18 | zehn Dinge die ich noch tun möchte

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Die Sonne ist heimtückisch, denn sie wirft dunkle, tiefe Schatten hinter dich.

(von azura-lima)

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"Warum?" Irritiert schob ich das schwarz eingebundene Buch zurück in das Regal und begann das Bett für unseren Gast herzurichten, der in circa Woche hier eintreffen würde. Direkt zwei Tage nach Ende der Klassenfahrt.

"Keine Ahnung, warum nicht?" beiläufig blätterte Ruvel eine Seite aus einem alten, schäbigen Buch um. Es war das einzige Buch was er je wirklich angefasst und mit Interesse gelesen hatte. Und er schien es sich immer wieder aufs Neue durchzulesen.

Verwirrend, nicht?

Ich verdrehte die Augen und stopfte das fluffige Kissen in den dazugehörigen, schneeweißen Bezug. "Das ist doch albern. Ist ja nicht so, als ob ich bald sterben werde, oder?"

Ruvel murmelte etwas unverständliches und blickte dann kurz auf. "Wer weiß"

"Willst du mich jetzt wirklich umbringen?" es sollte eher scherzend klingen, doch irgendwie hatte ich Angst das er wirklich 'ja' sagen würde.

Der Weißhaarige schloss kurz seine Augen, ehe er ein kurzes und knappes "nein" hervorbrachte und sich wieder seinem Buch zuwendete.

"Warum soll ich dann eine Liste mit Dingen machen, die ich vor meinem Tod noch tun will?" kopfschüttelnd machte ich mich nun daran den mit himmelblauen Mustern durchzogenen Bettbezug über die Decke zu stülpen, zuvor zog ich allerdings noch einmal mein Handy aus meinem grünen Kapuzenpulli und tippte schnell eine kurze Nachricht ein, die ich an Hanni und Eve sandt.

"Weil ich mich dann besser fühlen würde wenn ich dich doch umbringe" Ruvel sagte es einfach so grade heraus als würden wir uns über's Wetter unterhalten.

"Ist das jetzt wirklich dein ernst?" ich konnte die Bestürzung in meiner Stimme wohl nicht so ganz herausfiltern, denn der Mörder lachte einmal kurz trocken und legte dann sorgfältig ein kleines Lesezeichen in sein Buch. "Hast du etwa gedacht, du bist etwas Besonderes, Luci? Nur weil ich dich bis jetzt am Leben gelassen habe, heißt das nicht, dass ich dich nicht bald töten werde."

Ich schluckte und versuchte angespannt den Knoten zu ignorieren, der begonnen hatte sich in meinem Magen zu bilden.

Aber im Grunde hatte er recht.

Ich war nicht's besonderes an dem ein kaltherziger Mörder plötzlich hing. Der einzige Grund warum ich noch am Leben war war vermutlich Lucifer, der seine Gefährten alle ziemlich im Griff zu haben schien.

Demnach sagte ich nichts und bereitete stumm weiter das Gästezimmer vor. Währenddessen spürte ich wie Ruvels Blick mir aufmerksam folgte.

Plötzlich schnalzte der Mörder ungeduldig mit seiner Zunge und warf das weiche Kissen gegen meinen Kopf, gegen das er sich vor nicht mal 3 Sekunden noch gelehnt hatte.

Ich fing das Kissen auf ehe es zur Erde fiel und fuhr stumm mit meiner Arbeit fort. Bis zu dem Moment, wo mir etwas härteres als ein Kissen an den Kopf knallte.

"Au! Was zum..." ich schaute zu Boden und sah dort ein kleines, vergilbtes Notizbuch liegen. Die Ränder waren bereits eingerissen, die alten Seiten mit schwarzem Leder umschlungen. "Was soll das, Ruvel?"

"Soll ich es dir erst buchstabieren? Schreib!"

"Ich hab grade wirklich besseres zu tun falls es dir entgangen ist!" zischte ich und funkelte den weißhaarigen Mörder angesäuert an.

Dieser verdrehte sein blauen Augen und zog wie aus dem Nichts einen Kugelschreiber aus seiner Tasche. "Das wird ja wohl nicht so lange dauern, oder?"

Reaper Trials [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt