon irgendwie, aber eher so auf eine sexy lockere Art die meine Eltern zum rasen bringen wird." nuschle ich vor mich hin. Meine Augen werden immer schwerer und eigentlich weiß ich das ich unbedingt die Augen öffnen muss, sonst schlafe ich ein, doch wie immer höre ich nicht auf mich selbst und bleibe so liegen.
"Ist das nicht komisch?"
Schon im Halbschlaf frage ich: "Was meinst du?"
"Die Momente in denen wir uns mal nicht streiten."
"Ich weiß nicht. Es ist mal eine nette Abwechslung, obwohl man auch nicht vergessen darf das wir uns noch nicht so lange kennen."
"Ja du hast Recht, manchmal vergesse ich das."
"Weil du das Gefühl hast mich schon ewig zu kennen?"
Einige Zeit bleibt es still. "Ja so ungefähr." antwortet er nachdenklich.
"Mir macht dieses Gefühl auch Angst." nuschle ich noch ein letztes mal, bevor ich im Traumland versinke.

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Still not broken
Fiksi Remaja~Es ist schon lustig wie ein und die selbe Person all die zerbrochenen Teile deines Herzens zusammen flicken kann, um sie doch innerhalb einer Sekunden tausend mal schmerzhafter zu zerstören.~ --- Summer möchte ihr Leben einmal komplett umkrempeln...